Wetter/Herdecke. Die Feuerwehren in Wetter und Herdecke lassen aufgrund steigender Infektionszahlen ihre Übungen zunächst ruhen.
Sie sind da, wenn es brennt – sogar im wahrsten Wortsinn. Die Männer und Frauen der Freiwilligen Feuerwehren in Wetter und Herdecke. Sie sind ehrenamtlich unterwegs. Wenn sie zum Einsatz gerufen werden, muss es schnell gehen und jeder Handgriff sitzen. Das wiederum erfordert Übung, aber ist das in Corona-Zeiten überhaupt möglich?
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„Wir haben unseren Übungsdienst in der vergangenen Woche wieder eingestellt“, berichtet Patric Poblotzki von der Freiwilligen Feuerwehr Wetter. Anhand steigender Infektionszahlen im EN-Kreis müsse darauf derzeit verzichtet werden. Bislang hatten die Wetteraner zumindest in kleinen Gruppen von maximal 15 Personen zeit- oder tagversetzt ihre Übungen abgehalten, allein schon, um die Kameraden alle bei der Stange zu halten. „Nach dem Lockdown im März haben wir mit kleinen Gruppen von fünf bis sechs Leuten angefangen und dann weiter aufgestockt. Dabei haben wir aber darauf geachtet, dass immer die gleichen Personen zusammenkamen und sich die Teams nicht vermischten. Eigentlich wollten wir auch jetzt wieder mit den Übungen für die Jugendfeuerwehr starten. Ein Konzept dafür hatten wir bereits. Aber das geht ja jetzt erstmal nicht mehr“, erklärt Poblotzki.
Keine Ausweichmöglichkeit
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Ähnlich sieht es bei der Freiwilligen Feuerwehr Herdecke aus. Deren Sprecher Michael Tillmanns berichtet: „Wir haben nach den Sommerferien wieder losgelegt, weil das Infektionsgeschehen uns wieder überschaubar erschien. Seit zwei Wochen ist aber jeglicher Aufenthalt bei uns am Haus nur noch durch zwingend dienstliche Gründe, also hauptsächlich Einsätze erlaubt.“ In Herdecke sei die Problematik sogar noch größer als in Wetter, meint Tillmanns. „Wir haben nur einen Feuerwehrstandort. Die Wetteraner könnten zumindest noch auf verschiedene Standorte zurückgreifen. Auch wenn ein Löschzug aufgrund einer Quarantänesituation ausfallen würde, könnten sie noch auf andere Standorte ausweichen“, so Tillmanns. Immerhin, so der Herdecker, konnte die Grundausbildung neuer Feuerwehrleute abgeschlossen werden, bevor die Dienste wieder niedergelegt wurden. Denn an eine neue Eingliederung Interessierter sei derzeit nicht zu denken. Das sieht auch sein Kollege aus Wetter so. „Wir müssen neue Interessenten momentan vertrösten, es sei denn, sie sind zugezogen und waren vorher schon in der Feuerwehr. Die haben wir dann natürlich den bestehenden festen Gruppen zugeordnet und sie mitgenommen“, erklärt Poblotzki.
Mehr Freiwillige als Berufswehren
Die Feuerwehren in Wetter und Herdecke sind Freiwillige Feuerwehren. Das bedeutet, dass die Kameraden und Kameradinnen ehrenamtlich neben ihrem Beruf im Einsatz sind.
Die Freiwilligen Feuerwehren sind in Deutschland weit verbreitet. Lediglich etwas über 100 Städte in ganz Deutschland haben eine sogenannte Berufswehr, die aber dann auch meist noch durch die ehrenamtlichen Kräfte unterstützt wird.
Alle Einsatzkräfte der Feuerwehr müssen eine Grundausbildung durchlaufen.
Die Landesfeuerwehrschule bietet seit einiger Zeit auch Online-Seminare an. Werden die genutzt? „Ich selbst habe bereits dort Webinare besucht, und das funktioniert für die Theorie ganz gut, allerdings lässt sich die Praxis dadurch natürlich nicht ersetzen“, meint Tillmanns. Ähnlich sieht es auch Poblotzki: „Wir haben auch einen digitales Seminar besucht. Das wurde gut angenommen.“ Allerdings ist er auch der Meinung, dass die praktischen Übungen nicht zu ersetzen seien. Hinzu komme noch, dass es bei der Feuerwehr natürlich auch auf die Kameradschaft und somit die sozialen Kontakte ankomme. „Man merkt, dass die Kollegen nach Einsätzen die Möglichkeit nutzen, natürlich unter Einhaltung der Abstandsregeln und mit Mundschutz, sich zusammenzustellen und miteinander zu quatschen“, sagt Poblotzki. Das fehle momentan einfach.
Niemand muss sich Sorgen machen
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Michael Tillmanns meint noch abschließend, dass sich die Bürger jedoch keine Sorgen machen müssten. Auch wenn die Übungsdienste momentan wegfallen. „Wer ein Jahr lang kein Fahrrad gefahren ist, verlernt es ja auch nicht“, sagt er.