Herdecke/Wetter. Hangsicherung: Die L675 zwischen Wetter und Herdecke sowie daneben der Ruhrtalradweg sind gesperrt. Kann das Schiff MS Friedrich Harkort helfen?
Am 6. März teilte der Landesbetrieb Straßen NRW mit, dass die L675 zwischen Wetter und Herdecke sowie daneben der Ruhrtalradweg am Harkortsee wegen der Steinschlaggefahr voraussichtlich bis Ende 2020 gesperrt bleiben. Diese Landesstraße gilt als wichtige Verbindungsstrecke, der Fuß- und Radweg hat für den Freizeitverkehr eine große touristische Bedeutung. Daher läuft seither die Suche nach neuen Ansätzen, um die Auswirkungen so gering wie möglich zu halten. Auch Leser dieser Zeitung hatten sofort die Idee: Lassen sich die Schiffsfahrten der MS Friedrich Harkort ausweiten?
Die Frage geht an die Personenschifffahrt Meyer, die das Angebot in der Regel ab Anfang April auf dem Harkortsee organisiert. „Eine Ausweitung ist nicht so einfach, wie manch einer denkt“, sagt Chefin Daniela Schmidt (geborene Meyer). Der Familienbetrieb führte in den Osterferien erneut Gespräche mit der Stadt Herdecke, die wiederum die Kollegen in Wetter informierte. All das vor dem Hintergrund der Coronakrise: Derzeit kann MS-Kapitän Rigo Suttner nicht ablegen. Wann das auch auf dem Hengsteysee, wo bekanntlich Familie Dörnbach mit der Freiherr vom Stein seit Jahren aktiv ist, wieder möglich sei, vermag keiner vorherzusagen.
Auch Halt in Vorhalle im Visier
An der Strecke Wetter-Herdecke wollen die Beteiligten aber vorausschauen. „Wir haben durch die Klippensperrung eine besondere Situation, daher prüfen wir verschiedene Alternativ-Möglichkeiten sowohl in Sachen Verkehrserleichterungen als auch im touristischen Sinne“, sagt Stadtsprecher Dennis Osberg, zugleich zuständiger Bereichsleiter. Nach der „Hiobsbotschaft“ ist mittlerweile klar, dass die priorisierte Fahrradfähre – wie berichtet – keine Zwischenlösung ist. „Die wäre eine gute Ergänzung zum bewährten Passagierschiff auf dem Harkortsee gewesen“, so Osberg.
Fest stehe zudem: Eine Pontonbrücke sei wirtschaftlich nicht darstellbar. Noch offen ist bezüglich Optimierung des Öffentlichen Personennahverkehrs unter anderem, ob die Regionalbahn öfter am Hagener Haltepunkt Vorhalle für einen vermehrten Busanschluss nach Herdecke stoppen kann.
Zwei Herdecker Familienbetriebe
Die beiden Herdecker Familienbetriebe Dörnbach und Meyer sind seit Jahrzehnten mit ihren Schiffen auf den Ruhrstauseen unterwegs. Ein nicht ganz einfaches Geschäft, wie die Verantwortlichen mit Blick auf Wetter-Abhängigkeit und Pause im Winter berichten.
Schon vor der Corona-Krise stand fest, dass die Preise für Fahrten mit der MS Friedrich Harkort steigen. Beispiel: Erwachsene zahlen in der Saison 2020 hin und zurück sieben, eine Strecke kostet vier Euro.
Weitere Informationen im Internet (www.personenschifffahrt-meyer.de oder www.personenschifffahrt-hengsteysee.de).
Zurück zu den Überlegungen mit der MS Friedrich Harkort und dem zuletzt „guten Gespräch“ im Herdecker Rathaus. Eine Idee: Das Maschinenschiff könnte doch wochentags früher als 14 Uhr (am Wochenende und an Feiertagen geht es in der Regel um 10 Uhr los) vom Seeplatz in Wetter in Richtung Herdecke ablegen. Eine Takt-Ausweitung scheitere aber an der Fahrzeit, schließlich braucht das Boot rund eine Stunde für die Strecke bis zum Zweibrücker Hof und zurück. „Wenn es am Wochenende oder bei schönem Wetter voller ist, dauert der Einstieg schon mal länger“, heißt es weiter.
Zwischenstopp im Zillertal
Noch ein Ansatz: Denkbar wäre neuerdings ein Zwischenstopp im Zillertal direkt vor der Minigolf-Oase, zumal es dort schon früher eine Anlegemöglichkeit gab. „Dort müsste baulich entsprechend wieder etwas eingerichtet werden“, sagt Osberg und bringt im Gespräch mit unserer Redaktion auch ein mögliches Kombiticket für Schifffahrt und Minigolf als Idee ein. Zusätzlich hat der Bereichsleiter während des „offenen Gesprächs“ vom Familienbetrieb Meyer erfahren, dass vor allem ältere Wetteraner oft nach Herdecke schippern wollen und nach einem Bummel mit Essen oder Kaffeetrinken mit der letzten Fähre zurückfahren wollen.
Davon kann die Personenschifffahrt Meyer derzeit nur träumen. Das „Corona-Desaster“ und das Fahrverbot sorgen laut Daniela Schmidt derzeit für einen „wahnsinnigen Einbruch unserer Geschäftszahlen. Und das bei dem schönen Wetter!“ Normalerweise seien ihre Schiffe von Ostern bis Oktober auf dem Kemnader und Harkortsee unterwegs. „Wir hoffen natürlich, dass es bald losgehen kann – wie auch immer das dann geregelt werden muss.“
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Somit bleibt Zeit, sich über Verbesserungen angesichts der Klippensperrung Gedanken zu machen. Die beiden Stadtverwaltungen arbeiten seit Bekanntwerden der notwendigen Sperrung des Ruhrtalradweg-Teilstücks zwischen dem Kanuclub und dem Zillertal an gemeinsamen Lösungen. Die Vertreter aus Wetter und Herdecke tauschen sich diesbezüglich ständig aus, heißt es. „Die Stadt Wetter begrüßt jede Maßnahme, die machbar ist und eine sinnvolle Alternative für alle Nutzer des Ruhrtalradweges darstellt“, so Sprecher Jens Holsteg.
Finanzielle Fragen bisher außen vor
„Wenn es von weiteren Stellen eine positive Resonanz gibt, können wir frühere Fahrten und eine weitere Anlegestelle vielleicht ins Auge fassen“, meint Osberg vorsichtig. Sollten folgende Gespräche und technische Lösungen zum Ziel führen, wollen die Beteiligten dann auch über das Thema Geld reden. Merke: Noch sind viele Fragen offen.