Wetter/Herdecke. Straße und Radweg sind schon länger gesperrt, nun sind auch auf dem Harkortsee Bojen angebracht, die umfahren werden müssen.

Die Welt wird immer komplizierter. Das zeigt oft ein Blick ins Kleingedruckte, wobei Verantwortliche auch zunehmend Eventualitäten ins Visier nehmen müssen. Ein Beispiel aus Wetter nahe der Herdecker Grenze. Dort hat der Landesbetrieb Straßen NRW bekanntlich wegen der Steinschlaggefahr an den Klippen bis auf Weiteres Teile der Landstraße 675 sowie einen Abschnitt des Fuß-und Radwegs am Harkortsee gesperrt. Nun hat auch der Ruhrverband reagiert.

Als der Gebiets-Verantwortliche Thomas Brinkmann eine Simulation herabfallender Steine sah, war ihm klar: „Das könnte auch zum Problem für Sportler in Booten oder Wasserwanderer in Kanus werden.“ Die Rede ist von einer Darstellung der Ahlenberg Ingenieure. Die Fachleute hatten für Straßen NRW grafisch veranschaulicht, wie sich Felsbrocken lösen, auf dem Boden aufschlagen und dann in den Stausee katapultieren können. Das bedeutet logischerweise eine Gefahr für Autofahrer sowie für Fußgänger und Pedaltreter auf dem Ruhrtalradweg, die nach wie vor die Absperrungen im Zillertal und am Ufer in Wetter ignorieren. Aber eben auch für jene, die sich auf dem Gewässer fortbewegen.

fe6f3080-a013-11ea-944a-e65c155e9ccb
© WP Wetter | Funkegrafik NRW Manuela Nossutta

Also nahm Brinkmann als zuständiger Betriebsgruppenleiter des Ruhrverbands Kontakt zu Straßen NRW auf. Deren Sprecher Andreas Berg von der zuständigen Regionalniederlassung erklärte ihm und der Redaktion auf Anfrage, wie es um die Zuständigkeiten dort bestellt ist. Der Hang gehört größtenteils zum Stadtgebiet Wetter. Da Straßen NRW aber für die Verkehrssicherungspflicht auf der L675 verantwortlich ist, kümmert sich der Landesbetrieb um die Felssicherung. Den Uferabschnitt mit dem Ruhrtalradweg müsste die Stadt Wetter mit dem Regionalverband Ruhr (RVR) im Visier haben. Bleibt die mögliche Gefährdung auf dem Harkortsee, dafür müsste der Ruhrverband haften. Hintergrund für all das ist ein Gesetzestext, in dem von dem „Eröffner der Verkehrsgefahr“ die Rede ist. „Und die auch im Lokalteil veröffentlichte Grafik der Ahlenberg Ingenieure sollte alle für dieses Problem sensibilisieren“, so Berg.

Nach verschiedenen Gesprächen der Beteiligten haben Brinkmann und sein Team daher 20 Bojen im Abstand von 50 Metern mit dem Warnhinweis „Lebensgefahr“ platziert. Die gelbe Perlenkette befindet sich zwischen dem Kanupolo-Feld und Höhe Minigolfplatz. Während das Ausflugsschiff MS Friedrich Harkort, heimische Ruderer, Kanuten und Segler ohnehin näher zur Vorhaller Seite unterwegs sind, sollen ortsunkundige Wasserwanderer gar nicht erst zu nah an das Ufer unterhalb der Kaiserstraße bzw. im Zillertal herankommen. In diesem Abschnitt breitet sich schon mal die Wasserpest Elodea aus, daher wissen hiesige Sportler, dass sie ihre Boote dort besser nicht hinsteuern.

„Wegen Corona waren zuletzt weniger Wasserwanderer unterwegs, aber die paddeln hier regelmäßig vorbei“, so Brinkmann, der Steinschlag-Probleme auch vom Hengsteysee kennt. „Meines Wissens ist diesbezüglich aber zum Glück noch nie ein Unglück passiert.“