Herdecke. Mitarbeiter entlassen? Die Bäckerei Hagenkötter ist enttäuscht, da sie die Filiale im neuen Edeka von Grubendorfer in Herdecke schließen muss.

Die Redewendung „kleinere Brötchen backen“ verbietet sich in diesem Fall, zu groß sind die Herausforderungen für die Bäckerei Hagenkötter. Der Herdecker Traditionsbetrieb muss sich seit einigen Tagen mit Problemen auseinandersetzen, die durch den Wegfall eines Standorts entstehen.

Wie berichtet, setzt Stefan Grubendorfer in seinem Edeka-Supermarkt im Quartier Ruhraue künftig auf die Bäckerei Büsch und nicht mehr auf den Herdecker Traditionsbetrieb. Im Gegenzug habe das Ende für ihre Filiale nach acht Jahren an der Mühlenstraße verschiedene Konsequenzen, berichten Ariane und Robin Hagenkötter.

Container-Verkauf endet in Kürze

Konkret: Nach dem Brand im Edeka am 9. August ging die Herdecker Bäckerei als Mieterin von einer Fortsetzung der Kooperation mit Grubendorfer aus. Zur Überbrückung des geschlossenen Ladenlokals stellte der Familienbetrieb einen Container auf den Parkplatz vor dem eigentlichen Geschäft, um keine Kunden zu verlieren und um an diesem Standort präsent zu bleiben. Dann die Kehrtwende und das von Grubendorfer verkündete Aus. Bedeutet: In Kürze endet auch der Hagenkötter-Verkauf in dem Behelfsraum am Quartier Ruhraue.

Folge: Statt vier Filialen (drei in Herdecke, eine in Witten) kann Hagenkötter künftig nur noch auf drei Standorte setzen. An der Mühlenstraße war bis zum August-Feuer ein sechsköpfiges Verkaufs-Team für den Bäckerei- und Café-Betrieb zuständig. „Wir gucken derzeit, wie wir Mitarbeiter auf unsere anderen Läden verteilen können“, sagt Ariane Hagenkötter. „Es wird aber auch Härtefälle geben“, meint ihr Mann Robin. Heißt: Entlassungen können die beiden Unternehmens-Verantwortlichen nicht ausschließen. „Das Filial-Aus betrifft ja auch die Backstube, da wir ja für einen Standort weniger produzieren.“

Die Reaktionen nach der Grubendorfer-Entscheidung: „Es gab viel Anteilnahme unserer Kunden“, berichtet Bäckerei-Meister Robin Hagenkötter. Und auch die Aufforderung oder den Wunsch, an anderer Stelle in der Herdecker Innenstadt (etwa in leerstehenden Ladenlokalen in der unteren Hauptstraße) eine Filiale zu eröffnen. „Das ist in den unsicheren Corona-Zeiten aber unglaublich schwierig.“ Zumal es im Zentrum an mehreren Stellen auf vergleichsweise engem Raum ja bereits Brot, Brötchen und mehr zu kaufen gibt. Gleichwohl „halten wir die Augen offen und schließen nichts aus“, meint Ariane Hagenkötter.

Vorerst will der Familienbetrieb die eigene Filiale in der Fußgängerzone stärken. Samstags öffne dieser Standort in der Hauptstraße 37 nun dauerhaft bis 16 Uhr und seit November auch neuerdings jeden Sonntagmorgen von 8 bis 12 Uhr.

Die Hoffnung des Familienbetriebs: Je höher der Zuspruch in den anderen drei Hagenkötter-Geschäften, desto größer die Chancen, möglichst viele der Angestellten (einige von ihnen bauen derzeit Überstunden ab oder sind im Urlaub, um in der Corona-Krise keine Kurzarbeit anmelden zu müssen) halten zu können. „Wir haben in den letzten Tagen schon gespürt, dass Kunden vermehrt in unsere Läden kamen, das ist eine schöne Bestätigung für unsere Arbeit“, so Ariane Hagenkötter. Doch auch dort lassen sich die Verluste durch den Wegfall des bewährten Standorts Mühlenstraße nicht 1:1 auffangen.

Grubendorfer-Planung „überrascht“

Von der Entscheidung seitens Stefan Grubendorfer waren die Hagenkötter-Verantwortlichen doch etwas überrascht, da sie schon sehr viel Zeit und Aufwand in die Planung zur Wiedereröffnung im Quartier Ruhraue gesteckt haben.

Versöhnliche Worte von Grubendorfer

Marktleiter Stefan Grubendorfer hatte zur Trennung von der Bäckerei Hagenkötter und zur Kooperation mit der Edeka-Tochter Büsch („der bessere Partner“) gesagt, dass ihm die Entscheidung nicht leicht gefallen sei.

„Ich habe mir viele Gedanken gemacht, welche Bäckerei für die nächsten Jahre am besten zu uns passt. Wir haben mit Hagenkötter gut zusammengearbeitet. Ich danke der Familie Hagenkötter für die gute Zusammenarbeit.“

Hintergrund: Seit knapp einem Jahr liefen demnach lose Gespräche zwischen dem Edeka-Marktbetreiber und dem Herdecker Familienunternehmen über eine mögliche Verlängerung der Partnerschaft. „Uns wurde im Frühjahr sogar noch eine Flächenerweiterung angeboten, wir haben mit Herrn Grubendorfer auch oft über die langfristige Entwicklung des Standortes gesprochen, unsere Regionalität hatte er stets positiv hervorgehoben“, erzählt Ariane Hagenkötter. Dann kam der Brand. Die Bäckerei-Verantwortlichen wollten Klarheit: Wenn sie ihre Filiale neu planen und zur Überbrückung einen Container aufstellen, dann mit Planungssicherheit für einen längeren Zeitraum. Investitionen ohne langfristigen Vertrag – aus unternehmerischer Sicht sinnlos.

Enttäuscht von der Art und Weise

Als sie eine Art mündliche Zusage zur weiteren Zusammenarbeit bekamen, forcierte Familie Hagenkötter die Bemühung und hatte unterschriftsreife Bestellungen zur Gestaltung des Geschäfts in der Mühlenstraße 7 vorliegen. „Wir haben Herrn Grubendorfer regelmäßig über unseren Stand der Dinge informiert und waren im permanenten Austausch miteinander. Doch der Vertrag ließ auf sich warten.“ Am 13. Oktober erklärte ihnen der Edeka-Marktleiter in einem kurzen Gespräch, dass er sich für die Bäckerei Büsch entschieden habe. „Enttäuscht“ habe sie das, sagen Ariane und Robin Hagenkötter. „Wir hätten dort gerne weitergemacht.“

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Auch wegen Corona und Bestrebungen in vielen Städten, örtliche Akteure zu stärken (in Herdecke läuft bekanntlich die Aktion „kauf lokal“), sei das Ende im Edeka ein harter Schlag: „Wir als vergleichsweise kleiner Stadtbäcker können mit den Großen kaum mitbieten. Daher ist das Aus für uns im Quartier Ruhraue aus vielen Gründen schade, zumal wir dort aus unserer Sicht keinen schlechten Job gemacht haben.“