Herdecke. Elf Senioren erfuhren bei einem E-Bike-Kursus technisch Wissenswertes. Dann ging es zum Probefahren auf den Parcours.

„Ich fahre zwar schon seit vier Jahren mit meinem E-Bike, aber von den ganzen technischen Dingen habe ich nicht so viel Ahnung. Und ich möchte hier mal Probe fahren und dann hören, was ich vielleicht falsch mache“, so Ursula Rasche. Die 67-jährige Herdeckerin war eine der insgesamt elf Seniorinnen und Senioren, die am Dienstag an einer E-Bike-Schulung am Bleichstein teilnahmen. Eingeladen zu diesem nunmehr dritten Kursus hatten die Stadt Herdecke, die Polizei und der TSV Herdecke.

Unfallzahlen steigen

Muss ein E-Bike-Fahrer zwingend den Radweg nutzen? Wie wird ein E-Bike im Vergleich zum Fahrrad rechtlich eingestuft? Wo befindet sich die Vorderradbremse? Worauf muss man beim Helm achten, und sollte man ein E-Bike versichern? Antworten auf diese und viele andere Fragen gab zu Beginn des Kurses Polizeihauptkommissar Jörg Reifenschneider von der Verkehrsunfallprävention der Kreispolizeibehörde Ennepe-Ruhr. „E-Bikes sind ein heißes Thema; denn die Unfallzahlen gehen in die Höhe. Besonders im Bereich der Älteren, die das Radfahren wieder entdeckt haben. Jedes Jahr steigt die Kurve mit Verletzten und Getöteten weiter in die Höhe. Das wissen wir deswegen, weil die E-Bike-Fahrer separat erfasst werden“, erklärte Reifenschneider den Teilnehmern vorab.

Fahrradweg verpflichtet

Natürlich sei es von Vorteil, wenn man weniger trampeln müsse, „aber der kleine Motor kann ganz ordentliche Kräfte entwickeln“, so der Beamte weiter. E-Bikes würden bis zu 25 km/h schnell fahren, „und das ist ein hohes Tempo. Da möchte keiner auf die Nase fallen.“ Allesamt gute Gründe, sich an diesem Vormittag theoretisch und praktisch mit diesem besonderen Zweirad zu beschäftigen.

Lenkt ihr E-Bike konzentriert durch die engen Kurven des Parcours: Ursula Rasche.
Lenkt ihr E-Bike konzentriert durch die engen Kurven des Parcours: Ursula Rasche. © Elisabeth Semme

„Grundsätzlich fahren Sie ein Fahrrad“, klärte Reifenschneider die Senioren über die rechtliche Stellung des E-Bikes auf. Und: „Wenn es einen ausgewiesenen Fahrradweg gibt, sind Sie verpflichtet, dort zu fahren.“ Weitere Tipps gab es zum richtigen Bremsen („Das Vorderrad muss rollen, es darf nicht blockieren“), zur Einstellung des Sattels und des Helms.

Info-Stand mit Bulli

Die Polizei bietet in Herdecke an Informations-Ständen gelegentlich Beratungen für E-Bike-Fahrer oder auch Nutzer von Pedelecs sowie „normalen“ Fahrrädern an.

Vor allem am Schiffswinkel, wo es sowohl wegen des vielbefahrenen Ruhrtalradwegs als auch wegen der problematischen Eisenbahnschienen im Boden schon mal zu Schwierigkeiten oder gar Stürzen kommt, stellen Beamte wie etwa zuletzt im Juli ihren Bulli auf. Dort geben sie dann auch Tipps.

Als dann die erste halbe Stunde Theorie verstrichen war, ging es mit den Bikes auf den Parcours. Zwischen drei Monaten und fünf Jahren lagen die „Fahrzeiten“, die die Teilnehmer auf ihren E-Bikes vorweisen konnten.

Slalom um die Hütchen

Wobei es immer noch einen Unterschied mache, ob jemand generell viel Fahrrad fahre, meinte Hauptkommissar Frank Fels. Das machte sich dann auch beim Slalomfahren, in der langsamen Kehre und bei der Zielbremsung bemerkbar. Für Lisa und Axel Kleine aus Herdecke, die häufig Rad fahren, stellte das nämlich kein großes Problem dar. Obwohl sie ihre E-Bikes erst vor drei Monaten gekauft haben.

„Auf meine Nase gucken“, fordert Hauptkommissar Frank Fels die Senioren auf.
„Auf meine Nase gucken“, fordert Hauptkommissar Frank Fels die Senioren auf. © Elisabeth Semme

Warum, das erklärt Axel Kleine so: „Wir sind jetzt Rentner, und zwei Urlaube wurden uns wegen Corona gestrichen. Und bevor wir das Geld beim Lotto verspielen, haben wir uns lieber E-Bikes davon gekauft.“

Geradeausfahren nach Nase

Etwas knifflig wurde es für die Radfahrer, als Frank Fels sie aufforderte, über ein am Boden liegendes Brett zu fahren. Er selbst positionierte sich am Ende des Bretts und deutete auf seine Nase: „Einfach geradeaus fahren und nicht nach unten, sondern hierher auf meine Nase gucken“, rief er jeweils dem Radfahrer zu, der sich anschickte, die schnurgerade Strecke abzufahren. Doch so einfach ist das Geradeaus-Fahren mit dem E-Bike offenbar nicht; denn immer wieder machten die Teilnehmer kleinere Schlenker und kamen dabei buchstäblich auch mal vom Weg ab.

Am Ende zählte jedenfalls, wie Jörg Reifenschneider zu Beginn bereits betont hatte, das Dabeisein, Ausprobieren und Umsetzen neuer Erkenntnisse. Leistungsdruck, so machte auch Sylvia Lindtner von der Stadt Herdecke als Mitveranstalterin deutlich, habe bei einem solchen Kursus nichts zu suchen.