Wetter/Herdecke. Da ist mächtig Druck auf dem Kessel: Die Ausschreibung zur Hangsicherung an der L675 beinhaltet auch eine Frist zur Fertigstellung.
Erstaunt nahmen nun einige Mitglieder des Umwelt- und Verkehrsausschuss das Ausmaß der anstehenden Hangsicherung zwischen Wetter und Herdecke zur Kenntnis. Bekanntlich gehe von den Klippen oberhalb der Landesstraße Lebensgefahr aus, wegen Steinschlags hat die zuständige Behörde die L675 und den Ruhrtalradweg-Abschnitt am Harkortsee gesperrt. Nun erläuterte ein Vertreter der Ahlenberg Ingenieure in der öffentlichen Sitzung das weitere Vorgehen und einen Zeitplan.
Für das Herdecker Büro mit Bauplanern und -prüfern erklärte Leonard Gashi, wie er mit seinen Kollegen vor einigen Monaten mit einem Gutachten für die Felsen zwischen dem Ortsausgang Wetter und dem Herdecker Zillertal begann. Dem Auftraggeber und zuständigen Landesbetrieb Straßen NRW war der Harkortberg zur Seeseite hin „extrem aufgefallen“. Rückblick: Anfang März hieß es dazu, dass die Straßenmeisterei Schwelm Alarm geschlagen hatte, da Mitarbeiter mehrfach Steine auf und am Rand der Fahrbahn fanden.
Nutzungsdauer weit überschritten
Also starteten die Ahlenberg Ingenieure mit Untersuchungen vor Ort, die sich angesichts des Bewuchses in 120 Metern Höhe schon mal als kompliziert erwiesen. Dennoch kamen die Experten und Kletterer laut Gashi zur klaren Erkenntnis: „Die Sicherungsmaßnahmen hatten die Nutzungsdauer bei Weitem überschritten, Schutzzäune waren durchkorrodiert, zudem entdeckten wir Unterspülungen und Spaltöffnungen im Gestein. Oben fanden wir lockeren Fels, da geht es schon mal um Gewichte von fünf Tonnen.“ Also ein neues Konzept erstellen. Dieses liegt nun vor, am 27. Mai veröffentlichte Straßen NRW dazu Ausschreibungsunterlagen für fachkundige Firmen.
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Das auszuwählende Unternehmen – am 10. Juni endet die Bewerbungsfrist – soll auf der gesamten Länge des problematischen Hangs Schutzzäune aufstellen. Mit drei bis sechs Meter langen Nägeln lassen sich diese im Ruhrsandstein oder an vorhandenen Fundamenten befestigen. Die Ahlenberg Ingenieure wollen so wenig wie möglich Böschungen entfernen bzw. roden lassen. In Absprache mit dem Landesbetrieb entschieden sie sich an einzelnen Stellen auch für Netze und Stahldraht. Zum Beispiel unterhalb des Ehrenmals. Oberhalb der weißen bzw. hellen Stützwand sei dort der Hang zum Teil „in Bewegung“. Auch aufgrund dieses Beispiels betonte Gashi, dass es sich zwischen Wetter und Herdecke um eine der größten wie auch aufwändigsten Hangsicherungen in der Geschichte von Straßen NRW handele.
Die Firma, die den Zuschlag erhält, habe zur Umsetzung der Maßnahmen fünf Monate Zeit. Das bestätigte Straßen NRW am Freitag. Sollten die Arbeiten, die unter normalen Umständen am 22. Juli beginnen sollen, nicht am 31. Dezember 2020 abgeschlossen sein, drohe eine Konventionalstrafe. „Der Betrieb kann mit mehreren Trupps an vielen Stellen parallel arbeiten“, so Gashi. Gleichwohl sei das erklärte Ziel sportlicher Natur. Zur Erinnerung: Es bedarf neuer Schutzsysteme auf einer Länge von fast einem Kilometer, der betreffende Hang umfasst rund 12.000 Quadratmeter.
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Nach dem Vortrag wollte Michael Kramer von der SPD aufgrund der Dimensionen von dem Bauingenieur wissen, ob dort nicht schon früher jemand besser hätte aufpassen müssen. „Eine berechtigte Frage“, antwortete Gashi. „Einige Bereiche wurden seit 40 oder 50 Jahren nicht mehr intensiv begutachtet. Manches dort entspricht auch nicht mehr dem aktuellen Stand der Technik.“ Laut Straßenmeisterei habe es aber erst – zum Glück ohne Personen- oder Sachschäden – in den letzten ein, zwei Jahren Steinschlag-Ereignisse gegeben. „Und in der Regel wird man erst dann aktiv.“ Präventive Maßnahmen seien in solchen Zusammenhängen unüblich.