Herdecke. Seit 2017 saniert der Ruhrverband das Wehr am Hengsteysee zwischen Herdecke und Hagen – nun die Bootsumsetzstelle. Mit Folgen für Wasserwanderer.

Je besser und wärmer das Wetter, desto höher die Zahl der Wasserwanderer auf den heimischen Gewässern. Doch in diesen Tagen müssen Kanuten und Ruderer, die sich am Hengsteysee dem Wehr an der Stadtgrenze Herdecke/Hagen nähern, umdisponieren. Die Bootsumsetzstelle am Schiffswinkel steht wegen Bauarbeiten voraussichtlich sieben Wochen lang nicht zur Verfügung.

Der Ruhrverband saniert bekanntlich seit einigen Jahren die Wehranlage am Hengsteysee. Aktueller Stand: Die Arbeiten an der zweiten von vier Walzen können die Spezialisten in wenigen Wochen abschließen. Da in diesem Jahr noch die fünf betonierten Pfeiler an der Reihe seien, soll es mit dem nächsten Wehrfeld erst 2022 weitergehen, wie Matthäus Schallenberg als Ruhrverbands-Verantwortlicher für die Stauseen erläutert. Für diese Maßnahmen seien zwecks Vorbereitung auch immer Taucher im Einsatz, um sich ein Bild von der vermeintlichen Schadenslage machen zu können.

Ausstieg am Steg

Bei diesen Untersuchungen im sogenannten Unterwasser (in Fließrichtung beginnt unterhalb des Wehrs Hengsteysee ein kurzer Ruhrabschnitt bis zum Kraftwerk Stiftsmühle) fielen Probleme an der Bootsumsetzstelle auf. Diese ist normalerweise von März bis Ende Oktober geöffnet. Das Prinzip dieser öffentlich zugänglichen Anlage: Kanuten oder Ruderer steuern auf dem Hengsteysee das Wehr in Flussrichtung rechtsseitig an, steigen an einem Steg am Herdecker Schiffswinkel aus, tragen ihr Boot ein paar Meter über Land und gelangen durch einen abschüssigen Tunnel zu einem Schwimmsteg unterhalb der großen Walzen. Dort können sie ihre Wasserwanderung fortsetzen, ehe sie an der Stauhaltung Stiftsmühle und später am Harkortsee erneut Hindernisse überwinden müssen. Und so weiter und so fort.

Umfangreiche Arbeiten nach fast 100 Jahren

Das Walzenwehr am Hengsteysee, den es seit 1929 gibt, war zur Bauzeit in den 1920-er Jahren das europaweit größte seiner Art.

Fast ein Jahrhundert später ging der Ruhrverband bei der Sanierung, die 2017 am ersten Wehrfeld auf Herdecker Uferseite begann (die Spezialisten arbeiten sich Richtung Hagen vor), zunächst von zwölf Monaten pro Walze aus. Doch angesichts größerer Schäden erwies sich die Maßnahme als aufwändiger.

Repariert werden u.a. der Korrosionsschutz und Dichtungen.

„Vor allem im Sommer sind hier täglich viele Kanuten unterwegs, durch Corona sind es letztes Jahr noch mehr als sonst gewesen“, berichtet Schallenberg. Die Wasserwanderer haben derzeit wegen der laufenden Bauarbeiten zwei Optionen: Entweder drehen sie am Wehr Hengsteysee um oder heben ihr Boot am Schiffswinkel aus dem Gewässer, um dann mehrere hundert Meter den Ruhrtalradweg Richtung Stiftsmühle zu gehen. Dort können sie es wieder einsetzen.

Turbulenzen richteten Schäden an

„Durch die vielen Turbulenzen bei Hochwässern hier im Unterwasser hat auch die Bootsumsetzstelle Schaden genommen und manches über die Jahre weggespült, Fachleute nennen das Auskolkungen“, erklärt Andreas Schiffmann aus der Bauabteilung des Ruhrverbands. Der Projektleiter für die Wehrsanierung Hengsteysee erläutert das Vorgehen: In den Beton bohren die Arbeiter Löcher, setzen eine Betonschalung und füllen über Spezialrohre dafür geeigneten Beton ein, um Hohlräume zu verfüllen. „Dafür war eine längere und aufwendige Vorbereitung nötig“, sagt Schallenberg zu der Maßnahme, die über ein Arbeitsschiff am Ufer abläuft.

Auch interessant

Voraussichtlich Mitte Mai stehe die modernisierte Konstruktion inklusive Schwimmsteg unterhalb der Brücke wieder für Freizeitzwecke zur Verfügung. Kosten: ein höherer fünfstelliger Euro-Betrag. Zudem hat der Ruhrverband in den vergangenen Tagen über das Stauwehr Stiftsmühle den Wasserspiegel gesenkt. Den begehbaren Tunnel neben dem Wehr am Schiffswinkel hatte das öffentlich-rechtliche Unternehmen 2018 saniert.

Daneben wiederum befindet sich bekanntlich auch eine Schleuse. Die gehört zur großen Anlage und kommt bei internen Abläufen ins Spiel, wenn Mitarbeiter mit einem Boot vom Hengsteysee flussabwärts müssen. Kanuten oder Ruderer müssen bei ihren Ausflügen nun (im wahrsten Wortsinn) vorübergehend den langen Landweg nutzen.