Wetter/Ennepetal. Die Biologische Station im Ennepe-Ruhr-Kreis strebt einen Umzug von Ennepetal zum Wasserwerk Volmarstein an. Befürworter gibt es. Aber klappt es?

Ein genauer Blick auf die Bezeichnung lohnt in diesem Fall: Seit 2005 gibt es eine Biologische Station im Ennepe-Ruhr-Kreis. Logisch (dieses Wort steckt ja auch im genannten Adjektiv), dass zu dieser Einrichtung ein naturnahes Umfeld passt. Am Gründungsstandort Loher Straße in Ennepetal besteht die Nachbarschaft aber aus vielen Firmen. Ein Umzug steht schon seit Jahren auf der Agenda.

„Wir sind dort privat eingemietet, somit ist dieser Standort dauerhaft nicht gesichert“, erklärt Dr. Britta Kunz. Die wissenschaftliche Leiterin und Geschäftsführerin der Biologischen Station EN berichtet, dass der dazugehörige Verein schon länger die Augen nach einer geeigneteren Immobilie offen hält. Das „heißeste Eisen“ sei momentan das Wasserwerk Volmarstein.

Die AVU legt bekanntlich ihr Werk an der Ruhr demnächst (konkreter Termin unklar) still. Die Debatte zur künftigen Nutzung läuft längst. Das Ziel und der Wunsch zahlreicher Wetteraner: Möglichst viel von der intakten Natur in der Aue am Kaltenborn zu erhalten.

Logisch, dass eine Biologische Station dort gut hinpassen würde. „Den Gedanken, dort hinzuziehen, hatte schon vor Jahren mein Vorgänger. Das wäre für uns schlichtweg ein toller Standort“, sagt Kunz, seit 2014 Leiterin der Einrichtung. „Die Lage im Grünen, das Gelände, die Anbindung an Radwege und andere Verkehrsmittel – all das macht das Wasserwerk aus meiner Sicht zu einer Perle. An diesem Vorzeige-Ort wäre für uns sehr viel möglich.“

Entwicklung und Förderung

In den 1990-er Jahren wollte das Land NRW ehrenamtlichen Naturschutz mit öffentlicher Förderung belohnen. Daher sollte in jedem Kreis eine Biologische Station entstehen.

An Ennepe und Ruhr gab es ein Vorläufer-Modell, ehe 2005 die heutige Station gegründet wurde. Kunz und viele andere sehen darin ein „Erfolgsmodell“. Träger ist ein Verein, bei dem wiederum andere Vereine wie Imker, Waldbauern oder Kreisjägerschaft Mitglieder sind. Auch Spenden gehören zur Finanzierung (Info: www.biologische-station.de).

Der öffentlich geförderte und gemeinnützige Trägerverein, unter dessen Regie sich das Team um Natur- und Artenschutz sowie Landschaftspflege im gesamten EN-Kreis kümmert, habe das Interesse auch hinterlegt, etwa bei der AVU. Positive Rückmeldungen gab es laut Kunz von Wetters Bürgermeister Frank Hasenberg und von Landrat Olaf Schade, wobei der Ennepe-Ruhr-Kreis ein Zehntel des Budgets der Station beisteuert (wie auch der Regionalverband Ruhr, 80 Prozent der Förderung kommen vom Land Nordrhein-Westfalen). „Wir saßen auch bei Gesprächen über die Zukunft des Wasserwerks mit am Tisch“, berichtet die Biologin. „Wir müssen aber – wie alle anderen auch – nun auf die Entscheidung der AVU warten, wer die Anlage eines Tages übernimmt bzw. kauft.“

Sollte der Trägerverein sich mit dem neuen Eigentümer bezüglich einer Ansiedlung einigen, wäre klar: Die Biologische Station bräuchte zwar relativ viel Platz, wäre aber natürlich nicht der einzige Nutzer des großen Gebäudes oder Geländes. Auch für die Stadt Wetter sieht Dr. Kunz manche Vorteile. „Wir sind schon recht bekannt. Manche betrachten uns als Zugpferd und Publikumsmagneten, da wir in Sachen Naturschutz viel anbieten.“

Dafür stehen aktuell pro Jahr 195.000 Euro zur Verfügung. Dieser Betrag muss für alle Kosten der Bio-Station reichen (also auch für Gehälter, Miete oder Versicherung).

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Die Aufgaben lassen sich im Landesnaturschutzgesetz nachlesen. Dazu gehören beispielsweise auch: Betreuung und Pflege von Schutzgebieten, Vertragsnaturschutz (als vermittelnde Stelle zwischen Landwirten und Behörden), Öffentlichkeitsarbeit und Naturschutzbildung. Die promovierte Leiterin als hauptamtliche Kraft, drei wissenschaftliche Mitarbeiter in Teilzeit und Ehrenamtler bieten in diesen Zusammenhängen Exkursionen, Kurse oder Ausflüge für Schulen an. „Für uns gibt es immer etwas zu tun. Es wird eher mehr“, berichtet Britta Kunz und denkt an bedrohte Arten wie den Feuersalamander oder auch Schutzgebiete am Harkortsee.

Dabei wäre die Bio-Station beinahe schon mal auf dem Gebiet der Stadt Wetter gelandet. 2015 gab es konkrete Überlegungen, ein neues Domizil am Steinbruch Külpmann in Albringhausen einzurichten. Das zerschlug sich. Abzuwarten bleibt, ob es in der nächsten Zeit mit dem Wasserwerk Volmarstein klappt.