Herdecke. . Das sind keine Fahrradketten, sondern echte Stahl-Monster. Der Ruhrverband tauscht die Hubvorrichtung am Hengsteysee-Wehr aus. Ob das gut geht?
- Schwerstarbeit in Herdecke: Die Ketten des Hengsteysee-Wehr müssen ausgebaut werden
- Die Hubvorrichtung ist teils verrostet und muss erneuert werden
- Der Ruhrverband hat eine Sanierungszeit bis 2020 eingeplant
Wieder einmal lässt der Ruhrverband einen Kran kommen. Wieder einmal hängen tonnenschwere Lasten am ausgefahrenen Ausleger. Wieder einmal entstehen für Passanten interessante Bilder am Hengsteysee. Dort saniert das öffentlich-rechtliche Wasserwirtschaftsunternehmen seit einiger Zeit das alt-ehrwürdige Wehr. Und hat nun ein wichtiges Etappenziel bei der ersten von insgesamt vier Walzen zwischen Herdecke und Hagen erreicht.
Seit knapp einem Monat sind die Stahlbauer der Firma Dobritzsch am Schiffswinkel tätig. Ihre Aufgabe: die Demontage zweier Ketten im ersten Wehrfeld auf Herdecker Seite. „Hier ist es wegen der Nähe zum Ufer noch recht einfach“, sagt Thomas Brinkmann, der beim Ruhrverband für die östlichen Stauseen verantwortlich ist. „Schwieriger wird es bei den Walzen in der Mitte, da müssen wir uns wohl Lösungen über das Wasser einfallen lassen.“
100 Tonnen hoch und runter
Allein schon aufgrund des Gewichts kein – im wahrsten Sinne des Wortes – leichtes Unterfangen. Jede der vier baugleichen Walzen wiegt rund 100 Tonnen. Der Antrieb zum Hoch- und Hinunterlassen erfolgt einseitig über eine Hubkette, die das ganze Gewicht trägt. Diese ist 18,50 Meter lang und bringt ca. 15 Tonnen auf die Waage. „Wir haben daraus mit einem Brenner sechs Teile gemacht“, berichtet Stefan Rehbaum, Projektleiter von Dobritzsch. „Das war wegen des Materials recht aufwändig.“
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Auch die so genannte Haltekette mussten die Fachleute zerkleinern bzw. halbieren, was aufgrund der geringeren Dimension aber etwas einfacher ging.
All das ließ sich direkt am Wehrfeld erledigen. Unterhalb der Walze hatten die Spezialisten dafür einen Arbeitssteg aufgebaut. Als Ersatz für die Ketten kamen massive Konsolen hinzu, auf dem der 100-Tonnen-Koloss aufliegt. So bleibt etwas Platz, um vor und hinter dem Stauelement agieren zu können.
Schwarzstahl nicht mehr zeitgemäß
Nach all diesen Vorbereitungen lief dann gestern der Abtransport der Ketten. Vor dem Wehr stand ein gelber Kran mit der Aufschrift „Terex-Demag“, was an die langjährige Partnerschaft des bekanntesten Unternehmens im benachbarten Wetter erinnerte. Der lange Ausleger mit entsprechender Hakenvorrichtung pendelte dann kontrolliert zwischen dem Ufer an der griechischen Gaststätte sowie dem ersten Wehrfeld hin und her. Während ein Mitarbeiter des Firmen-Quartetts an der Walze die Kettenteile zum Hochziehen einhängte, platzierte einer seiner Kollegen die Stahlelemente im Container. „Das sind schon enorme Gewichte, allein ein Bolzen wiegt 30 Kilo, vieles ist stark verrostet“, so der Fachmann.
Am Ende des Tages konnte die Firma alle Elemente zum Verschrotten abtransportieren. Knapp 90 Jahre hielten die Ketten. Ein Austausch war nach Einschätzung des Ruhrverbands höchste Eisenbahn. „Solche Konstruktionen aus Schwarzstahl würde man heute nicht mehr nutzen, da sie eigentlich ständig geölt werden müssten, was aufgrund der Gewässerverschmutzung aber nicht vertretbar ist“, so Thomas Brinkmann. Daher ist die Firma Auft im sauerländischen Schmallenberg derzeit damit beschäftigt, neue Ketten aus Edelstahl anzufertigen. Diese stark gefetteten und quasi selbstschmierenden Elemente sollen dann die Dobritzsch-Leute im Herbst am Hengsteysee einbauen, was danach die Wartungsarbeiten deutlich erleichtere.
Walze überarbeiten
Zuvor steht die Walze selbst im Blickpunkt. Nach der Einrüstung schauen sich Spezialisten in den nächsten Wochen den Zustand an. „Dabei geht es um die Untersuchung des Materials. Je nach Rissbildung und Beeinträchtigung der Bleche entscheiden wir, was auszutauschen und zu ersetzen ist“, sagt Brinkmann. Die Sanierung der Stauwand umfasst auch das Sandstrahlen (innen sowie außen), ein neuer Korrosionsschutz schließt diese Maßnahme ab.
Kurzum: Nach dem Ausbau der Ketten folgt ein vereinzelter Umbau der Walze vor dem Einbau der neuen Antriebs-Stahl-Seile. Und das wiederholt sich bis 2020 Jahr für Jahr an den anderen drei Wehrfeldern.