Wetter/Herdecke/Ennepetal. Terminchaos, Baustelle, Umsteigen: Senioren aus Wetter und Herdecke müssen vor dem Start des Impfzentrums am Montag einige Probleme bewältigen.

Jetzt am Montag starten auch für Senioren aus Wetter und Herdecke, die die Altersgrenze von 80 Jahren überschritten haben, die Corona-Impfungen im eigens eingerichteten Medizinzentrum in Ennepetal. Ein Themenüberblick zeigt, dass neben der schwierigen und chaotischen Organisation seitens der Kassenärztlichen Vereinigung weitere Probleme vorhanden sind.

Der Standort

Wer aus dem nördlichen Ennepe-Ruhr-Kreis für einen Pieks nach Ennepetal möchte, muss eine längere Fahrzeit einkalkulieren. Daher schlug – wie berichtet – Wittens Bürgermeister Lars König vor, an der dortigen Universität gemeinsam mit der Stadt Herdecke ein zweites Impfzentrum einzurichten. Daraus wird wohl nichts: Kreissprecher Ingo Niemann sagte dazu, dass es dafür „wenig Handlungsspielraum“ gebe. Bund und Land finanzieren demnach nur jeweils eine medizinische Anlaufstelle pro Großstadt oder Kreis. Es stelle sich auch die Frage, wo für eine zweite Einrichtung das Personal herkommen soll – und der Impfstoff. Der gehe „ja komplett nach Ennepetal“. Stattdessen setzten die Verantwortlichen darauf, dass weitere Impfstofflieferungen es mittelfristig möglich machen, das Impfen in die Hausarztpraxen zu verlagern.

Die Baustelle

Ausgerechnet kurz vor dem Start ist im Umfeld des ehemaligen Aldi-Marktes an der Kölner Straße 205 in Ennepetal eine Baustelle eingerichtet worden -- für den Bau eines Kreisverkehres, so Niemann. Aufgrund dessen sollten Bürger für ihre Anfahrt zum Impfzentrum einen Zeitpuffer von zusätzlich etwa 15 Minuten einplanen. Parkplatzprobleme drohen angesichts von rund 70 Stellplätze direkt vor dem Gebäude den Angaben zufolge nicht.

Die ÖPNV-Anfahrt

Wer mit Bus und Bahn anreisen möchte, muss Zeit und Umsteige-Qualitäten mitbringen. Senioren aus Herdecke müssen sowohl bei der Anfahrt über Wetter als auch über Hagen mehrfach die Linie wechseln (siehe Grafik). Wetteraner müssen dagegen „nur“ zweimal umsteigen.

Anfahrt mit Bus und Bahn (ÖPNV) zum Impfzentrum Ennepetal.
Anfahrt mit Bus und Bahn (ÖPNV) zum Impfzentrum Ennepetal. © Ennepe-Ruhr-Kreis

Immerhin: Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr habe in Coronazeiten seine App erweitert. In der VRR-Fahrplaninformation tauche auch der Weg zum Impfzentrum in Ennepetal auf. Die Auskunft umfasse den Standort, umliegende Haltestellen und den finale Fußweg. Eine weitere Neuerung sei die Bereitstellung von Auslastungsinformationen in Nahverkehrszügen, um weniger frequentierte Verkehrsmittel nutzen zu können. Zunächst gebe es diese Auskünfte allerdings nur im Rhein-Ruhr-Express (RRX).

Die Taxifahrt

Wer lieber mit einem heimischen Transportbetrieb fahren möchte, kann bei zwei Anbietern nach einem Festpreis fragen. Herdecker zahlen für eine Hin- und Rückfahrt nach Ennepetal mit Ruhr-Taxi 84 €, Wetteraner 64 Euro. Die Stadt Herdecke hat für Interessierte einen Pauschalpreis für 72 Euro (hin und zurück) mit dem Taxiunternehmen Vor der Brück vereinbart. Wer diesen Transportweg auch zur Zweitimpfung nutzen möchte, muss diese Summe logischerweise dann erneut aufbringen.

Wichtig: Einige Krankenkassen übernehmen diese medizinischen Fahrtkosten, sofern gesetzliche Voraussetzungen erfüllt sind. Senioren oder deren Angehörige bzw. nahe stehende Personen sollten das im Bedarfsfall mit den jeweiligen Ansprechpartnern klären.

Der Service für Gehandicapte

Der Fahrdienst für Menschen mit Behinderungen übernimmt im Auftrag der EN-Kreisverwaltung sowie des Roten Kreuzes (Ortsverein Hattingen) ebenfalls Transporte zum Impfzentrum. Voraussetzung sind beim Kreis zu beantragende Berechtigungsscheine. Anspruch darauf haben alle, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind und einen Schwerbehindertenausweis mit Merkzeichen haben.

Die Unterstützung

Sowohl die Stadtverwaltungen in Wetter als auch in Herdecke haben Senioren per Brief Telefonnummern und Ansprechpartner für Impf-Fragen genannt. Gleichwohl haben sich in beiden Städten noch keine Einrichtungen gemeldet, die Senioren bei der Fahrt nach Ennepetal konkret unterstützen.

Die Kassenarzt-Vereinigung

Bekanntlich organisiert die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe das Impfzentrum auch in Ennepetal. Die teilt aktuell mit, dass die Terminvergabe weiterhin nicht rund laufe.

Hilfe auf dem Weg ins Impfzentrum

Landrat Olaf Schade hat sich erst kürzlich über die verschiedensten Modelle gefreut, wie Ältere ohne familiäres oder nachbarschaftliches Netzwerk nach Ennepetal gebracht werden können.

Seine Stichworte hier waren Taxi-Gutscheine und ehrenamtliches Engagement.

So stellen etwa in Breckerfeld die Stadt und die Evangelische Kirchengemeinde für Senioren, die sich im Impfzentrum des Ennepe-Ruhr-Kreises impfen lassen möchten, einen Fahr- und Begleitdienst bereit.

Wittens Bürgermeister hat seinen Dienstwagen für Fahrten zum Impfzentrum angeboten.

Und: „Den über 80-Jährigen und ihren Angehörigen wurde in den vergangenen zwei Wochen viel abverlangt. So etwas möchten auch wir nicht noch einmal erleben, deswegen werden bei der Terminvergabe für die weiteren Priorisierungsgruppen dringend Änderungen am Verfahren nötig sein.“