Herdecke. Die Situation im Seniorenhaus Kirchende hat sich rapide verschlechtert. 49 Menschen sind dort positiv auf Corona getestet.

Noch am Montag hatte der Geschäftsführer des Seniorenhauses Kirchende hoffnungsvolle Stimmung verbreitet, am Dienstag sind die neuen Zahlen zum Ausbruchgeschehen im Heim bekannt geworden. Und die sind alarmierend. 36 Bewohner und 13 Mitarbeiter sind aktuell positiv auf das Corona-Virus getestet worden. Der Kreis hat für Mittwoch neue Tests angeordnet.

Trotzdem bleibt Geschäftsführer Michael Müller optimistisch. „Trotz der jetzt noch schwierigeren Lage, funktioniert es alles erstaunlich gut. Die Absicherung und Versorgung sind weiterhin gewährleistet. Wir konnten auch neue Mitarbeiter akquirieren“, berichtet Müller. Da in den vergangenen Wochen keine neuen Bewohner aufgenommen wurden und es im Seniorenhaus verständlicher Weise eine natürliche, nicht-corona-bedingte Fluktuation gibt, war es möglich, einen Wohnbereich zu schließen, so dass die Mitarbeiterkapazitäten zudem frei wurden. „Außerdem erhalten wir Unterstützung aus dem Gemeinschaftskrankenhaus“, berichtet Müller. Dorthin hatte das Seniorenhaus nun vorsorglich elf Bewohner überwiesen, die Symptome der Corona-Erkrankung aufwiesen. „Auch das entlastet unsere Situation“, so der Geschäftsführer.

Umfangreichere Tests

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Rückblick: Zwei positive Fälle unter Mitarbeitern waren für das Gesundheitsamt bereits am 12. Oktober Anlass für umfangreichere Tests in zwei Wohnbereichen des Seniorenhauses Kirchende in Herdecke gewesen. Drei Tage später lagen 13 positive Testergebnisse vor. „Darauf haben wir und die Einrichtung reagiert. So wurde das Heim beispielsweise für Besucher und Therapeuten geschlossen und die Corona-Patienten isoliert. Zudem haben wir am 16. Oktober alle Bewohner und Mitarbeiter in den insgesamt fünf Wohnbereichen abgestrichen. Die Untersuchungen lieferten jetzt 36 positive Befunde für Bewohner und 13 positive für Mitarbeiter“, berichtet Amtsärztin Dr. Sabine Klinke-Rehbein.

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In einer Telefonkonferenz mit Heimleitung und Geschäftsführung der Convivo Gruppe ließ sie sich am Mittag die aktuelle Lage beschreiben. Zum Tod einer Heimbewohnerin, die positiv getestet aber symptomfrei war, lautet die derzeitige Einschätzung: Die 80-jährige ist „mit“ und nicht „an“ Corona verstorben.

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Innerhalb des Heims sind drei Wohnbereiche betroffen. Um den Betrieb aufrecht erhalten zu können, wurden deren Bewohner in zwei Bereiche zusammengelegt. Diese sind baulich klar von den zwei coronafreien Bereichen getrennt, der Personaleinsatz wurde so umgeplant, dass Mitarbeiter ausschließlich in dem einen oder dem anderen Bereich im Einsatz sind.

Ausbruchsherd nicht bekannt

Denkbare Quellen für den Ausbruch könnten zum einen Beschäftigte sein, die von außen nicht erkennbare Symptome wie Kopf- und Halsschmerzen ignoriert haben, stattdessen pflichtbewusst zur Arbeit erschienen sind und das Virus trotz FFP 2 Masken verbreitet haben.

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Der Virus könnte trotz Eingangskontrollen aber auch durch Besucher oder Bewohner nach Verwandtenbesuchen ins Heim getragen worden sein.

Warum sich das Virus dann allerdings innerhalb von etwas mehr als einer Woche in drei Bereichen so stark ausbreiten konnte, ist unklar. „Im Fokus haben wir derzeit vor allem, wie sich die Lage weiterentwickelt. Dazu zählt auch, dass wir bereits am Mittwoch erneut alle Bewohner und Mitarbeiter testen werden. Um einen möglichen Ausbruch in den zwei bisher nicht betroffenen Bereichen zu verhindern, halten sich die Bewohner auch dort nur in ihren Zimmern auf“, so Dr. Klinke-Rehbein. „Die Tests am Mittwoch werden definitiv nicht die letzten sein. Wir wollen schließlich diesen Herd komplett ausräumen und werden alle vier bis fünf Tage neu testen lassen“, erklärt Müller.

Neben dem Seniorenheim in Herdecke beschäftigt Corana derzeit auch das Haus Curanum in Schwelm und das Altenheim Sankt Jakobus in Breckerfeld sowie das AWO Familienzentrum in Witten-Stockum und die St. Jacobus Kita in Breckerfeld.