Herdecke. Ein Gutachterausschuss stellt im gesamten EN-Kreis gestiegene Immobilienpreise fest. Herdecke liegt gleich in zwei Kategorien vorn.

Alljährlich veröffentlicht der Ennepe-Ruhr-Kreis einen Grundstücksmarktbericht. Aktuell liegen ausgewertete Daten aus 2019 vor. Wobei heimische Leser in dem dazugehörigen Pressetext eine fast schon gewohnte Nachricht vermissen könnten. In den vorigen Mitteilungen zu den Immobilien-Entwicklungen in den neun Städten stand mit einer gewissen Zuverlässigkeit, dass Bauflächen am Herdecker Ahlenberg stets am teuersten sei. Nun etwa nicht mehr? Klaus Teunißen, in der EN-Kreisverwaltung für die Grundstückswertermittlung zuständig, gibt gewissermaßen Entwarnung.

Ahlenberg

Der Herdecker Ortsteil taucht nicht explizit im 86-seitigen Grundstücksmarktbericht 2020 auf, den wieder ein EN-Gutachterausschuss erstellt hat und den Interessierte kostenlos im Internet auf www.gutachterausschuss.en-kreis.de einsehen können. Doch bei der Nachfrage zu den Bodenrichtwerten bestätigt Teunißen, dass sich die teuersten Areale weiterhin am oberen und unteren Ahlenbergweg sowie am Waldweg/Ossenbrink befinden. Lagen die Preise dort zuvor bei einer Grundstücksgröße von 1000 Quadratmetern bei 360 Euro/m², stiegen diese 2019 auf (hochgerechnet) 370.000 Euro an. Auch in der nahen Umgebung am Blumenweg oder Im Siepen sei es kaum günstiger. „Diesbezüglich ist das wie in den Vorjahren wieder der höchste Wert im gesamten Kreis“, so Teunißen.

Quartier Ruhraue

Nach den drei Top-Plätzen am Ahlenberg folgt auf Bodenrichtwert-Rang vier ein weiteres Herdecker Fleckchen. Im Neubaugebiet Quartier Ruhraue kostete ein Quadratmeter zuletzt 294 Euro. Das ergebe sich trotz der kleineren Grundstücke dort etwa am Meinrad-Miltenberger-Weg aus den Durchschnittsberechnungen. „Auch dieser Wert überrascht nicht, denn das hatte sich schon in den Vorjahren abgezeichnet“, meint der Leiter der Gutachterausschuss-Geschäftsstelle. Die Lokalredaktion berichtete in diesem Zusammenhang auch über Einschätzungen aus der Herdecker Filiale der Märkischen Bank, wonach diese von der Immobilien-Entwicklung am Viadukt profitiere.

Herdecker Besonderheiten

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Klaus Teunißen nennt einen weiteren Spitzenwert im kreisweiten Vergleich: Im Verhältnis zur Einwohnerzahl seien in Herdecke zuletzt die meisten Eigentumswohnungen verkauft worden, wie auf einem Diagramm zur Kaufanzahl zu sehen ist. Für die Nachbarstadt Wetter wiederum seien in dem Report keine Auffälligkeiten zu erkennen. Insgesamt erhielten 2019 im EN-Kreis rund 2900 Grundstücke und Immobilien einen neuen Besitzer.

Allgemeine Entwicklungen

Laut aktuellem Grundstücksmarktbericht seien die Preise 2019 in fast allen Segmenten gestiegen. Insgesamt gab es im Ennepe-Ruhr-Kreis rund 200 Verkäufe mehr als im Jahr davor, der Umsatz lag mit 700 Millionen Euro etwa 100 Millionen Euro über dem Niveau von 2018. Die verkaufte Fläche betrug 434 Hektar, im Vorjahr waren es rund 460 Hektar. „Für jeden, der ein Haus oder eine Eigentumswohnung erwerben oder selbst bauen möchte, lohnt es sich, den Wert der Immobilie und die Marktlage bereits zu Beginn kritisch zu prüfen“, sagt Jürgen Wagenbach, Vorsitzender des Gutachterausschusses. Das Druckwerk liefere Kauf- oder Bauwilligen wichtige Anhaltspunkte und leiste einen Beitrag zur Transparenz auf dem Grundstücksmarkt.

Kaufverträge

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Beim individuellen Wohnungsbau, also privat erworbenen Baugrundstücken, übermittelten die Notare dem Gutachterausschuss 107 Kaufverträge. Der Durchschnittswert betrug 254 Euro pro Quadratmeter (2018: 252 Euro/m²). Zudem wurden 683 Ein- und Zweifamilienhäuser im Kreisgebiet verkauft. Für frei stehende Einfamilienhäuser zahlten Käufer je nach Baujahr meist zwischen 169.000 und 500.000 Euro, für eine neue, unterkellerte Doppelhaushälfte oder ein Reihenendhaus durchschnittlich 332.000 Euro.

Wohnungen

Deutliche Steigerung der Verkaufszahl: 1037 Eigentumswohnungen (14 Prozent mehr als noch 2018) wechselten den Besitzer. Bei einer durchschnittlichen Größe von 91 Quadratmetern kostete ein Quadratmeter Neubaueigentumswohnung 3030 Euro und damit sechs Prozent mehr als 2018. Ebenfalls kletterten die Preise für gebrauchte Wohnungen: So kosteten die eigenen vier Wände der Baujahre 1985 bis 1994 im Durchschnitt 1610 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche. 2018 waren es noch 1450 Euro. „Preisabweichungen nach oben oder unten ergeben sich natürlich durch Lage, Ausstattung und Alter der jeweiligen Wohnung“, erklärt Wagenbach.