Wetter/Herdecke. Beim Durchbrechen der Absperrungen besteht Lebensgefahr. Bürgermeister Frank Hasenberg appelliert an den gesunden Menschenverstand.
Die direkte Verbindung zwischen Wetter und Herdecke ist gekappt: Seit dem 24. Februar sind sowohl die Verbindungsstraße L675 als auch der Ruhrtalrad- und Fußweg entlang des Harkortsees für Auto- und Radfahrer sowie Fußgänger gesperrt. In Wetter stehen die Absperrbaken direkt an der Einmündung Kaiserstraße/Im Kirchspiel, aus Richtung Herdecke gesehen hinter der Minigolfanlage im Zillertal - das gleiche Szenario findet man am Radweg. Doch was für alle gilt, scheinen manche Zeitgenossen schlichtweg zu ignorieren.
Dass Pkw-Fahrer im Schutz der Dunkelheit die Absperrungen beiseite schieben und die verbotene Strecke nutzen, ist bei Mitarbeitern des Landesbetriebs Straßen NRW wohl bekannt. „Wir haben auch gehört, dass da Rennen mit Motorrädern gefahren werden", so Andreas Berg, Sprecher der Landesbehörde. „Aber wir können nur die Absperrung aufstellen und darauf hinweisen, dass dort Lebensgefahr durch Steinschlag besteht."
Absperrungen weggeschoben
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Auf Nachfrage bei der Polizei gab es dazu folgende Infos: Polizeibeamte hätten an drei Tagen im März festgestellt, dass Absperrungen beiseite geschoben wurden. „Am 19. März haben sie innerhalb des abgesperrten Bereichs der Wetterstraße mehrere Personen angetroffen und insgesamt elf Platzverweise ausgesprochen", so Vera Viebahn von der Pressestelle der Kreispolizeibehörde Schwelm. Seitdem sei es zu keinen weiteren Vorfällen gekommen; allerdings würden die Absperrungen immer mal wieder verschoben oder verrückt, so dass die Beamten sie wieder zurecht rücken müssten. Verkehrszeichen beziehungsweise Absperrungen missachte, müsse mit einem Verwarngeld rechnen, so Vera Viebahn weiter.
Zu Missachtungen der Radweg-Absperrung, deren Kontrolle der Stadt Wetter obliegt, gab es folgende Angaben: Kontrolliert werde durch die Mitarbeitenden des Ordnungsamtes. Bürgermeister Frank Hasenberg hätte aus gegebenen Anlass kürzlich einen Appell an die Bürgerinnen und Bürger gerichtet (wir berichteten). „Was über die Kontrollen hinaus noch helfen würde, wäre der gesunde Menschenverstand der Bürgerinnen und Bürger. Wie gesagt: Die Sperrungen und die Schilder mit der Aufschrift Achtung Lebensgefahr stehen da nicht umsonst", so Stadtpressesprecher Jens Holsteg.
Digitales Geländemodell
Das unterstreicht auch Andreas Berg und weist in diesem Zusammenhang noch einmal auf eine eigens angefertigte Fallsimulation der Ahlenberg-Ingenieure hin, die eindrucksvoll veranschaulicht, wie gelöste Steine bzw. Felsbrocken vom Hang hinunter zunächst auf die Fahrbahn aufschlagen, von dort wieder in die Höhe schnellen und am Ende auf den Radweg und von dort ins Wasser prallen können. Eine Vermessungsdrohne hatte Aufnahmen und digitale Daten des Hanges geliefert, aus denen die Fachingenieure ein digitales Geländemodell der Klippen erstellt haben. Diese Daten sind auch Grundlage für Fallversuche, die im Computer simuliert worden sind.
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„Wir haben eine Fallhöhe von fast 125 Metern, da wird die Durchschlagskraft auch eines kleineren Steins schon gewaltig“, erklärte Landschaftsbauingenieur Christoph Geck von Straßen NRW. „Wir haben aber nicht nur kleine Steine, die sich lösen, sondern auch schon solche im Format eines großen Schuhkartons am Fuß des Hanges gefunden.“ Hinzu kommen mehrere Quadratmeter große Steinplatten, die ins Rutschen geraten können. Deswegen müssen die Schutzsysteme auf einer Länge von 900 bis 1000 Metern neu gebaut werden, und es müssen 12.000 Quadratmeter Hang übernetzt werden.
Weil von Lesern, die regelmäßig auf der gegenüberliegenden Seeseite auf Hagener Gebiet spazieren gehen, die Frage kam, warum denn am Hang überm Zillertal gar nicht gearbeitet werden, verwies Andreas Berg noch einmal auf den Zeitplan: Bis Ende April wird ein geologisches Gutachten erarbeitet; parallel dazu soll bereits ein Entwurf für ein Schutzsystem erstellt werden. Ausschreibung und Vergabe der Baumaßnahme erfolgen bis Ende Juli.
Der Baubeginn ist erst für Mitte Juli vorgesehen.