Volmarstein. Der Verkehr an der A1 in Volmarstein läuft auf sechs Spuren seit Wochen problemlos. Beim Bau der neuen Brücke ist klar: Die Kosten steigen enorm.

Hier ein Bagger, dort ein Gerüst. Menschen mit Helmen wirken sehr beschäftigt. Dazu der Lärm von oben. Nein, ein Ort der Gemütlichkeit sieht anders aus und klingt auch nicht so. Auf einer Autobahn-Baustelle stehen andere Themen im Fokus. Auf der A1 sind die Verantwortlichen an der Talbrücke Volmarstein vor allem froh, dass ihr Zuständigkeitsgebiet kaum noch in Verkehrsnachrichten auftaucht.

„Wir waren hier ja eine ganze Zeit lang Spitzenreiter bei den Staumeldungen aus Nordrhein-Westfalen“, sagt Lars Emde von der Dortmunder Firma BeMo Tunnelling, die sich über die eigens gegründete Arge Talbrücke Volmarstein dort um die auszuführenden Arbeiten kümmert. Der Ingenieur wählt bewusst die Vergangenheitsform: Blechlawinen rollen an der Anschlussstelle seit Monaten allenfalls langsam, aber meist ohne Unterbrechung vorbei. Ines Nordhaus als Projektleiterin der verantwortlichen Deges (Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau) bestätigt: „Die Entscheidung, die neue Brückenhälfte in Richtung Bremen sechsspurig freizugeben, war im Hinblick auf den Verkehrsfluss absolut richtig.“

Proteste von Firmen und Bürgern

Kurzer Blick in den Rückspiegel: Der Aufschrei bei Bürgern sowie Unternehmen in Wetter und Hagen war groß, als die Deges die A1-Auffahrt Volmarstein in nördliche Richtung Anfang 2018 sperrte. Die steht seit August 2020 wieder zur Verfügung. Gegenüber dient mittlerweile ein abgetrennter Streifen als Rettungsweg. Auch wichtig: Seit April können die mal ermittelten 100.000 Fahrzeuge pro Tag auf je drei Spuren sowohl nach Köln als auch nach Bremen über das neue Bauwerk am Hang rollen. Seither beschäftigen sich die Bauarbeiter mit dem Abriss und dem nun laufenden Neubau der zweiten Brückenhälfte.

Doch beim Gespräch über den aktuellen Stand geht es weniger um Ingenieurs-Leistungen (ein Vorschubgerüst kommt auch für die junge Schwester der stehenden Brücke zum Einsatz), sondern um Verkehrs-Themen sowie Optimierungen und Änderungen der Planungen. Zum Beispiel habe auch die ausgeschilderte Radaranlage dafür gesorgt, dass sich bergab mittlerweile viele an Tempo 60 km/h halten. „In der Anfangszeit hat es oft geblitzt, in den letzten Wochen kaum noch“, sagen die Baustellen-Verantwortlichen und vermuten einen „erzieherischen Effekt“, nachdem zunächst ein Limit von 80 km/h galt. „Das war ernüchternd, wie viele hier deutlich zu schnell waren.“ Zudem zeigten – wie berichtet – Simulationen, wie an der Talbrücke der Verkehr auch mit Baustellenfahrzeugen ohne Unterbrechung laufen kann.

Neubau und kaum noch Stau auf A1 an Talbrücke Volmarstein

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Das Ziel lautete: Stau vermeiden. Haken dran. Das hat aber seinen Preis. Wortwörtlich. Die veranschlagten Kosten von 25 Millionen Euro haben sich mittlerweile verdoppelt, so Ines Nordhaus. „Unser Auftrag war eigentlich, eine neue Brücke zu bauen. Dann kam der Protest vor allem aus Reihen der Wirtschaft, so dass die Verkehrsbehinderungen in den Fokus rückten und für Verbesserungen auch mehr Geld bereit stand.“ Somit habe sich auch über Prämien manches beschleunigen lassen. Für den Betonüberbau an der fast fertigen Brücke Richtung Bremen etwa arbeiteten Angestellte teils Tag und Nacht sowie am Wochenende. „Das dauerte dadurch zwei Monate weniger als geplant“, so Lars Emde. Auch beim jetzt entstehenden Bauwerk an der Talseite sind ähnliche Maßnahmen zur Terminoptimierung geplant.

Arbeiten auf der Autobahn sollen zügig voranschreiten

Die Arbeitsbedingungen beim Neubau der zweiten Brücke seien noch schwieriger als bei der Konstruktion des ersten Überwegs am Hang. Der Platz sei gleichermaßen beengt (schwierige Zwischenlagerung im Zusammenhang mit Erdarbeiten), hinzu kommen aber noch die Hochspannungsleitungen.

Dadurch könne schon mal ein Kran mit langen Auslegern wie noch bei der ersten Brückenseite nicht zum Einsatz kommen. Lars Emde: „Wir müssen in den ersten Bauabschnitten dann auf die Ameisen-Methode zurückgreifen.“

Derzeit laufen Bohrpfahlgründungen, Anfang November soll der neue Überbau beginnen. Laut Emde seien „die Gewerke allesamt recht eng getaktet, eine hohe Belastung für alle Projektbeteiligte.“

Wenn ein Fahrzeug die Baustelle verlässt, aktivieren die Fahrer unter der Brücke eine Ampel, um sich oben mit Abstandswahrung in den Verkehr einzuordnen.

Mittlerweile ist auch geklärt, dass es vorerst keiner mobilen Zuflussregelung an der Anschlussstelle Volmarstein bedarf. „Wir haben den zuständigen Stellen mitgeteilt, dass aus unserer Sicht alles so bleiben kann wie jetzt. Auch die Polizei berichtet uns, dass das Unfallrisiko unauffällig sei“, meint Ines Nordhaus. „Die Verkehrsbehörde ist unserer Empfehlung gefolgt. Sollte sich die Situation verschlechtern, wäre eine entsprechende Anlage gegebenenfalls zu einem späteren Zeitpunkt nachzurüsten.“ Ludger Loers von der Bauüberwachung Krebs und Kiefer ergänzt, dass die Reduzierung von drei auf zwei Spuren sowie ein Stauende stets die größten Probleme bereiten. Seine Autobahn-These: „Lieber die Fahrbahnen verengen und die Geschwindigkeit reduzieren als eine Spur wegnehmen.“

Ausblick bis ins Jahr 2022

Im Herbst 2021 soll die zweite Brücke in Richtung Köln komplett fertig sein. Dort soll dann der gesamte Verkehr auf fünf Spuren fließen, hinzu kommt eine weitere auf dem Bauwerk Richtung Bremen. Das soll neun Monate der Fall sein, um den Überweg am Hang endgültig fertigzustellen. Noch befindet sich ein provisorischer Asphalt mit grober Körnung auf der aktuell befahrbaren Brücke.

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Ohne die A1 zu sperren, sollen die Arbeiten bis zum Ende (Sommer 2022) bei laufendem Verkehr über die Bühne gehen. Nordhaus: „Für den Brückenbau interessiert sich kaum einer, für den Verkehr dafür umso mehr. Wir haben hier an der Talbrücke in Sachen Baustellenablauf viel gelernt. Das war teilweise auch schmerzvoll, hilft aber bei künftigen Planungen.“