Wetter/Herdecke. Camper lieben Unabhängigkeit und Comfort. Damit das passt, hat die Redaktion für Wetter und Herdecke Tipps fürs „Wohnzimmer auf Rädern“.

Campingurlaub liegt auch im zweiten Corona-Sommer im Trend. Nachdem viele Bundesländer ihre Reiseeinschränkungen gelockert haben, rollt ein Buchungsansturm auf deutsche Campingplätze zu. Eine ähnlich hohe Nachfrage erleben auch die Wohnmobilvermietungen. „Individuell, flexibel und distanzorientiert reisen – das wollen wegen Corona noch mehr Menschen. Mit dem Wohnmobil haben Camper im Urlaub quasi ihr eigenes Zuhause dabei“, sagt Tourismus-Expertin Heike Ellermann des ADAC Westfalen. Der ADAC in NRW gibt Tipps für Neueinsteiger.

Kaufen oder mieten?

Der ADAC in NRW empfiehlt, sich für den ersten Campingurlaub zunächst ein Wohnmobil auszuleihen, um ein Gefühl zu bekommen, ob diese Art der Reise zu einem passt. Fahrzeuge können entweder bei Direkt-Anbietern oder Vermittlungsportalen angemietet werden. Direkt-Anbieter haben in der Regel nur Fahrzeuge der eigenen Marken im Angebot. Vermittlungsportale bündeln die Angebote von verschiedenen Anbietern.

Das passende Fahrzeug

Für Anfänger eignen sich grundsätzlich kompakte oder schlanke Wohnmobile. Wer nur zu zweit unterwegs ist, wendig im Straßenverkehr sein und auch durch kleine Dörfer und Altstädte passen möchte, kann einen Campingbus mieten. Etwas länger und höher, aber immer noch kompakt, sind die beliebten Kastenwagen. Sie lassen sich bequem steuern und rangieren, sind mit Küchenzeile und großem Bett aber komfortabler ausgestattet. Teilintegrierte Fahrzeuge haben oft schon Schlafmöglichkeiten für bis zu vier Personen, sind zwischen sechs und sieben Meter lang und geben ein großzügigeres Raumgefühl. Vollintegrierte Mobile sind „Wohnzimmer auf Reisen“ und sprechen mit oft getrenntem Wohn- und Schlafbereich eher raum- und wohlfühl-orientierte Camper an. Für Familien mit Kindern eignen sich Alkoven-Modelle mit Betten im Überbau des Führerhauses und dazu großer Küche sowie Bad/WC mit Dusche. Die eigenen Bedürfnisse und Ansprüche sind ein guter Wegweiser: Was will ich maximal ausgeben und wo soll die Reise hingehen? Wie viele Betten brauche ich? Wie groß muss die Sitzgruppe sein? Wie viel Gepäck soll mit? Und welche sanitären Einrichtungen soll das Mobil haben?

Zusatzkosten im Blick behalten

Je nach Fahrzeuggröße und Dauer der Anmietung variieren die Preise stark. Bei einem 14-tägigen Urlaub im Hochsommer kann die Tagesmiete zwischen 100 und 160 Euro betragen. Hinzu kommt eine einmalige Servicepauschale. Weitere Kosten pro Tag können zum Beispiel für ein Haustier anfallen (sieben bis acht Euro). Noch nicht enthalten sind auch mögliche Mautgebühren, die Kosten für Benzin und den Stellplatz. Im Durchschnitt verbrauchen Wohnmobile neun bis 14 Liter Diesel pro 100 Kilometer. Wer die Freikilometer überschreitet, muss mit bis zu 40 Cent pro weiterem gefahrenen Kilometer rechnen. Eine Übernachtung auf dem Campingplatz kostet in Deutschland im Schnitt 35 Euro. NRW ist mit 32,38 Euro für eine Familie mit zwei Erwachsenen und einem Kind besonders günstig.

Vollkasko oder Teilkasko?

Wenn man in Deutschland ein Fahrzeug mietet, ist neben der obligatorischen Haftpflichtversicherung meistens eine Vollkasko- oder Teilkaskoversicherung dabei. Der ADAC in NRW empfiehlt den Abschluss einer Vollkaskoversicherung. Wichtig: Die Selbstbeteiligung im Blick haben, denn die kann schon mal zwischen 1000 und 3000 Euro betragen.

Genau hinschauen

Neueinsteiger sollten sich vom Vermieter alle Funktionen zeigen und ausführlich einweisen lassen. Dazu zählen nicht nur die Knöpfe und Hebel am Fahrersitz, sondern auch Bedienelemente im Fahrzeuginneren, der Umgang mit Frisch- und Abwasser, die Strom- und Gasversorgung, Chemo-WC, Duschkabine, Bordküche, drehbare Sitze und Hub-Bett. Das Wohnmobil befindet sich bei der Anmietung in einem leeren Zustand. Handtücher, Geschirr, Besteck oder Bettwäsche müssen selbst mitgebracht und eingeräumt werden.

Fahrzeugdimensionen

Die erste Fahrt mit einem Wohnmobil ist auch für erfahrene Autofahrer eine nicht zu unterschätzende Herausforderung. Vor der Abfahrt sollte man sich deshalb ohne Zeitdruck mit den Fahrzeugdimensionen und dem Verhalten des Fahrzeugs vertraut machen. Höhe und Breite zu kennen, schützt vor bösen Überraschungen und Kosten – etwa in Kurven, bei schmalen Baustellen oder niedrigen, überdachten Parkmöglichkeiten.

Routen gut planen

Wer zum ersten Mal mit dem Wohnmobil unterwegs ist, der sollte mit einer realistischen Route und nicht zu großen Entfernungen starten. Mehr als 80 bis 90 Kilometer schafft man pro Stunde nicht. Gerade Wohnmobil-Neulinge sollten daher gut überlegen, wie viele Zeit sie am Tag hinterm Steuer verbringen möchten.

Wohnmobil richtig beladen

Schwere Gegenstände gehören nach unten. Grill und Holzkohle, Getränkevorrat, Edelstahl-Töpfe und Pfannen, sowie falls vorhanden Porzellan-Geschirr – das alles kommt in Bodennähe des Wohnmobils. Leichte Sachen wie Kleider, Gewürze oder Kosmetikartikel können in den oberen Fächern verstaut werden.

Wild campen: Verboten oder erlaubt?

In Deutschland ist das einmalige „Zwischenübernachten zur Wiederherstellung der Fahrtüchtigkeit“ erlaubt (sofern es keine coronabedingte Ausgangssperre gibt). Wer extrem müde ist, darf sein Fahrzeug überall da abstellen, wo es nicht verboten ist. Das gilt aber nur zum Ausruhen und für maximal zehn Stunden. Camping-Aktivitäten entfalten, zum Beispiel Liegestühle rausstellen, den Grill anschmeißen oder die Markise ausfahren, ist verboten.

Mehr als 3000 Plätze

Der Campingtourismus ist we-sentlicher Bestandteil der deutschen Tourismuswirtschaft.

In Deutschland gibt es mehr als 3.000 Campingplätze mit rund 223.600 angebotenen Stellplätzen.

Die meisten Campingplätze befinden sich in Bayern, gefolgt von Niedersachsen und Baden-Württemberg.