Herdecke. . Zum ersten Mal hat das Kinder- und Jugendparlament in Herdecke das Gedenken an die Reichspogromnacht vom 9. November 1938 organisiert.

Das Gedenken an die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus ist in Herdecke alles andere als eine Pflichtveranstaltung. Im vorigen Jahren waren Nachfahren der Überlebenden in Herdecke zu Gast, in diesem Jahr lag die Vorbereitung zur Erinnerung an die Reichspogromnacht vom 9. November 1938 zum ersten Mal in der Hand des Kinder- und Jugendparlaments.

Gang zum jüdischen Friedhof

An den Stolpersteinen vor dem Haus der Familie Grünewald an der Hauptstraße erinnerte KiJuPa-Sprecherin Pia Blothe an die Eltern Grünewald, die zu den Letzten zählten, die sich im NS-Reich noch trauten, in Herdecke zu leben. Dann wurden sie deportiert und in Riga ermordet, wie andere Herdecker Juden auch. Vor ihnen ging Robin Trautmann buchstäblich in die Knie: Mehr symbolisch reinigte er die Stolpersteine, die ins Pflaster vor dem Haus eingelassen sind und an die Opfer des Holocaust erinnern sollen. Ein gutes Dutzend Kinder und Jugendliche und ebenso so viele Erwachsene folgten dann auf dem alten jüdischen Friedhof an der Bahnhofstraße einer Kerzen-Zeremonie. Die erste Kerze sollte an die sechs Millionen Juden erinnern, die im Deutschland der Nationalsozialisten ermordet worden sind, die letzte war für alle Opfer des Rassenwahns und der Kriege gedacht.

Als „Mahnung, dass nie wieder ein Angriff auf eine Minderheit“ gestartet werden darf, wollte Parlamentssprecher Marius Sprang die Kerzen-Zeremonie verstanden wissen. Und damit war er plötzlich auch mittendrin in der Gegenwart und den Übergriffen auf Flüchtlinge. „Augenblicklicher Schwerpunkt im Kinder- und Jugendparlament sind Rassismus und Toleranz“, weiß Gabriele Stange, seit 18 Jahren Geschäftsführerin des KiJuPa.

Schüler aus Herdecke waren schon an den Gedenkfeiern zur Reichspogromnacht vor zwei Jahren und im vorigen November beteiligt, und auch Mitglieder des Kinder- und Jugendparlaments waren unter diesen Schülern. Nun aber hat das Kinder- und Jugendparlament zum ersten Mal selbst zu einer Gedenkveranstaltung eingeladen. Bei den Texten, auf die die Organisatoren zurück greifen konnten, war Willi Creutzenberg behilflich, der in den letzten Jahren die Erinnerung an die verfolgten Juden aus Herdecke besonders wach gehalten hat. Dieses Mal durfte er sich aber mit Zuhören begnügen.

Ein Lied aus „Schindlers Liste“

Auch beim Spiel von Celina Igelhorst. Sie spielte auf der Geige ein Lied aus dem Film Schindlers Liste, ein Film, der zeigt, dass es auch Menschen gegeben hat, die dem Rassismus der Machthaber mit Mut widerstanden haben.