Wetter. Schlechte Nachrichten für straffällige Mädchen: Wetters Arrestanstalt hat den Betrieb wieder aufgenommen, natürlich mit Sicherheitsvorkehrungen.

Die Türen öffnen sich – oder schließen sich vielmehr wieder: Nach dem Corona-Lockdown soll der Betrieb in der Mädchen-Arrestanstalt in Wetter nun wieder aufgenommen werden. Im Gespräch mit der Lokalredaktion äußert sich Anstaltsleiter Till Deipenwisch über die vergangenen drei Monate und Sicherheitsvorkehrungen, die jetzt getroffen werden, um die jungen Frauen und die Bediensteten vor einer Infektion zu schützen.

Bereits vor den Gebäuden an der Gustav-Vorsteher-Straße, in denen sich Arrestanstalt und Amtsgericht befinden, fehlte im vergangenen Vierteljahr etwas, das in normalen Zeiten dazugehört. Mädchen und junge Frauen, die, treten sie ihren Arrest gerade an, etwas ängstlich, betont gleichgültig oder auch bockig vor dem Eingang stehen. Oder diejenigen, die nach einem Wochenende oder auch bis zu vier Wochen entlassen werden. Nicht selten verleihen sie ihrer Freude über die neugewonnene Freiheit lautstark Ausdruck – nicht selten verbunden mit dem Schwur, nie, nie wieder zurückzukehren.

https://www.waz.de/staedte/herdecke-wetter/article229043463.eceVom Jahreswechsel abgesehen, herrscht in dieser besonderen Einrichtung immer Leben. Und so schlich sich in den leeren Gängen und beim Blick in ebenso leere Arresträume auch ein komisches Gefühl ein. Dieses komische Gefühl bestätigt Anstaltsleiter Till Deipenwisch. Er veranlasste im März in Absprache mit dem nordrhein-westfälischen Justizministerium das komplette Runterfahren des Betriebs – nachdem die letzten Jugendarreste vollstreckt worden waren. Diese Maßnahme diente dem Schutz der Mädchen und der Mitarbeiter. Eilige Gewahrsamnahmen wurden derweil in Düsseldorf vollstreckt. Und der Großteil der Bediensteten aus Wetter wurde an andere Vollzugsanstalten abgeordnet – unter anderem Gelsenkirchen, Schwerte oder auch Hagen.

Infektionsschutz gewährleisten

https://www.waz.de/staedte/herdecke-wetter/article227948271.eceNun sollen sie zum 1. Juli zurückkehren, erste Ladungen zum Arrest gehen raus. Die Mitarbeiter freuen sich, erklärt Deipenwisch. Er selbst gibt zu: „Ich bin auch froh, dass wir unsere Arbeit jetzt weitermachen können, und gehe davon aus, dass wir die nach wie vor bestehende Sondersituation gut bewältigen können, dass der Infektionsschutz gewährleistet werden kann.“

Infektionsschutz ist das Stichwort für Maßnahmen, die dafür sorgen sollen, dass es in der Anstalt nicht doch noch zu einem Corona-Ausbruch kommt. So wird die Belegungszahl von 27 Mädchen im Normalfall auf 15 reduziert. Das Gruppenangebot wird, was die Personenzahl betrifft, verkleinert. Aktionen sollen möglichst draußen stattfinden, selbstverständlich mit dem entsprechenden Abstand.

Sobald eine der jungen Frauen ihren Arrestraum verlässt, muss sie eine Schutzmaske tragen. Auch gibt es Spuckschutz-Wände – insbesondere bei der Aufnahme von Neuzugängen. „Weil gerade da die Sicherheit aller Beteiligten gewährleistet sein muss“, betont Till Deipenwisch und fügt hinzu, dass alle Maßnahmen, auch das Temperaturmessen bei der Aufnahme, in enger Absprache mit dem Gesundheitsamt erfolgten und mit dieser Behörde auch das Vorgehen bei einem Verdachtsfall koordiniert würde.

Rückstände quasi abarbeiten

https://www.waz.de/staedte/herdecke-wetter/article227138643.eceDem Anstaltsleiter und seinem Team steht nun reichlich Arbeit bevor. „Klar, es gab ja weiter Verurteilungen, da sind jetzt natürlich Rückstände aufgekommen“, so Deipenwisch, der das Ganze mit Sozialstunden vergleicht, die in den vergangenen drei Monaten wegen der Corona-Pandemie auch nicht abgeleistet werden konnten. „Der Berg wird Stück für Stück abgearbeitet.“