Wetter/Schwelm. Familie Bott setzt in ihren Gaststätten in Wetter auf den „CovScan“. Das Gerät kann per QR-Code den digitalen Impfpass oder Zertifikate auslesen.

Es geht um ein Gerät. So klar, so langweilig. „Ich kenne aber nichts Vergleichbares“, sagt einer der beiden Erfinder, Raphael Kohlhage. Der Gesellschafter der jungen Schwelmer Software-Entwicklungs-Firma „thinkAwesome“ (Übersetzung: denke genial) hat mit seinem Geschäftspartner Andreas Makris eine digitale Technik zur Erfassung des Corona-Status entwickelt. Seit rund zwei Wochen setzt Familie Bott aus Wetter auf dieses Ampel-System in ihren beiden Gaststätten Friedrichs am See und Zum Ostholz. Und ist begeistert.

„Das erleichtert unsere Arbeit erheblich“, sagt Jurij Bott stellvertretend für seine Mutter, seinen Bruder und die Angestellten. Die mussten sich bis dato entsprechend der Corona-Vorschriften von den Gästen vor Betreten der Innengastronomie immer das Handy, den gelben Impfpass oder ein Zertifikat vorzeigen lassen. Das Überprüfen der 3G-Regeln (geimpft, genesen, getestet) habe im Alltag viel Zeit gekostet.

„Wenn hier am Seeplatz die zwei Etagen voll sind, war eine Person nur mit der Corona-Kontrolle am Eingang beschäftigt“, so Jurij Bott. Dank der Erfindung können die Wirte und Kellner nun weiterarbeiten, wenn Besucher ins Restaurant kommen und ein kurzer Blick auf den kleinen Monitor am Gerät kein persönliches Nachhaken erfordert.

„CovScan“ heißt die Errungenschaft für das Covid-19-Zeitalter. Das Prinzip: Gäste halten zum Beispiel den QR-Code von ihrem digitalen Impfpass unter den Scanner. Akustisch und optisch aktiviert sich dann die Ampel. Ist alles in Ordnung, leuchtet das grüne Lämpchen zum entsprechenden Ton. Rot signalisiert: Hier hält jemand die 3G-Regeln nicht korrekt ein. Das Gerät zeigt Gelb und damit Obacht an, wenn jemand innerhalb einer definierten Zeit ein zweites Mal das gleiche Symbol einliest. „Damit wollen wir Missbrauch vorbeugen, dass Leute mit dem gleichen Code andere quasi einschleusen können“, erklärt Raphael Kohlhage, der mit Jurij Bott schon lange befreundet ist.

In den Gaststätten am Seeplatz Wetter und an der Grundschötteler Straße kann Familie Bott somit auf die einstige Zettelwirtschaft zur Erfassung von Kundendaten und auch auf eine Handy-App zur Gegenkontrolle des Impfpasses oder eines anderen Zertifikats verzichten. „CovScan“ ermögliche auch das Abstandhalten, so Kohlhage. „Normalerweise hält man ja sein Mobiltelefon oder einen Nachweis direkt einer Person vor, manche nehmen das Handy des Gegenüber ja auch in die Hand. Das empfinden viele als unangenehm und muss nun nicht mehr der Fall sein“, sagt der 33-jährige, der die Erfindung auch am 2. Oktober in der Schwelm-Arena bei den EN-Baskets einsetzt. „Bei Sport- oder anderen Großveranstaltungen kann das die Ordner bei der Einlasskontrolle entlasten.“

System ab Samstag in Schwelm

20 Geräte hat die Firma aus Schwelm hergestellt, drei sind aktiv (zwei in Wetter, eins in einer Berliner Bar), weitere folgen jetzt an diesem Samstag. Dabei haben die Software-Entwickler nach eigenen Angaben auch den für sie wichtigen Datenschutz im Blick. Der „CovScan“ lasse sich so programmieren, dass nach kurzer Zeit alles gelöscht werde. „Das geht in einen flüchtigen Speicher vor Ort und auf keinen Server. Und wenn man zum Beispiel abends den Stecker zieht, ist alles weg.“ Im Falle eines Corona-Ausbruchs lasse sich aber auch eine Rückverfolgbarkeit herstellen.

Einfach zu bedienen

Im Juni 2020 gründeten Kohlhage und Makris, die sich seit Schwelmer Schulzeiten kennen, die Firma „thinkAwesome“. Nach einigen Monaten Entwicklungszeit glauben sie, dass ihr einfach zu bedienender „CovScan“ vieles im Corona-Zeitalter erleichtere und gebraucht wird.Das Gerät kostet 949 Euro, laut Kohlhage seien Updates und Änderungen (Umstellung auf 2G) möglich. Der Scanner könne auch im Ausland genutzt werden, da er sich auch auf Englisch programmieren lasse. In Wetter habe er in den zwei Gaststätten bisher stets Grün angezeigt, sagt Jurij Bott.

Jurij Bott berichtet von erfreulichen Reaktionen der Gäste. Die erhalten am Eingang der beiden Restaurants an dem Gerät (fast auf Augenhöhe) Hinweise, wie sie den Scanner bedienen. „Schätzungsweise 98 Prozent unserer Kunden, darunter auch so gut wie alle Rentner und Senioren, haben einen digitalen Impfpass und kamen bisher mit dem Scanner sehr gut klar“, erzählt der Gastronom. Und schiebt eine Anekdote nach: „Als das Gerät hier ganz neu stand, dachte eine Dame, dass es sich um einen Desinfektionsspender handele und wunderte sich, als keine Seife herauskam.“