Wetter. . Straßen NRW muss in Alt-Wetter Kreisel und Overwegbrücke erneuern. Mit Stau ist bis Herbst zu rechnen, dann soll es in Volmarstein besser laufen.
Das Thema Brückensanierung und Verkehrsführung ist auch in Alt-Wetter kompliziert. Es geht um Abstufungen, Umwidmungen, vergleichsweise neue DIN-Normen zur Belastung oder abzuarbeitende Listen einer Bundesanstalt. Der Landesbetrieb Straßen NRW verweist angesichts der teils maroden Zuwege hier über die Ruhr darauf, dass beim vor Jahren erstellten Konzept manche Entwicklungen noch nicht absehbar waren. Ludger Siebert, Leiter der zuständigen Regionalniederlassung Südwestfalen, stellt beim Blick auf gebeutelte Verkehrsteilnehmer in der Harkortstadt aber immerhin in Aussicht: „2020 wird alles besser.“
Das heißt andererseits aber auch: In diesem Jahr brauchen Autofahrer noch starke Nerven und Geduld. Dabei betont Nadja Hülsmann als Projektleitung Brückenbau, dass Pkw oder Busse von den ganzen Maßnahmen in Alt-Wetter am wenigsten betroffen seien. Jedenfalls gab der Landesbetrieb bei einem Pressegespräch einen Überblick über die zeitliche Abfolge der Verkehrsplanungen.
Mitte Juli 2019
Nach aktuellem Stand erfolgt bald die Freigabe über den Obergraben und die Ruhr nach Hagen-Vorhalle. Wie berichtet, regelt provisorisch eine Ampel (wie schon 2005) den Verkehr einspurig über die alte Harkortbrücke. Und zwar mit einer „intelligenten Schaltung“, um den vermeintlich besten Verkehrsfluss zu ermöglichen. Hülsmann: „Wir wollen diese Brücke nicht über Gebühr belasten und einen Lkw-Begegnungsverkehr ausschließen.“ Warum diese Übergangsregelung, die für viele Staus in Alt-Wetter sorgen dürfte, obwohl dieser Stadtteil doch entlastet werden soll? Weil in der nächsten Zeit auch Schwerlaster hier herfahren bzw. umgeleitet werden. Diese können dann rund drei Monate nicht über die Volmarsteiner/Hagener Straße. Dort ist die Durchfahrt unmöglich, da der Landesbetrieb in vier (wandernden) Bauabschnitten den Asphalt und die Stadt zeitgleich den Kanal erneuert. Gewissermaßen im Schnellverfahren, ehe diese B226 dann im nächsten Jahrzehnt richtig ausgebaut werden soll und einen Radweg erhält.
Veränderte Richtlinien
Zum Konzept gehört, dass die Volmarsteiner/Hagener Straße als alte Landesstraße 675 zur neuen Bundesstraße 226 wird.
Für Brückensanierungen (alle drei Jahre gibt es Prüfungen) gelten seit 2000 sowie 2011 neue Belastungs-Richtlinien und vier Einstufungs-Kriterien.
Starken Belastungen ist bald auch die 1963 gebaute Brücke über dem Kreisel Kaiser-/Ruhr-/Friedrichstraße ausgesetzt. Hier wollen die Straßenplaner mit einer Irritation aufräumen: „Hier müssen wir neu bauen. Die Frage ist: wann?“ Es habe Abstimmungsversuche bezüglich Sperrpausen mit der Bahn gegeben. Weitere Gespräche stehen an. Problem: Es gebe wenige Unterlagen, entsprechend schwer sei die Materialfrage zum verwendeten Stahl zu klären. Aktuell sei mit einem Abriss und vergleichsweise schnellen Neubau erst nach 2023 (ohne größere Vollsperrungen für den Autoverkehr) zu rechnen, das hänge aber auch von der benachbarten Overwegbrücke ab.
Herbst 2019
Bis mindestens zum Herbst 2019 muss auch die 1954 fertig gestellte Overwegbrücke neben der Demag weiter tonnenschwere Gewichte aushalten, obwohl das nicht gerade perfekt zu deren Zustand passt. Eine Option: diesen zweiteiligen Überweg aus Stahl über die Ruhr und die Bahngleise zum Jahresende auf 7,5 Tonnen ablasten. Da sich davor und dahinter zwei Kreuzungen befinden, komme eine einspurige Verkehrsführung plus Ampelregelung nicht infrage. „Es laufen derzeit Berechnungen, ob sich das aktuelle Bauwerk verstärken lässt und wir dadurch Zeit gewinnen“, sagt Hülsmann. Sie geht von Kosten-Nutzen-Ergebnissen jetzt im Herbst aus. „Nach derzeitigem Stand hat die Overwegbrücke eine Restdauer von zwölf Jahren.“ Auch für den notwendigen Neubau oder Behelfslösungen brauche es noch weitere Untersuchungen und Überprüfungen, ob beispielsweise auch eine Art Einbahnstraßenregelung für Firmen-Transporter (aus Alt-Wetter kommend) denkbar sei.
Aus- und Rückblick
Der Landesbetrieb geht davon aus, dass sich die Situation für Alt-Wetter schon im Herbst wieder entspanne, sobald der Verkehr wieder unterhalb von Volmarstein fließen kann. Ab Mitte Juli jedoch werde oft auch Güterverkehr das Bild in dem Stadtteil prägen, ehe dann für diesen Restriktionen gelten könnten. Noch gebe es also einige Eventualitäten. „Wir wollen die Belange im Gewerbegebiet Schöntal beachten. Grundsätzlich kann aber niemand sagen, dass dieses Szenario jetzt wie Kai aus der Kiste entstand. Nur die Lage an der Overwegbrücke und am Kreisel war vor längerer Zeit noch nicht absehbar“, sagt der Regionalniederlassungs-Leiter.
Laut Siebert ist für Straßen NRW am Obergraben „einiges unglücklich gelaufen“, er denkt etwa an die langwierige und aufwendige Kampfmittelsuche oder an den 18. Oktober 2018, als Firmenmitarbeiter bei vorbereitenden Arbeiten zum Lagertausch die Ruhrbrücke beschädigten. „Die reine Bauzeit am Obergraben hat zwei Jahre gedauert“, so Hülsmann. Und grundsätzlich: „Wir lernen aus Fehlern.“