Herdecke. Die Corona-Krise wirkt sich auch stark auf traditionsreichen Familien-Betrieb in Herdecke aus. Ostergeschäft gilt als Hoffnungsschimmer.
Der emotionale Video-Appell vom Chef einer Bäckerei aus Hannover hat im Internet für viel Aufsehen gesorgt. „Bitte gehen Sie zu Ihrem Bäcker“, sagte Gerhard Bosselmann mit Tränen in den Augen und mit Blick auf die Corona-Krise. Dabei ist es grundsätzlich nicht falsch, heimische Betriebe zu unterstützen. Schließlich steckt dahinter mitunter eine lange Tradition. Wie zum Beispiel im Familienbetrieb Hagenkötter in Herdecke.
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In vierter Generation führt nun Robin Hagenkötter mit seiner Frau Ariane die Geschäfte der Bäckerei, die Urgroßvater Karl 1896 gründete und zu der aktuell drei Filialen in Herdecke sowie eine in Witten gehören. Vor dem wichtigen Ostergeschäft leidet auch diese Branche unter den Corona-Auswirkungen. „Das Liefergeschäft ist bei uns zu 80 Prozent eingebrochen. Da wir auch den Café-Betrieb mit insgesamt 200 Sitzplätzen weder innen noch außen öffnen dürfen, fehlen uns allein dadurch 40 Prozent des gesamten Filialumsatzes“, berichtet Ariane Hagenkötter.
Schwierige Kalkulation
Das hat Folgen: Die Kalkulation bezüglich Planung und Produktion mache Probleme, weil das Kundenverhalten schwer einzuschätzen sei. Beispielsweise habe es zu Beginn der Corona-Krise eine hohe Brot-Nachfrage (Stichwort Hamsterkäufe) gegeben, das habe dann nachgelassen. Immerhin laufe der Außer-Haus-Verkauf recht stabil, Vorbestellungen seien weiter möglich. Doch spontan kommen demnach immer seltener Kunden vorbei. „Auch bei Brötchen und Kuchen ist es schwierig, in der Backstube bei den Vorbereitungen richtig zu agieren. Das Frühstücksangebot haben wir ohnehin ‘rausgerechnet. Zudem ist die Entwicklung in den Filialen unterschiedlich, mancherorts läuft es sehr schlecht“, so die Frau des gelernten Bäckermeisters.
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Das führe zu – zum Glück noch überschaubaren – Konsequenzen beim Personal. Einige der rund 50 Mitarbeiter sollten vorzeitig Urlaub nehmen oder so genannte Minusstunden aufbauen. „Wir haben Kurzarbeit angemeldet und hoffen, all das so gut wie möglich zu überstehen“, sagt Ariane Hagenkötter und ergänzt, dass auch Lieferungen an Schulen für dortigen Kantinen oder Kiosk-Betriebe ausbleiben (immerhin gehe Ware weiterhin an Altenheime). Viele Vorbestellungen etwa für Geburtstage oder Feste sagten Familien mittlerweile ab. „Insgesamt ist die Lage schon sehr angespannt, weil ja auch niemand weiß, wie es weitergeht. Daher sind wir unseren Mitarbeitern sehr dankbar, dass sie mit uns durchhalten wollen und sich auf das geänderte Kundenverhalten eingestellt haben.“
Alle Filialen sind geöffnet
Dennoch will die Bäckerei Hagenkötter auch Zeichen setzen. Alle Filialen in Herdecke, Ende und im benachbarten Rüdinghausen sind im Normalfall mit vollem Sortiment jeden Tag geöffnet, in der Osterzeit befinde sich noch etwas mehr in den Auslagen. All das mit entsprechendem Abstand zu den Kunden wegen der Corona-Vorschriften. „Der Samstag und Sonntag jetzt sind für uns die Haupt-Verkaufszeiten an dem langen Wochenende“, so Ariane Hagenkötter, wobei die Feiertagsplanung auch in normalen Zeiten eine Herausforderung sei. Neuerdings bieten die Teams hinter den Tresen – am besten nach Vorbestellung – auch Mehl und Hefe an, da gebe es keine Engpässe. „Wir machen weiter und hoffen, so ein Stück Normalität in den schwierigen Zeiten bieten zu können.“