Herdecke. Wegen der Rathaus-Sanierung denkt die Stadt Herdecke über weitere Amtsgebäude nach. Das Technische Rathaus könnte in der Goethestraße entstehen.

Schon seit einiger Zeit ist klar, dass die Stadt Herdecke das Rathaus sanieren muss. Im Haushaltsplan 2019 stehen dafür 656.000 Euro als Finanzmittel. Die konkreten Überlegungen hat nun Annette Althaus als Leiterin des Fachbereichs Bauen und Planen vorgestellt. Und dabei zeichnet sich eine größere Ämter-Rochade ab, die bis ins Jahr 2023 hinein gehen könnte. In dem Gesamtkonzept spielen auch die städtischen Gebäude in der Goethestraße (Kulturhaus), Bahnhofstraße (Sozialamt), am Stiftsplatz (Ordnungsamt) und vor allem das Technische Rathaus an der Nierfeldstraße eine Rolle. An diesen Örtlichkeiten könnten mitunter einschneidende Veränderungen vonstatten gehen.

Rathaus

Laut Althaus geht es bei der Sanierung nicht um ein „Aufhübschen“, sondern um notwendige Maßnahmen in Sachen Brandschutz, Elektrotechnik und energetische Fragen (Heizung, Dach, Beleuchtung, Sanitäranlagen). Das Rathaus erhalte in dem Zusammenhang neue Böden, EDV-Kabel und einen Aufzug. Durch Umbaumaßnahmen steigt die Anzahl der Büros von 47 auf 51 oder 52. Davon profitiert das Bürgerbüro im Erdgeschoss, das auch während der Arbeiten geöffnet bleibt. Die Wirtschaftsförderung zieht in den EDV-Schulungsraum. Die Projektlaufzeit gibt die Stadt mit rund 27 Monaten an, die Sanierung dauert dann mindestens eineinhalb Jahre. „Die Baukosten für das Jahr 2020 werden sich aufgrund der Preissteigerung im Bauwesen erhöhen, das wird im Haushaltsentwurf 2020 berücksichtigt“, so Annette Althaus.

Kulturhaus

An der Goethestraße sei Platz für rund 30 Arbeitsplätze in 20 Büros, so dass Mitarbeiter während der Rathaus-Sanierung dort unterkommen können. Auch die Ruhrgalerie will die Verwaltung übergangsweise nutzen. Die Bausubstanz des Gebäudes sei (im Gegensatz zur Parkplatzsituation) gut. Innerhalb von eineinhalb Jahren könnte für ca. 774.000 Euro ein Umbau für eine neue Raumstruktur, einen besseren Brandschutz und neuen Aufzug sowie zweiten Rettungsweg erfolgen. Angesichts der zentralen Lage überlegt die Stadt, das Technische Rathaus hier anzusiedeln. Denn an der Goethestraße ließen sich perspektivisch beispielsweise noch Wohnungen nutzen und das Dachgeschoss ausbauen. Dafür müssten aber rund 1,5 Millionen Euro zur Verfügung stehen.

Technisches Rathaus

Das 1964 errichtete Gebäude an der Nierfeldstraße 4 mit 23 Büros für 27 Mitarbeiter der Technischen Betriebe und des Bauamts bezeichnet Althaus als „Sorgenkind“. Das liege am Alter, an überholter Technik und Brandschutz-Mängeln. Ein Gutachten aus Februar 2018 ergab einen hohen Sanierungsaufwand in Höhe von mehr als drei Millionen Euro. Bei einem angedachten Umzug in die Innenstadt könnte an der Nierfeldstraße nach einem Abriss ein kleiner Verwaltungstrakt mit Büro- und Sozialtrakt neben dem Betriebshof bleiben. „Im Falle einer Verlagerung des Technischen Rathauses in die Goethestraße bräuchte ein Neubau an der Nierfeldstraße weniger Fläche, also könnte man dort Flächen reduzieren und eventuell einen Teil des Grundstücks vermarkten bzw. verkaufen“, erklärte die Leiterin des Bau-Fachbereichs.

Stiftsplatz

Ein Gutachten habe ergeben, dass es auch im Ordnungsamt wegen fehlender Rettungswege, schlechter Dachdämmung und alter Sanitäranlagen einen Sanierungsbedarf von knapp 432.000 Euro gebe. Während der einjährigen Bauzeit (plus sechs Monate Planung, wobei auch Kanalarbeiten dort sinnvoll wären) könnten Mitarbeiter in das Gebäude Bahnhofstraße ziehen.

Sozialamt

Bekanntlich will die Stadt ihr Gebäude an der Bahnhofstraße 2 wegen des schlechten Zustands (u. a. Nachtspeicherheizung) verkaufen, alle dort angesiedelten Mitarbeiter des Sozialamts und vom Gebäudemanagement sollen künftig im Rathaus arbeiten. Sie seien dort auch barrierefrei erreichbar.

Zeitlicher Ablauf

Nach der Rathaus-Sanierung ab Sommer 2020 und vorübergehenden Umzügen in die Goethestraße ließe sich danach das dortige Kulturhaus zum Verwaltungsgebäude bis 2022 umbauen. Im Anschluss könnte es in der Nierfeldstraße und danach bis 2023 am Stiftsplatz weitergehen, ehe das Gebäude Bahnhofstraße verkauft wird.

Reaktionen der Politik

Ulrich Schwellenberg (SPD) war nach der Präsentation der Ideen „erschüttert. Ich dachte, es geht um das Rathaus-Dachgeschoss und die Einbeziehung der früheren Vinkenbergschule, jetzt aber müssen wir uns mit Kosten in Millionenhöhe auseinander setzen.“ Andreas Disselnkötter von den Grünen konnte trotz der Andeutungen im Ältestenrat Schwellenbergs Unmut nachvollziehen. Er hoffe, dass es für die Ruhrgalerie einen Ausgleich gebe.