Herdecke. Mit 21 Jahren ist sie das jüngste weibliche Ratsmitglied in Herdecke. In der Politik ist Pia Blothe aber längst kein Neuling mehr. Und sie hat Ziele.

Mit ihren jungen 21 Jahren ist Pia Blothe längst kein Polit-Neuling mehr in Herdecke. Schon in der achten Klasse der Realschule machte die neue Stadträtin erste Erfahrungen im Kinder- und Jugendparlament (KiJuPa) der Stadt Herdecke. Seit November 2016 ist sie Parteimitglied der SPD. Jetzt zieht sie, nach dem Gewinn des Direktmandats im Wahlkreis Westende, als jüngstes weibliches Mitglied in den hiesigen Rat ein. Nur Enric Tange von der FDP ist noch jünger.

Traumberuf Erzieherin

Angst hat sie vor der neuen und verantwortungsvollen Aufgabe nicht – die Vorfreude ist aber riesig. Nach dem Besuch der heutigen Hugo-Knauer-Grundschule in Ende und der Mittleren Reife auf der Herdecker Realschule absolvierte Pia Blothe eine Ausbildung zur Kinderpflegerin. Die darauf aufbauende Erzieherausbildung schloss sie in diesem Jahr ab. „Für mich ist Erzieherin ein Traumberuf. Ich finde es schön, die Welt aus der Sicht von Kindern zu sehen“, sagt sie. In ihrer Freizeit liest sie viel und treibt gerne Sport: „Unter normalen Umständen, wenn die Pandemie nicht gerade wütet, gehe ich gerne schwimmen oder treffe mich mit Freunden“, so die 21-Jährige. Inzwischen nehme aber natürlich auch die Politik viel Zeit in Anspruch.

Vom KiJuPa in den Stadtrat

Das politische Interesse entwickelte sich bei Blothe bereits in jungen Jahren – in der Schule. Und auch ihr Weg in die aktive Politik startete in der Realschule. Nachdem es 2006 noch nicht mit dem Einzug ins Kinder- und Jugendparlament klappen wollte, zog sie dort zwei Jahre später ein. Bereits in der zehnten Klasse wurde sie zur Parlamentssprecherin gewählt.

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„Im KiJuPa setzten wir uns für die Belange der Kinder und Jugendlichen ein. Dort konnte ich zum ersten Mal aktiv etwas verändern. Das Highlight war immer der Wunschbaum zur Weihnachtszeit, was dieses Jahr wohl leider ausfallen wird“, so Pia Blothe.

2016 Eintritt in die SPD

Nach ihrer Zeit im KiJuPa wollte sie weiter politisch arbeiten. Im Jahre 2016 wurde sie Parteimitglied der SPD. „Für mich war klar, dass ich in die SPD eintreten möchte. Das ist die Partei mit den größten Gemeinsamkeiten zu meinen Vorstellungen – vor allem was Sozial-, Kinder- und Jugendpolitik angeht“, sagt Blothe. Bei den Jusos war sie gezwungenermaßen zu diesem Zeitpunkt nur im Ennepe-Ruhr-Kreis aktiv. Doch inzwischen erweckte sie die vor Ort eingeschlafene Jugendorganisation der SPD auch in Herdecke wieder zum Leben. Und ist seitdem deren Vorsitzende.

Weitere Ämter

Es folgten schnell weitere politische Ämter für die junge Herdeckerin. So ist sie als Beisitzerin im Vorstand der EN-Jusos und auch im Vorstand des SPD-Standverbandes aktiv. Seit 2018 gehört sie als Sachkundige Bürgerin dem Ausschuss für Schule, Kultur und Sport im Herdecker Rat an. Der nächste logische Schritt war dann die Rats-Kandidatur. „Mich reizt diese Aufgabe sehr. Ich möchte in Herdecke mitgestalten und verändern“, sagt die Jungpolitikerin.

In der zurückliegenden Kommunalwahl gewann sie im Wahlkreis Westende gegen den Kandidaten der CDU, Marc Schulte, mit knapp 50 Stimmen Vorsprung. An den Wahlabend erinnert sich Pia Blothe noch gut: „Das war eine Zitterpartie. Ich wusste nicht, ob ich als so junge Kandidatin so viel Unterstützung der Wähler bekomme. Wir haben immer wieder die Zahlen verfolgt. Um kurz nach elf war dann klar, dass ich gewonnen habe. Dann brachen alle Dämme.“

Schulpolitik im Visier

Pläne für ihre Zeit im neuen Herdecker Rat hat Pia Blothe auch schon: „Ich möchte mich für Kinder und Jugendliche einsetzen. In den Freizeitangeboten sehe ich Handlungsbedarf“, sagt sie, „und auch in der Schulpolitik will ich weiterhin versuchen, alles ‘rauszuholen. Da habe ich durch meinen Beruf und mein Alter sicher auch einen anderen Blick auf die Materie.“

Vor dem neuen Amt hat sie Respekt, aber keine Angst. Auch als jüngstes Mitglied im Rat der Stadt Herdecke will sie sich Gehör verschaffen: „Ich bringe frischen Wind in die Fraktion und den Rat und möchte, dass meine Stimme gehört wird, obwohl ich vielleicht noch nicht so viel Erfahrung habe wie die anderen Ratsmitglieder,“ sagt Pia Blothe selbstbewusst. Dass die Fraktion der SPD von 18 auf 12 Sitze geschrumpft ist, bedauert die Kommunalpolitikern: „Ich könnte mir vorstellen, dass das viel mit der Bundespolitik zu tun hat“, schätzt die Herdeckerin den Zustand ihrer Partei ein.

Politische Karriere im Blick

Träume hat Pia Blothe aber auch weiterhin. Im Rat der Stadt Herdecke soll in ihrer politischen Karriere langfristig nicht Schluss sein. „Ich will nicht ausschließen, irgendwann einmal Bürgermeisterin zu werden oder Herdecke im Land- oder sogar Bundestag zu vertreten“, erklärt Pia Blothe. Auch wenn das nicht einfach wird, ganz unrealistisch scheint das nicht: Seit ihrem Parteieintritt sind nur vier Jahre vergangen – und jetzt ist sie Stadträtin.

Vorbild für junge Frauen

Doch vorerst möchte sie auf jeden Fall erstmal gute Arbeit für die Herdecker leisten: „Ich möchte meine Politik bürgernah gestalten und für junge Frauen und Mädchen eine Art Vorbild und Motivatorin sein“, erklärt Pia Blothe und ergänzt: „Politik ist nicht nur was für ältere Herren, sondern auch was für junge Frauen.“

Zur Person

Pia Blothe, 21 Jahre, geboren und aufgewachsen in Herdecke. Beruf: Erzieherin.

Seit 2016 SPD-Mitglied; politische Ämter: Vorsitzende der Jusos Herdecke, Beisitzerin im Vorstand der Jusos EN, Beisitzerin im Vorstand des SPD-Stadtverbands Herdecke, sachkundige Bürgerin im Ausschuss Schule, Kultur und Sport.

Bei der Kommunalwahl 2020 holte sie mit 232 Stimmen das Direktmandat im Wahlkreis Westende gegen den CDU-Kandidaten Marc Schulte (185 Stimmen). Sie ist jüngstes Mitglied im neuen Rat.