Herdecke/Ennepe-Ruhr. Herdecke ist kreisweit Spitzenreiter bei Preisen für Neubaueigentumswohnungen und Baugrundstücke. Das liegt am Quartier Ruhraue und Ahlenberg.

Wer Klischees mag, freut sich über diese Nachricht: Im Ennepe-Ruhr-Kreis sind Baugrundstücke in Herdecke weiter am teuersten. Traditionell belegt der Ortsteil Ahlenberg bei der jährlichen Übersicht Spitzenplätze, aber auch das Quartier Ruhraue.

Der Gutachterausschuss für Grundstückswerte hat nun seinen Marktbericht für 2020 veröffentlicht. Spitzenreiter bei den Preisen für Neubaueigentumswohnungen und beim Wert von Baugrundstücken im EN-Kreisgebiet ist Herdecke. Am Ahlenberg kosteten 1000 Quadratmeter 380.000 Euro, 2019 und 2018 waren es jeweils 10.000 weniger. Dazu passt der Trend: Wer 2020 eine Wohnung oder ein Haus an Ennepe und Ruhr kaufen wollte, musste demnach deutlich mehr Geld investieren als im Vorjahr.

„Preisabweichungen nach oben oder unten ergeben sich durch Lage, Ausstattung und Alter der jeweiligen Wohnung“, so Jürgen Wagenbach, Vorsitzender des Gutachterausschusses. Klaus Teunißen vom EN-Kreis nennt weitere Werte aus Herdecke. Dort gab es im letzten Jahr kreisweit auch die meisten verkauften Eigentumswohnungen (berechnet nach Einwohnerzahlen).

Vergleich der Bodenrichtwerte

Interessant sind auch einzelne Örtlichkeiten mit konkreten Preisangaben. Der so genannte Bodenrichtwert für eine ein- bis zweigeschossige Bebauung am Oberen und Unteren Ahlenbergweg, Am Ossenbrink sowie Waldweg lag im vergangenen Jahr bei 380 Euro pro Quadratmeter. Auf diese Topwerte im Kreis folgen Horstkottenknapp, Weg zur Schanze, Blumenweg, Im Grund und Im Siepen mit jeweils 310 Euro.

Die zwei teuersten Häuser auf dem Markt im EN-Kreis

1. Villa in Herdecke, Baujahr 2012: Preis: 3,45 Millionen Euro, Wohnfläche: 430 Quadratmeter, Grundstück: 6500 m². Acht Zimmer, vier Bäder, zwei Küchen, Fitnessraum, Sauna, 25-Meter-Pool, eigenes Blockheizkraftwerk.

2. Villa in Herdecke, Baujahr 2019: Kaufpreis: 3,2 Mio. Euro, Wohnfläche 470 m², Grundstück: 2150 m². Fünf Zimmer, drei Schlafzimmer, zwei Bäder. Alarmanlage mit vollständiger Videoüberwachung, Personenaufzug.

Eine Überraschung: Im Quartier Ruhraue war es noch teurer. Im Meinrad-Miltenberger-Weg lag der Bodenrichtwert sogar bei 430 Euro pro Quadratmeter. Nebenan im Stoffdruckerweg sowie an der Mühlen- und Gartenstraße kosteten Grundstücke für unterschiedliche Hausbauweisen im Schnitt 370 Euro/qm. Dagegen wirkt ein Quadratmeterpreis von 250 Euro in Wengern am Bommerholzer, Wasserturmweg, Am Wasserturm und Pastoratweg fast schon günstig.

In einer Kategorie ist übrigens Wetter laut Klaus Teunißen EN-Spitzenreiter: Umgerechnet auf die Einwohnerzahl, gab es 2020 kreisweit nirgendwo sonst so viele Mehrfamilienhäuser wie in der Harkortstadt.

Kennziffern des Berichts

62 Millionen Euro Umsatz, 456 verkaufte Hektar, 2841 Kaufverträge: Das sind die wichtigsten Kennziffern, die der nun veröffentlichte Grundstücksmarktbericht für den Ennepe-Ruhr-Kreis ausweist. 2020 wurden 37 Kaufverträge weniger abgeschlossen als 2019. Der Umsatz lag aber um 156 Mio. Euro über dem Vorjahr.

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Die Preissteigerung zeigt sich sowohl bei Ein- und Zweifamilienhäusern als auch bei Eigentumswohnungen. Für ein freistehendes Einfamilienhaus der Baujahrsklasse 1975-1994 mit einer Wohnfläche von 169 Quadratmetern wurde 2020 im Durchschnitt beispielsweise 335.000 Euro gezahlt (Vorjahr 312.000 Euro), für eine Doppelhaushälfte mit 130 Quadratmetern 315.000 Euro (Vorjahr 270.000 Euro). Der mittlere Preis für Neubaueigentumswohnungen ist mit 3170 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche im Vergleich zu 2019 um 140 Euro pro Quadratmeter gestiegen. Für Wohnungen der Baujahre 1985 bis 1994 sind im Durchschnitt 1740 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche fällig.

Marktlage kritisch prüfen

„Wer eine Immobilie erwerben oder selbst bauen möchte, für den lohnt es sich, im ersten Schritt Wert und Marktlage kritisch zu prüfen“, wirbt Gutachterausschuss-Vorsitzender Jürgen Wagenbach für einen Blick in den Grundstücksmarktbericht. Dieser könne Kauf- oder Bauwilligen wichtige und dazu noch kostenfreie Anhaltspunkte liefern. Der Bericht enthält Angaben zu Anzahl, Umsatz und Fläche sowie Durchschnittspreisen der einzelnen Teilmärkte für den gesamten Ennepe-Ruhr-Kreis. Zusätzlich sind die Zahlen nach Gemeinden ausgewiesen. Diagramme veranschaulichen unterschiedliche Sachverhalte. Ein Beispiel: 60 Prozent aller Käufer von Ein-und Zweifamilienhäusern sind jünger als 40 Jahre.

Grundlage des 80-seitigen Druckwerks sowie der neuen Boden- und Immobilienrichtwerte sind Kaufverträge, die 2020 geschlossen und dann von Notaren an den Gutachterausschuss übermittelt wurden. Dessen Mitglieder werden von der Bezirksregierung für fünf Jahre bestellt. Sie kommen vorwiegend aus den Fachbereichen Architektur, Bau- und Immobilienwirtschaft, Bankwesen, Land- und Forstwirtschaft sowie Vermessungs- und Liegenschaftswesen. Die Mitgliedschaft ist ehrenamtlich. Die Geschäftsstelle leitet Klaus Teunißen. Erreichbar ist die Geschäftsstelle des Gutachterausschusses unter 02336/93 2401 oder per E-Mail (k.teunissen@en-kreis.de).

Wer das im Internet nachlesen will, geht auf www.boris.nrw.de oder www.gutachterausschuss.en-kreis.de (Menüpunkt „Produkte“).