Ende. Jürgen Klopp, Matthias Sammer und Lars Ricken – viele Prominente haben sich in Herdecke die Klinke in die Hand gegeben. Das war nicht immer so.

„Von den Ureinwohnern vom Ahlenberg lebt kaum noch jemand; denn die zweite oder spätestens dritte Generation hat alles verkauft. Heute stehen da Häuser, in denen die Frau und der Mann jeweils ein eigenes Schwimmbad haben“, sagt Brunhilde Conjaerts. Die 90-jährige Heimatforscherin und einst langjährige Leiterin der Heimatstube hat den Wirbel um die Baumfällaktion auf dem Grundstück eines BVB-Stars am Ahlenberg verfolgt und weiß, dass in der bevorzugten Wohngegend der Gutbetuchten früher nahezu ausschließlich landwirtschaftliche Fläche war. „Da hatten die Bauern viel Land, teils sogar Waldfläche“, so Brunhilde Conjaerts. Lange musste sie nicht suchen, bis sie in ihrem umfangreichen Archiv aus Büchern, Bildern und unzähligen anderen Dokumenten eine Ansicht vom noch völlig unbebauten Ahlenberg fand – auf einer Postkarte aus der Zeit um 1914.

Ende gehörte nicht zu Herdecke

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Die historische Fotografie gibt den Blick frei auf die Wittbräucke vom Kleff aus gesehen: Die Wittbräucker Straße verläuft in der Bildmitte von Herdecke nach Dortmund. Zu sehen ist im Vordergrund das Anwesen der Familie Klinckenberg mit Villa, Gartenanlage, Wirtschaftsgebäude und Reitstall. Ebenfalls noch zu sehen die ehemalige Gaststätte Rings, später besser bekannt als Tanzlokal Meiers Tenne und heute Sitz der Sicherheitsfirma Hanisch. Gut zu erkennen ist im Hintergrund der Ahlenberg mit weitläufigen Äckern und Feldern. Damals gehörte Ende übrigens noch nicht zu Herdecke; die Eingemeindung fand erst 1939 statt. „Ende ist ja flächenmäßig größer als Herdecke“, sagt Brunhilde Conjaerts, selbst ein Ender Urgestein. „Aber von dem schönen Ende ist nicht mehr viel übrig geblieben, weil alles zugepflastert wird.“ Als ehemalige Lokalpolitikerin, Brunhilde Conjaerts saß von 1984 bis 1994 für die Sozialdemokraten im Herdecker Rat, kann sie sich noch daran erinnern, „dass damals mit der Auflage von 1000 Quadratmetern Grundstück pro Haus“ eine zu dichte Bebauung verhindert werden sollte: „Es sollte nicht Haus an Haus gebaut werden wie in der Stadt.“

Die bauliche Veränderung hat auch Christel Sölter miterlebt. Als die 81-Jährige 1961 heiratete und mit ihrem Mann in den nach ihrem Schwiegervater und SPD-Politiker benannten Heinrich-Sölter-Weg zog, „war vieles noch unbebaut“. Dass auf solch unbebauten Flächen irgendwann ganze Wohnquartiere entstehen, ist ja eigentlich keine Besonderheit. Besonders am Ahlenberg ist nur, dass hier aus Ackerland eine der begehrtesten Wohngegenden für wohlhabende Bürger auch aus der Nachbarstadt Dortmund geworden ist. Die Art der Gebäude sei wohl dem Zeitgeist geschuldet, „aber diese Häuser passen eigentlich gar nicht hier rauf“, meint Christel Sölter. Erst kürzlich sei sie mit ihrem Rollator durch den Blankenburger Weg gegangen: „Wenn das Einfamilienhäuser sein sollen, dann verstehe ich das nicht.“

Viel Altes abgerissen

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Eine echte Ureinwohnerin vom Oberen Ahlenbergweg ist Gisela Schröder. Sie wohnt noch in ihrem Elternhaus neben der alten Schule. „Ich hatte immer einen kurzen Schulweg“, erzählt die 90-Jährige lachend. Natürlich habe sich das Viertel stark verändert; viel Altes sei abgerissen worden, „und dann werden da die Betonbauten hingesetzt. Das ist oft eine komische Bauweise“, so die Herdeckerin. Sie erzählt, dass aktuell auch das ihrem Elternhaus gegenüberliegende Gebäude abgerissen werde: „Da habe ich alle vier Generationen gekannt. Die letzte hat es nun verkauft.“

Dann kamen die Promis

Herdecke und insbesondere der Ahlenberg ist als Wohnort besonders bei (Sport-)Prominenten beliebt. Nirgendwo sonst in Nordrhein-Westfalen, außer in Meerbusch, gibt es so viele Einkommens-Millionäre. Ein kleiner Streifzug durch die Liste der Promis, die in Herdecke leben oder lebten: Jürgen Klopp zog 2010 mit seiner Familie nach Herdecke. Seine Villa am Ahlenberg wurde für den Erfolgstrainer zum Rückzugsort, die er auch nach dem Wechsel zum FC Liverpool behielt. Zunächst wohnten dort seine Söhne Marc und Dennis, dann vermietete Klopp das Haus an BVB-Neuzugänge.

Als Matthias Sammer 2002 als Trainer mit Borussia Dortmund Deutscher Meister wurde, lebte er in Herdecke. Das war aber bereits 1999 Thema auch jenseits der Zeitungs-Sportseiten: Sammers Familie entging nur knapp einer geplanten Entführung. Ein Kidnapper-Trio wollte Frau und Tochter Sammers entführen und 1,8 Millionen Mark Lösegeld erpressen. Die verhinderten Entführer wurden später zu Freiheitsstrafen verurteilt.

Von 1998 bis 2011 spielte Leonardo de Deus Santos - genannt Dedê - beim BVB, dabei war der Brasilianer in Herdecke zuhause. Als „Samba-WG“ bezeichnete der Profi sein Haus am Ahlenberg. Auf 300 Quadratmetern lebte er nicht allein, sondern mit etlichen Brüdern und Freunden. Auch Ex-BVB-Profi Lars Ricken war mal Herdecker Bürger, ebenso wie der Basketball-Star Marko Pesic, der sogar in Herdecke aufwuchs und heute Sportdirektor der Basketballabteilung des FC Bayern München ist. Dr. Reinhard Rauball, Ehrenpräsident der Deutschen Fußball-Liga, wohnt bereits mehr als sein halbes Leben in Herdecke. Und: Auch Künstlermanager Wolfgang Kaminski wohnt in Herdecke – am Ahlenberg.