Wetter. Zwischen Wetter und Herdecke hat die Hangsicherung auf der L675 begonnen. Weitere Bäume müssen weichen, die Steinschlaggefahr steigt weiter an.

Krawumm. Ein beträchtlicher Baumstamm landet mit einem dumpfen Knall auf der Landesstraße. Der Blick nach oben. Dort hängen mit Kettensägen „bewaffnete“ Kletterer in den Klippen und bewegen sich durch das Gehölz. Zu sehen und zu hören ist: Die Arbeiten zur Felssicherung oberhalb der L675 zwischen Wetter und Herdecke haben begonnen.

„Es handelt sich hierbei um das derzeit zweitgrößte Hangsicherungs-Projekt in Deutschland, nur in Hessen ist es noch aufwendiger“, sagt der bei Straßen NRW zuständige Landschaftsbauingenieur Christoph Geck.

Der Angestellte des Landesbetriebs führt den Reporter, der einen Helm tragen muss, zu einem der steilsten Abschnitte oberhalb des Harkortsees. 40 Meter geht es nahe der Ortseinfahrt Wetter an dieser Stelle hinauf. Oben hängen zwei Mitarbeiter der Firma Kühr (Fels- und Forstservice) aus dem sauerländischen Kirchhundem an Seilen und schneiden Äste oder Sträucher zurück. „Nein, den Baum nicht, der bleibt stehen“, ruft von unten Polier Bastian Hofmann seinen Kollegen zu und mahnt dann den Berichterstatter zur Vorsicht. Denn als besagter Stamm aus luftiger Höhe herunterknallt, hätte auch die schützende Kopfbedeckung den Schaden allenfalls begrenzen können.

„Es gibt immer noch Leute, die die Absperrungen ignorieren und sowohl die Straße wie auch den Ruhrtalradweg hier befahren wollen“, erklären Geck und Hoffmann. Straßen NRW wolle nun an einigen Stellen die Schilder-Hinweise nochmals verstärken, schließlich erhöhe sich die Gefahr für Leib und Leben nun mit den laufenden Arbeiten im Hang. „Wir hatten auch mal an Zäune als zusätzlichen Schutz gedacht, das wäre auf diesem langen Abschnitt aber zu aufwändig“, erklärt der Landschaftsbauingenieur.

Nach der Vorbereitung – die erste Kolonne der Firma verschaffte sich beispielsweise einen Zugang vom Ehrenmal – hat nun mit Beginn der Woche die sogenannte Baufeldräumung mit Freischneidearbeiten begonnen. „Wir wollen so viele Pflanzen wie möglich stehen lassen“, sagt Polier Hofmann und blickt auf den detaillierten Übersichtsplan. Dort steht, an welchen Stellen der Fels- und Forstservice künftig Fangzäune oder Sicherheitsnetze anbringen soll. Am Montag schaute sich nochmals ein Biologe den Hang an. „Er ermittelte noch einzelne Gefahrenbäume, auf der Gesamtfläche müssen nun noch zwei größere und zehn kleinere zusätzlich weg“, berichtet Christoph Geck.

Gehölzarbeit bis Mitte nächster Woche

Straßen NRW hat den fast einen Kilometer langen und rund 10.000 Quadratmeter großen Abschnitt in fünf Teile gegliedert. Auf diesen tummeln sich demnächst drei Kolonnen mit je fünf Firmenmitarbeitern. „Für uns ist das schon ein größerer Auftrag, aber von den Anforderungen her kennen wir so etwas. Man darf aber nie den Respekt verlieren“, meint Bastian Hofmann. Der Polier erläutert, dass das Freischneiden jetzt ungefähr eineinhalb Wochen dauern könne. Danach kommen bereits Bohrgeräte zum Einsatz, um im Fels Löcher für die künftigen Schutzvorrichtungen vorzubereiten. „In der Phase steigt dann nochmals die Steinschlag-Gefahr für uneinsichtige Passanten. Es wird dann auch lauter.“

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Den Arbeitsablauf lassen „wir doppelt checken, auch ein externer Prüfingenieur ist dabei“, erläutert Geck und betont wie Hofmann die Bedeutung der Sicherheit auch für die ausführenden Kollegen. Die kümmern sich bald im Hang um neue Stahlkonstruktionen, die bröckelnde Steine oder Pflanzen aufhalten sollen. „Die Montage erfolgt auf der Basis der von den Ahlenberg Ingenieuren ermittelten Fallsimulationen.“ An jenem Steilstück nahe der Ortseinfahrt Wetter beispielsweise entsteht mit 800 Quadratmetern die kleinste Netzfläche des Gesamtabschnitts bis Herdecke. Vorgesehen sind dort 13 Zauntrassen, die einzeln bis zu 150 Metern lang seien und eine tonnenschwere Fallenergie aushalten sollen. Geck: „Der höchste Zaun ist sechs statt geplanter 7,50 Meter hoch.“

Optimismus bezüglich Zeitfenster

Die Trupps agieren parallel auf mehreren Baufeldern. Das große Ziel: Zum Jahresende fertig werden, sonst droht bekanntlich eine Strafzahlung. Dementsprechend erhoffen sich die Beteiligten überwiegend gutes Wetter. Hofmann sagt dem Reporter: „Wir schaffen das.“