Ennepe-Ruhr. Wenn es am Montag, 8. Februar, im Impfzentrum los geht, werden erst einmal nur 3 Impfstraßen geöffnet, an sieben Tagen in der Woche, 14-20 Uhr.

Mitten in der Nacht hat sich Hayo van Biema an den Computer gesetzt, in der Hoffnung, doch noch einen Termin im Ennepetaler Impfzentrum zu erhalten, schlug er sich die Nächte um die Ohren. Erst zwei Wochen nach Start der Terminvergabe an Über-80-Jährige hatte er Glück. Burkhard Frese, der seiner herzkranken Mutter helfen wollte, berichtet frustriert von 130 Anrufen, 30 Mails und keinem Impftermin. Der Ärger ist groß und die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe versichert im Gespräch mit unserer Zeitung mit Blick auf die zukünftigen Terminvergaben: „So etwas darf nicht noch mal passieren.“ Und: „Wir werden nicht bei diesem System in dieser Form bleiben“, versichert Heike Achtermann, Sprecherin der KVWL.

Die Premiere jedenfalls wurde vermasselt. Die Beschwerden etlicher Bürger und das Brandschreiben der neun Bürgermeister des Ennepe-Ruhr-Kreises sowie des Landrats an Minister Laumann sprechen eine deutliche Sprache (wir berichteten). Die Kassenärztlichen Vereinigungen, die im Auftrag des Gesundheitsministerien (Land und Bund) arbeitet, sei an Vorgaben gehalten, was das Terminvergabesystem angehe, heißt es von der KVWL. Und: Es wird wohl über Alternativen nachgedacht werden müssen, wenn das System nicht nachgebessert werden kann.

Ab März auch morgens Impfungen

Was bei der Durchsicht der gebuchten Termine aufgefallen ist: Es gab auch Buchungen aus Städten, die nicht zum Ennepe-Ruhr-Kreis gehören. Teils aufgrund persönlicher Vorlieben, teils aus der Not heraus, weil in Ennepetal keine Termine zur Verfügung standen.

Ein Leser berichtet, dass er nach Tagen voller Frust aus Verzweiflung ein anderes Impfzentrum im Internet angeklickt habe und nun nach Lüdenscheid fahren muss. Immerhin sei es dort möglich gewesen, einen Doppeltermin für ihn und seine Frau zu buchen.

Auch interessant

Eine Art Impftourismus hat sich entwickelt. Das sei ein Problem, heißt es vonseiten der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe, das mache die Logistik schwieriger, ebenso die Planbarkeit. Eine strikte Abtrennung der Impfzentren sei aber vom NRW-Ministerium für Gesundheit nicht gewünscht gewesen. Aber: So viele Fälle seien es nicht und sie würden sich untereinander auch soweit aufheben, erklärt Heike Achtermann. Sie bittet die Bürger dennoch darum, die regionalen Impfzentren auszusuchen.

Und noch ein Problem hat sich aufgetan. Es gab viele Doppelbuchungen, was ebenfalls zu einer Verknappung der verfügbaren Termine geführt hat. Die meisten resultierten aus den technischen Schwierigkeiten, viele Leser berichteten von plötzlichen Abstürzen während des Buchungsvorgangs oder fehlenden Bestätigungsmails. Manch einer habe auch mehrere Termine wissentlich gebucht, so die KVWL.

Es wurden auch von Bürgern Termine vereinbart, die nicht zur der Gruppe der Über-80-Jährigen gehören. Da am Impfzentrum der Personalausweis vorgezeigt werden muss, können diejenigen damit rechnen, ungeimpft weggeschickt zu werden.

Heike Achtermann rät denjenigen, die noch keinen Termin haben, es weiter zu versuchen. In der Hotline am bestens morgens und ab nachmittags online. Es würden immer wieder neue Termine frei geschaltet - auch die Doppelbuchungen. Außerdem seien am Montag etwa 10.000 neue Termine für den KVWL-Bereich ins System gestellt worden. Gerechnet wird insgesamt mit 300.000 bis 350.000 Impflingen. Die Zahl setzt sich zusammen aus den 540.000 Menschen, die 80 Jahre und älter sind, abzüglich der Menschen, die in einem Heim leben und sich nicht impfen lassen können oder wollen. Aktuell vergeben sind 270.000 Impftermine.

Wichtige Infos für die ersten Impflinge

Um unnötige Verzögerungen im Impfzentrum zu vermeiden, setzen alle Beteiligten auf die Mitarbeit der Impflinge. Dazu gehören ein nicht zu frühes und nicht zu spätes Erscheinen sowie Oberkörperbekleidung, die unkompliziert an- und ausgezogen werden kann. Auch die Unterlagen, zu denen unter anderen Termin-Code, Ausweisdokument, Krankenkassenkarte und Impfausweis zählen, sollten vollständig sein.Ebenfalls sehr hilfreich sei es, wenn notwendige Erklärungen und Formulare bereits zuhause gelesen und ausgefüllt worden sind. Alle Infos gibt es unter www.en-kreis.de.

Und jetzt die wichtigste Zahl: Nach Auskunft des Ennepe-Ruhr-Kreises wurden für das Impfzentrum bis Ende Mai 15.500 Termine vergeben, 3500 per Telefon, 12.000 online. 8500 sind Erstimpfungen, 7000 Zweitimpfungen. 24.000 Menschen im Kreis sind insgesamt berechtig. Wenn es am Montag, 8. Februar, im Impfzentrum los geht, werden erst einmal nur drei Impfstraßen geöffnet, an sieben Tagen in der Woche von 14 bis 20 Uhr. Wenn drei Wochen später die Zweitimpfung ansteht, wird auch morgens geimpft. Gerechnet wird derzeit anhand der zugesicherten Liefermenge für 168 Impfdosen pro Tag. Zwei weitere Impfstraßen können jederzeit geöffnet werden.