Wetter. Vier Themenblöcke 2020 und Versammlungen in 2021: Die Stadt Wetter will Bürger befragen, wie die sich künftig lebenswerte Stadtteile vorstellen.
Köln gilt als Domstadt, Solingen steht für Messer – und Wetter? Klar, Friedrich Harkort fällt einem da sofort ein. Doch die hiesige Stadtverwaltung will etwas anderes herausfinden und einen Prozess starten, an dessen Ende eine Art Leitbild stehen soll. Unter dem Arbeitstitel „Zukunfts-Stadt Wetter 2035“ wollen zuvorderst Bürgermeister Frank Hasenberg und Bau-Fachbereichsleiterin Birgit Gräfen-Loer mit einer entsprechenden Bürgerbeteiligung ab 2020 klären, welche Themen hier in den nächsten Jahren von Bedeutung sind. Frei nach dem Motto: „Was ist wichtig in Wetter, wo wollen wir hin, was ist zu tun?“
Dazu gibt es mehrere Anlässe. Und nicht nur das 50-jährige Jubiläum der kommunalen Neugliederung (seit 1970 gehören Volmarstein, Wengern und Esborn zu Wetter). Da wäre etwa auch der 2000 aufgestellte Flächennutzungsplan, an dem damals Bürger mitwirkten und auf dessen Basis Rahmenrichtlinien aktualisiert werden könnten. „In den fast 20 Jahren ist viel passiert, daher sollten wir zu Beginn des nächsten Jahrzehnts einen grundsätzlichen Blick voraus werfen und uns über einen breit angelegten Prozess fragen, was wir hier inhaltlich anstoßen wollen“, sagt Hasenberg. Nach dem Wechsel an der Spitze des Bau-Fachbereichs (Nachfolge von Manfred Sell) passe dazu auch die Personalie.
Teil-Konzepte zusammenführen
Birgit Gräfen-Loer habe die Initiative aber nicht aus persönlichen Motiven ergriffen. „Wir haben hier viele Teil-Konzepte vorliegen oder auf den Weg gebracht“, sagt sie und denkt beispielsweise an Strategien zu den Themen Wohnen oder Mobilität. Aus ihrer Sicht ist es sinnvoll, diese in einen Zusammenhang zu bringen und darüber hinaus Verbesserungen im gesamten Stadtgebiet einzuleiten. Wohlgemerkt: Stand zuletzt aufgrund verschiedener Anlässe eher Alt-Wetter im Fokus der Überlegungen, sollen ab 2020 alle Stadtteile eine gleichbedeutende Rolle spielen.
Dazu hat die Verwaltung vier Handlungsfelder vorgeschlagen: Wohnen mit sozialen und Siedlungsaspekten, Arbeit/Wirtschaft/Gewerbe/Handel, Mobilität mit Verkehrsfragen sowie Klimaschutz bzw. Nachhaltigkeit mit weiteren Schlagworten wie Freizeit oder Naherholung. Diese Themen sollen Wetteraner – sofern die Politik nun grünes Licht gibt – in den nächsten zwei Jahren erörtern. Nach einer Auftaktveranstaltung mit grundsätzlichen Fragestellungen soll es dann ab Frühjahr 2020 vier Bürgerkonferenzen plus eine Versammlung für Jugendliche und Kinder geben. „Bei diesen fünf Veranstaltungen geht es um eine Ideen-Sammlung“, so Gräfen-Loer, die zu all dem auch eine Internet-Abstimmungsmöglichkeit auf der städtischen Homepage einrichten will. Quasi ein Hinweis auf digitale Herausforderungen.
Wenn dann zum Jahresende die Auswertungen und ein erster Zwischenbericht vorliegen, soll es darauf aufbauend weitergehen. 2021 steht durch die vier Werkstätten in den Stadtteilen im Zeichen der konkreten Wünsche bzw. der Probleme in Alt-Wetter, Wengern, Esborn und Volmarstein (zu klären sei noch, ob es für Grundschöttel eine eigene Versammlung geben wird). Begleiten soll den Prozess ein Planungsbüro sowie eine Lenkungsgruppe, um aus all den Besprechungen ein Leitbild mit strategischen Zielen zu entwickeln. „Auf dieser Basis kann sowohl die Politik wie auch wir als Verwaltung dann besser Vorlagen erstellen und argumentieren“, so Hasenberg. „Wir wollen wissen, wie sich die Leute hier eine lebenswerte Stadt vorstellen“, sagt Gräfen-Loer.
Falls die Fraktionen jetzt Planungsmittel von 40.000 Euro für diesen offenen Prozess freigeben, wollen die Verantwortlichen dann Verknüpfungen von vorhandenen Strategien mit grundsätzlichen Fragen erstellen. Beispiel Klimaschutz. Hasenberg: „Auch in ganz Wetter bedarf es diesbezüglich in den nächsten Jahren Veränderungen, die auch jeden Bürger betreffen. Um eine möglichst große Akzeptanz bei diesem Thema hervorzurufen, hoffen wir, dass sich möglichst viele da einbringen.“ Dank vorliegender Teil-Konzepte gebe es bereits vielfach eine ordentliche Basis an Daten und Inhalten, die es zu bündeln gilt.
Realistisch priorisieren
Beim Blick in die Stadtteile sollte aber niemand zu große Erwartungen haben, allein schon durch die Topographie seien Grenzen gesetzt. „Auch dort wollen wir herausfinden, welche Aspekte wir priorisieren und was wir womöglich dringend ändern sollten. Die Stadtteile sind unterschiedlich, aber das ist ja auch trotz mancher Schwierigkeit charakteristisch für Wetter als Ganzes“, sagt der Bürgermeister. Beispiele: Was lässt sich in Sachen Nahversorgung tun? Lässt sich die Burg Volmarstein ähnlich entwickeln wie die Burgruine in der Freiheit? Welche Verknüpfungen könnte der Sport herstellen? In einem Leitbild könnten dazu grundsätzliche Antworten stehen, um dann womöglich Fördergeld zu beantragen und zielgenauer politische Entscheidungen zu treffen.