Herdecke. . Verschiedene Ämter ziehen zurück ins sanierte Zwei-Schwerter-Haus am Stiftsplatz, wo die Stadt Herdecke mit einem neuen Trauzimmer punkten will.
Äpfel lassen sich nicht mit Birnen vergleichen. Und doch wundern sich Herdecker, dass einerseits beispielsweise die städtische Musikschule angesichts der Kosten zur Disposition steht, andererseits die Politik einen hohen Geldbetrag für die Sanierung des Zwei-Schwerter-Hauses bewilligt hat. Die gute Nachricht: Das denkmalgeschützte Gebäude erstrahlt nach einem langen und aufwendigen Verfahren in neuem Glanz, nach der Bauzeit ziehen jetzt die Ämter zurück zum Stiftsplatz.
„Es war anstrengend. Das Ergebnis kann sich aber sehen lassen“, sagt Claudia Schulte als Abteilungsleiterin Bauunterhaltung/Hochbau bei der Stadt Herdecke. Bei einem Rundgang zeigt sie sich „hoch zufrieden“. Das hat auch mit den Kosten zu tun. Hatte manch einer angesichts der komplexen Sanierung gar mit einem Millionen-Betrag für den arg belasteten Haushalt der Kommune gerechnet, seien es aktuell 865.903 Euro. Bis zur Schlussrechnung kommen zwar noch kleinere Häppchen hinzu, doch „ansonsten handelt es sich hierbei um eine Punktlandung“, so die Gebäudemanagerin. 805.000 Euro hatte der Rat abgesegnet, hinzu kamen zuletzt – wie angekündigt – 60.000 Euro für neue Fenster.
Aus öffentlicher Sicht dürfte das neue Trauzimmer der wichtigste Raum im Zwei-Schwerter-Haus sein. Das befindet sich weiterhin im Erdgeschoss, nun aber in der Verlängerung des Eingangs (mit einem Notausgang direkt zur Stiftstraße). „Es ist mit 40 Quadratmetern größer als das vorige Trauzimmer und auch dank neuer Lampen insgesamt heller“, sagt Schulte, als sie mit dem externen Architekten-Berater Manfred Egger und Dennis Osberg als städtischem Personal-Verantwortlichen auf den neuen Stühlen Platz nimmt.
Ämter zwei Tage geschlossen
16 Mitarbeiter ziehen jetzt am Dienstag und Mittwoch zurück in ihre Amtsstuben, die am 2. und 3. April daher geschlossen bleiben. Im Erdgeschoss können neben den drei Standesbeamten auch Kollegen vom Jugendamt neue Büros nutzen.
Die erste Etage (wie darunter stehen auch dort elf Räume zur Verfügung) sowie das Dachgeschoss mit etwas weniger Platz teilt sich die städtische Jugend-Abteilung mit dem Amt für Schulen, Kultur und Sport. Schulte: „Jeder Quadratmeter ist gut genutzt.“ Damit endet auch die Übergangszeit, sowohl Räume in der ehemaligen Musikschule in der Goethestraße als auch Zimmer im Rathaus dienten seit 2017 als Ausweichquartier.
Bauarbeiten seit 2017
2015 zeigten sich Rissbildungen am Zwei-Schwerter-Haus. Untersuchungen ergaben, dass es sich um gravierende Schäden handelte, und auch statisch ein neues Konzept her musste. „Beteiligt waren an den 16 Gewerken zwölf Fachplaner, sechs Ämter, drei Sachverständige und weitere Institutionen“, berichtet Schulte und verweist auf aufwendige Abstimmungen mit Denkmal-Behörden. Während technisch nun alles auf dem neuesten Stand sei (u.a. Brandschutz und Fußboden-Heizung), hat das Gebäudemanagement auch die Außenfassade im Blick. Schulte: „Das ist aber nachrangig.“
Kurze Geschichte des Verwaltungs-Gebäudes
Das Zwei-Schwerter-Haus aus Ruhrsandstein ist nach dem über der Tür angebrachten Wappenstein der adeligen Erbauerin Hermine Josine von Diepenbrock benannt. Die Kapitularin errichtete das Gebäude 1778, nachdem sie den Vorgänger-Bau für 100 Taler ersteigert hatte.
Das Haus diente dem Stift bis zur Auflösung 1812 als Verwaltungssitz und steht seit 1985 in der Denkmalliste Herdeckes.
Nach zwei Umzugstagen und dadurch bedingter Schließung sind die Ämter (Jugend, Schule, Kultur, Sport, Standesamt) morgen wieder im Haus mit bekannten Telefonnummern erreichbar.
Mit dem Trauzimmer im Zwei-Schwerter-Haus steht Ja-Sagern nun wieder ein bewährter Heirats-Ort zur Verfügung. Als Herdeckes Standesamt wegen der Probleme in dem denkmalgeschützten Gebäude übergangsweise ausziehen musste, kam als weitere Trauungs-Örtlichkeit direkt daneben das Stiftsplatz-Theater hinzu. Dieser Raum gehört weiter zum Angebot.
Standesamtliche Eheschließungen sind zudem als Ambiente-Trauung im Hotel Zweibrücker Hof am Ufer möglich. Wer noch direkter in Kontakt zum Wasser treten will, kann auf dem Schiff MS Friedrich Harkort heiraten. Die Stadt Hagen bietet das Schiff Freiherr vom Stein auf dem Hengsteysee an. Apropos: Dem Herdecker Standesamt steht dort auch das Seeschlösschen (ehemalige Villa Funcke) zur Verfügung an. Für große Gruppen steht auch der Ratssaal gegenüber vom Rathaus zur Verfügung.