Volmarstein. Die AVU hat ihr bald nicht mehr benötigtes Wasserwerk Volmarstein zum Verkauf ins Internet gesetzt. Es bleibe aber beim verabredeten Vorgehen.
Nicht nur die Grünen in Wetter reagierten irritiert auf verschiedene Internet-Einträge in Immobilien-Portalen. Dort steht das Wasserwerk Volmarstein mit dem 862.332 Quadratmeter großen Grundstück am Kaltenborn für 2,89 Millionen Euro zum Verkauf. Die AVU als Eigentümerin erläuterte nun im Beisein von Vertretern der Stadt Wetter und des Ennepe-Ruhr-Kreises dieses Vorgehen, wobei Uwe Träris als Vorstand des regionalen Versorgungs-Unternehmens gleich zu Beginn des Pressegesprächs klarstellte: „Am gemeinsamen Vorgehen dieser drei Partner hat sich nichts geändert. Wir wollen im Schulterschluss eine gute Nachnutzungs-Lösung finden.“
Die Ausgangslage ist klar: Derzeit und bis mindestens Mai baut die AVU in einem laut Träris „komplexen Verfahren“ Leitungen nach Hagen zum Wasserwerk Hengstey, um die Reserveanlage in der Ruhraue Volmarstein im Laufe des Jahres 2021 (war mal für 2018 anvisiert) stilllegen zu können. Derweil haben die Stadt Wetter und Politik eine Machbarkeitsstudie beschlossen, um realistische Ideen zur Nachnutzung des Gebäudes und des geschützten Geländes zu eruieren.
„Wir sind kein Projektentwickler, daher haben wir ein Makler-Büro beauftragt, zwecks Markterkundung mal den Wert zu ermitteln“, erläutert Träris die Internet-Veröffentlichungen zum historischen Wasserwerk mitsamt Umgebung. Seit Freitag kennt die AVU die Werte, die in ihrem Auftrag Spezialisten für die Vermittlung land- und forstwirtschaftlicher Immobilien eingeholt haben. Ist damit privaten Interessen mit unwägbaren Auswirkungen beim Umgang mit der naturbelassenen Umgebung nicht Tür und Tor geöffnet? Nein, sagt Träris: „Wir haben weiter den Daumen drauf.“
Hilfreich für Machbarkeitsstudie
Auch Wetters Bürgermeister Frank Hasenberg hält es für legitim und hilfreich, dass der kommunale Versorger nun Werte ermittelt hat. „Die sind auch wichtig für ein späteres Trägermodell und unsere Machbarkeitsstudie, für die wir aus dem Förderprogramm Grüne Infrastruktur die Zusage bekommen haben und die wir bis zum Jahresende abschließen wollen.“ Somit bleibt es bei dem auch mit dem Regionalverband Ruhr vereinbarten Vorgehen im Hinblick auf die Internationale Gartenausstellung 2027: Es gehe bei diesem Haus inklusive Technik und dem ökologisch hochwertigen Gelände mit der denkmalgeschützten Seilhängebrücke um eine touristische Öffnung als Naherholungsort mit Augenmaß und bleibender Charakteristik. „Das spielt auch bei der Entwicklung der Infrastruktur hier eine Rolle“, sagt Baufachbereichsleiterin Birgit Gräfen-Loer.
Landrat Olaf Schade, zugleich Aufsichtsrats-Vorsitzender der AVU, will weiteren Befürchtungen entgegentreten: „Dieses wertvolle Gelände wird nicht verscherbelt oder an den Meistbietenden verkauft. Auch wir als Kreis und zuständige Wasserbehörde begleiten den Prozess mit der für die Baugenehmigung zuständigen Stadt.“ Ob dann am Ende Privatleute, ein Verband oder wer auch immer den Zuschlag für das womöglich aufzuteilende Objekt erhält, sei völlig offen. Somit auch die Umsetzung von Ideen, ob am Wasserwerk in Zukunft eine Übernachtungsstätte, Gastronomie oder ein Museum entstehen kann. Denkbar seien angesichts der Größe des Geländes Teilprojekte oder auch eine enge Zusammenarbeit von öffentlichen und privaten Partnern. Wobei wahrscheinlich sei, dass landwirtschaftliche Flächen weiter als Acker verpachtet werden.
Wert etwas höher als gedacht
Zur konkreten Begutachtung: „Wir haben uns gefreut, dass der Wert höher ist als gedacht, wobei die Summe nicht weit von unseren Gedanken entfernt ist“, sagt AVU-Vorstand Träris. In der Vergangenheit hätten sich bereits Interessenten gemeldet, die dies nun aufgrund konkreter Angaben weiter tun können. Vorerst ohne zeitliche Befristung.
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In Portalen wie Ebay oder Immo-Scout24 – dort etwas irritierend in der Kategorie Bauernhof gelistet – steht das Wasserwerk Volmarstein als Objekt im Bereich Sport/Erholung/Freizeit. Ein wesentliches Attribut: „reizvolle Alleinlage direkt an der Ruhr.“ Dazu gehören 50 Hektar Grünland, Acker (21 ha), 7,5 Hektar Wasserfläche inklusive Absetzbecken, Wege und Wald (2,5 ha). Zitat: „Der Verkauf des Gebäudekomplexes mit einer geringeren als der hier angebotenen Flächenausstattung ist grundsätzlich möglich, sofern wirtschaftlich verwertbare Einheiten verbleiben. Ein Teilflächenverkauf einzelner landwirtschaftlicher Flächen ist nicht vorgesehen.“ Im ab 1877 gebauten Gebäudekomplex aus roten Klin-kersteinen gebe es etwa 1850 Quadratmeter Bruttogeschossfläche. Und: Nach einem möglichen Rückbau der technischen Anlagen sei das Haus „vielfältig nutzbar“.