Herdecke. . Post für Herdecker: Der Netzbetreiber Amprion informiert Grundstücksbesitzer über Baumaßnahmen für die umstrittene 380-Kilovolt-Stromtrasse.

Früher erhielten Internetnutzer bei einem Maileingang den Hinweis: „Sie haben Post.“ Einige Herdecker Grundstückseigentümer ziehen in diesen Tagen besondere Benachrichtigungen aus dem Briefkasten. Absender: Amprion. Inhalt: Ankündigung des Baubeginns der neuen 380-Kilovolt-Stromtrasse durch das Stadtgebiet.

Der Netzbetreiber hat bekanntlich eine Genehmigung der Bezirksregierung Arnsberg erhalten, die umstrittene Höchstspannungsfreileitung im ersten Teilstück von der Umspannanlage Dortmund-Kruckel nach Hagen-Garenfeld im bestehenden Trassenraum zu errichten. Diese führt auch über Herdecker Privatgrundstücke. Manche Inhaber hatten Amprion ohne Widerstand eine Genehmigung erteilt. Andere erhielten im Februar eine „vorzeitige Besitzeinweisung“ von der Enteignungs-Behörde, die die Dienstbarkeit einer Fläche festlegt.

Bäume für Maststandorte gefällt

Mit dem Vorliegen dieser Erlaubnis konnte der Netzbetreiber seine Baupläne voran treiben und hat – wie berichtet – etwa Bäume im Landschaftsschutzgebiet Peddenhohl für einen 87 Meter hohen Masten gefällt. In den aktuellen Schreiben geht es einerseits um solche Fundaments-Standorte auf Grundstücken. Andererseits erhalten die Eigentümer Auskünfte, dass ihre Flächen überspannt werden.

Widerstand ein „Recht der Bürger“

Die Widerstände gegen die neue Stromtrasse stuft Amprion-Sprecher Claas Hammes als „ein Recht der Bürger ein“.

Der Netzbetreiber will weiter in Kontakt mit Grundstückseigentümern bleiben und fortlaufend zum Bau der Trasse informieren.

Nach den Vorbereitungen heißt es nun: „Wir starten jetzt im April mit dem Bau“, sagt Sprecher Claas Hammes von Amprion, nachdem der Netzbetreiber 100 Briefe an Privatleute, Behörden und Verbände verschickt hat. „Unsere ersten Arbeiten beginnen am Koepchenwerk, entlang des südlichen Ufers des Hengsteysees geht es weiter bis zur Umspannanlage Garenfeld. Wir legen hier auf die bestehenden Masten zusätzliche Leiterseile für einen 220-kV-Stromkreis auf.“

In einem zweiten Schritt folgt ab Sommer 2019 zwischen dem Planungspunkt Ende (Erdbrügge) und Koepchenwerk eine Umbeseilung an bestehenden Masten. „Wir ersetzen einen 110-kV- durch einen 220-kV-Stromkreis. Zeitgleich ist die Demontage unserer Leitung zwischen der Umspannanlage Kruckel und dem Planungspunkt Ende vorgesehen“, so der Amprion-Sprecher, der von einer Gesamtbauzeit von ein bis zwei Jahren ausgeht.

Unternehmerisches Risiko

All das geschieht vorerst mit einem unternehmerischen Risiko: Sollte das Bundesverwaltungsgericht der Klage von Herdeckern stattgeben, muss der Netzbetreiber die getätigten Maßnahmen zurückbauen. „Wir sollen die Leitung aber schnellstmöglich bauen, seitens des Gesetzgebers hat eine Klage keine aufschiebende Wirkung“, sagt Hammes. Sein Unternehmen gehe weiter davon aus, dass die Trassen-Planung rechtens sei.