Wetter/Herdecke/Dortmund. Auch Wetteraner und Herdecker berichten von Problemen bei der Impf-Terminvergabe. Die Kassenärztliche Vereinigung habe diese behoben.
Ein Leser aus Herdecke ermuntert die Lokalredaktion: „Könnte sich jemand mal um das Impf-Chaos kümmern? Ich habe stundenlang versucht, bei der Hotline jemanden zu erreichen. Als die Verbindung endlich klappte, wurde mir gesagt, die Termine müssten neu justiert werden, jetzt sei nichts möglich.“ Dann war, so schilderte es der Senior, dauerhaft besetzt. „Wie sollen da alte Leute wie ich denn überhaupt zu Terminen kommen? Es ist zum Verzweifeln. Im Internet geht auch nichts.“
Die Probleme bestätigt eine Wetteranerin. Die wollte für ihren Papa und Schwiegervater Termine erhalten. Via Internet kam die Leserin nicht auf die Seite des Ennepetaler Impfzentrums. Telefonisch hatte sie zweimal Glück. Beziehungsweise Pech. Denn beim ersten Gespräch mit „einer netten Mitarbeiterin“ lief alles glatt bezüglich Erstimpfung-Absprache. „Da aus technischen Gründen aber keine notwendige Zweitterminfindung möglich war, musste ich den Versuch begraben“.
Zweiter Anlauf am nächsten Tag. Wieder ein netter Telefonist am anderen Ende der Leitung. Seine Aussage: „Ich kann Ihnen für das Ennepetaler Impfzentrum gar nichts anbieten.“ Es begannen Spekulationen, ob für den Ennepe-Ruhr-Kreis genügend Dosen bereit stehen.
Solche oder ähnliche Antworten haben in diesen Tagen viele Wetteraner sowie Herdecker (und darüber hinaus) erhalten, häufig klingelt momentan wegen dieser Hinweise das Telefon in der Lokalredaktion. Auf deren Anfrage teilte der EN-Kreis mit, dass für all diese Themen die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen Lippe (KVWL) mit Sitz in Dortmund zuständig sei. Die zuständige Sprecherin Vanessa Pudlo bestätigt am Mittwochmorgen, dass es weiterhin einige technische Probleme bei der Vergabe von Terminen gebe. „Wir arbeiten mit Hochdruck an Verbesserungen und hoffen, bald Entwarnung geben zu können.“
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Falsch sei die Aussage, dass die Verantwortlichen nicht ausreichend Stoff für das Impfzentrum Ennepetal vorgesehen hätten. Die KVWL vergebe weiter Termine für die Personengruppe 80 plus im EN-Kreis. „Es ist manches schief gelaufen. Wer noch keinen Erfolg hatte, soll es bitte sowohl telefonisch als auch online weiter probieren“, so Pressesprecherin Pudlo. „Sollte sich daran beispielsweise wegen der Verfügbarkeit des Impfstoffes etwas ändern, kommunizieren wir das.“
Auch das Problem, nach dem Erst- direkt einen Zweittermin zu vereinbaren, sei bekannt. Die Kassenärztliche Vereinigung klärt auf: Wer einen Ersttermin bekommen hat, sollte diesen wahrnehmen. „Sie erhalten Ihren Zweittermin in diesem Fall von der KVWL bei Ihrem Ersttermin im Impfzentrum. Sie müssen nicht selbst aktiv werden.“
Erste Impfrunde bis Ende April
Der Blick voraus: Bis Anfang Februar vergibt die KVWL weitere Termine für besagte Seniorengruppe. Aus den Reihen der über 80-Jährigen sollen dann im April die letzten zum Zuge kommen, die in Ennepetal sowie andernorts die Erst- und drei Wochen später die Zweitimpfung erhalten. Wann die Kassenärztliche Vereinigung die Generation Ü70 anschreiben kann, ist derzeit ungewiss. „Es sind Anpassungen möglich. Je nach Impfstofflieferung kann es schneller gehen oder länger dauern“, sagt Vanessa Pudlo.
In einer Pressemitteilung schrieb die KVWL dann Mittwochnachmittag: „Die ersten zwei Tage der Impf-Terminvergabe in NRW waren turbulent. Nach der Freischaltung der Buchungssysteme am Montagmorgen wurden in den ersten Stunden rund 700 Zugriffe pro Sekunde auf die Plattform zur Online-Terminvergabe verzeichnet. Auch die Telefon-Hotlines wurden stark beansprucht, so dass es schließlich zunächst zu einem Systemausfall sowie zu einer Reihe verschiedener technischer Störungen gekommen ist.“ Gleichwohl haben Tausende Senioren bereits Termine erhalten.
Es folgt „eine gute Nachricht“: Mittlerweile seien die Fehler behoben. Die Kassenärztliche Vereinigung habe weitere Server eingebunden, um der hohen Nachfrage nach Terminen gerecht zu werden. Weiterer Hinweis: Gelegentlich landen Termin-Bestätigungsmails auch im Spam-Ordner. Bürger sollten daher ihren Spam-Ordner überprüfen.
Verständnis für Frust
Die KVWL-Sprecherin hat am Ende nur einen konkreten Tipp parat: Geduld. „Uns ist bewusst, dass die Situation für manche schwierig und Frust entstanden ist. Wir wollen die Probleme beheben und empfehlen, es weiter auf beiden Kanälen zu versuchen“, meint Vanessa Pudlo. „Zum Beispiel in Randzeiten ist es mitunter erfolgversprechender als direkt morgens um 8 Uhr.“
Die Briefe zur Corona Schutzimpfung im Ennepe-Ruhr-Kreis erhielten die Senioren der Gruppe 80 plus von der örtlichen Kommune. Die Stadt Herdecke sei dem Aufruf des Kreises gefolgt und fügte auch einen Infobrief des NRW-Gesundheitsministers sowie eine Anfahrtsskizze zum Impfzentrum in Ennepetal bei. Knapp 2000 über 80-Jährige bekamen somit Post von der Bürgermeisterin. Die erfuhren auch von der Einrichtung eines Servicetelefons, das die Pflegeberater und städtische Mitarbeiter montags bis donnerstags tagsüber sowie Freitagvormittag betreuen. Die Ansprechpartner unterstützen Anrufer bei Fragen zur Impf-Hotline oder zur Terminvergabe im Internet.
„Da aktuell die Server überlastet sind und es sehr schwierig ist, Termine zu vereinbaren, rufen derzeit sehr viele Betroffene bei dem städtischen Servicetelefon an“, heißt es aus dem Rathaus. Die Verwaltungsmitarbeiter können Anrufer meist nur beruhigen und ermuntern, weiter eine Terminvereinbarung in den nächsten Tagen zu versuchen. Zumal nach Aussage des Landes NRW ausreichend Impfdosen für alle Jahrgänge 80 plus bereit stehen und jeder eine Termin erhalte.
Unterstützung für Hilfsbedürftige
Auch die Stadt Wetter hat mit ihrem Seniorenbeauftragten Axel Fiedler einen Impf-Ansprechpartner für die ca. 2000 über 80-Jährigen benannt und einen eigenen Info-Zettel als Briefergänzung entwickelt. Individuelle Hilfe etwa zur Terminvergabe sollen vor allem jene erhalten, denen eine familiäre oder nachbarschaftliche Unterstützung fehlt.
„Ich will mich sehr bei der Nachbarschaftshilfe Wetter bedanken, die uns hier entsprechend unterstützt“, sagt Fiedler, der seit Montag viele Anrufe erhalte. Auch zu Transfer-Fragen. „Wir können diesbezüglich aber erst konkrete Unterstützung anbieten, wenn Termine feststehen“, so die Stadt Wetter.
Regelungen zur Kostenerstattung
Die Stadt Herdecke hat, so hieß es auf Anfrage, mit dem Taxiunternehmen „Vor der Brück“ einen Pauschalpreis für eine womöglich anstehende Taxifahrt zum Impfzentrum in Ennepetal vereinbart. Die Hin- und Rückfahrt kostet 72 Euro. Personen, die Leistungen der Grundsicherung oder Wohngeld erhalten, müssen nur einen Eigenanteil von 10 Euro direkt an den Fahrer zahlen. Die Differenz übernimmt in den vorgenannten Fällen die Stadt Herdecke, die vorab den Auftrag an das Taxiunternehmen schriftlich erteilt hat.
Manche Krankenkassen weisen auf ihre Regelungen hin. Die IKK classic etwa erstattet bestimmten Personengruppen die Fahrkosten zu Corona-Impfzentren. Voraussetzung: Wenn Versicherte einen gesetzlich begründeten Anspruch auf Übernahme der Fahrkosten zu medizinischen Behandlungen haben, in ihrer Mobilität sehr stark eingeschränkt sind oder einen Schwerbehindertenausweis (Gehbehinderung, Blindheit oder Hilflosigkeit) besitzen. Zum Teil müsse eine ärztliche Verordnung vorliegen. Einen generellen Anspruch zur Fahrkostenübernahme gebe es nicht.