Wetter. Erst die Sperrung der L675, dann die Corona-Pandemie – Juri Bott hatte sich seine Café-Eröffnung in Wetter anders vorgestellt.

Erst kam die Sperrung des Ruhrtalradweges. „Da haben wir schon gedacht, das ist das Schlimmste, was uns passieren kann. Aber schlimmer geht immer", weiß Jurij Bott heute. Denn dann kam Corona. Jetzt sitzt der neue Pächter des Café-Restaurants „Friedrichs" am Ufer des Harkortsees mit seinem Team in den Startlöchern. Und wartet.

Während das Ende von Corona noch ungewiss ist, weiß er jedoch jetzt schon ziemlich genau, dass die Sperrung der L675 und des Ruhrtalradwegs mit Sicherheit bis Ende des Jahres andauern. "Die Nachricht, die am 6. März kam, war schon katastrophal; denn durch die Sperrung rechnete ich mit mindestens 50 Prozent weniger Gäste", so der Wetteraner. Dann kam das Virus.

Eröffnung für März geplant

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Doch der Reihe nach: Ursprünglich geplant war der Neustart der Gastronomie am See nach dem Pächterwechsel für Mitte März. Bei der Übergabe habe sich aber herausgestellt, das mehr deutlich mehr zu sanieren und renovieren war, als anfangs angenommen. „Dadurch war der Start Mitte März nicht einzuhalten", so Jurij Bott. Sein Team plante um: Probedurchlauf am 14. März, Neueröffnung am 28. März. Straßensperrung und Corona haben jetzt aber alle Pläne auf Eis gelegt. Bereits gebuchte Kommunion- und Geburtstagsfeiern wurden abgesagt oder verschoben. Die nackte Existenzangst hat ihn gepackt.

Auch kein Essen zum Mitnehmen

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Auch die Überlegung, Essen „to go", also zum Mitnehmen, anzubieten, haben er und sein Team verworfen. Der Grund: „Wir wollen den Leuten zeigen, dass es eine Veränderung hier gibt. Selbstbedienung wie zuvor wird es nicht mehr geben. Hier eröffnen ein Café und Restaurant mit Service", erklärt Jurij Bott und schaut auf Jessica Senge, die Service-Leiterin. „Wir standen alle schon Gewehr bei Fuß", sagt sie. Außer ihr sind das noch zwei Köche, zwei feste Servicekräfte, weitere Teilzeit- und Aushilfskräfte und natürlich Inhaber Jurij Bott. „Wir haben so ein motiviertes Team und hatten gerade die Service-Schulungen mit den neuen Mitarbeitern durchgeführt, als Corona kam", berichtet Jessica Senge. Wie man Teller trägt, Getränke richtig einschenkt, Tische eindeckt und vieles mehr hatte Küchenchef Tim Wippich den Neuen beigebracht. „Auch die Menü-Karte ist fertig, einfach alles steht in den Startlöchern", so Jessica Senge. Und: „Die ganze Vorfreude ist im Moment natürlich weg. Aber wir sind immer noch hoch motiviert, und warten, warten, warten."

Bruder ist große Stütze

„Deswegen hoffen wir umso mehr, dass uns die Leute unsere aktuelle Entscheidung, das Risiko zu minimieren, wertschätzen und uns hinterher kräftig unterstützen, indem sie dann hungrig und durstig zu uns kommen", blickt Jurij Bott vorsichtig in die Zukunft.

Eine große Stütze ist ihm derzeit sein Bruder Dmitrij, der das Taxiunternehmen der Familie aufrecht hält. „Das lief bislang gut; denn viele Menschen steigen von Bus und Bahn aufs Taxi um. Aber seit der eindringlichen Merkel-Ansprache sinken auch hier die Zahlen", berichtet Bott. Und: Viele ältere Fahrer würden sich aus Angst vor Ansteckung schon nicht mehr hinters Lenkrad der Taxe setzen. „Aber mein Bruder zieht das durch; er arbeitet von morgens bis abends. Denn die Menschen müssen ja immer noch zur Dialyse, zur Chemo- oder Strahlentherapie in die Krankenhäuser. Denen kann man nicht von einem Tag auf den anderen absagen", so der Wetteraner. Und: „Wir werden dennoch für alle Unternehmen Kurzarbeit anmelden." Seine einzige große Hoffnung: „Dass der ganze Spuk so schnell wie möglich vorbei ist."

Wartezeit wird sinnvoll genutzt

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Unterkriegen lassen will Bott sich auf keinen Fall: „Wir werden Schilder platzieren und auf uns aufmerksam machen. Das hier wird die schönste Gaststätte am ganzen Ruhrtalradweg. Auch der Bürgermeister hat mit uns gesprochen, und es wird alles in die Wege geleitet, damit die Stadt bald richtig aufblühen kann. Und die Wartezeit jetzt, die werden wir sinnvoll nutzen.“