Hagen. . Die geplante neue 380-Kilovolt-Stromtrasse durch Herdecke, Hagen, Sauerland und Siegerland bringt Anwohner gegen den Netzbetreiber Amprion auf.
Die Energiewende ist im Prinzip wenig umstritten. Aber im Detail. Klar: Wenn der Wind vorwiegend im Norden geerntet wird, der Strom jedoch eher im Süden benötigt, dann brauchen wir neue, leistungsstarke Leitungen. Das ist einleuchtend. Aber der Verlauf ist es nicht. Die Trassen sind hoch umstritten. Das gilt auch für das Projekt von Dortmund-Kruckel bis Dauersberg im Landkreis Altenkirchen in Rheinland-Pfalz, das durch Herdecke und Hagen sowie den Märkischen und die Kreise Olpe und Siegen-Wittgenstein führt.
Wer beschwert sich?
In Herdecke haben Anwohner bereits Klage eingereicht beim Bundesverwaltungsgericht in Leipzig. Ob es dieses Jahr noch zu einer Entscheidung kommt, ist unsicher.
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Weil die Klage aber keine aufschiebende Wirkung hat und das Teilstück von der Bezirksregierung genehmigt ist, hat der Übertragungsnetzbetreiber Amprion bereits begonnen, Bäume abzuholzen. Das löst wenig Begeisterung aus. Und auch in Hagen-Hohenlimburg, in Attendorn und im Siegerland gibt es Proteste gegen die neue Höchstspannungsleitung, die bis 2023 fertiggestellt sein soll.
Worum geht es?
Die bestehende 220-Kilovolt(kV)-Leitung soll auf 126 Kilometer Länge durch eine 380-kV-Leitung ersetzt werden, weitgehend auf der alten Trasse.
Warum dann der Protest?
Lars Strodmeyer von der Prozessgemeinschaft Herdecke unter Strom nennt mehrere Gründe: Die Strahlung sei bei 380 kV deutlich größer. Die Strommasten seien mit bis zu 87,5 Meter doppelt so hoch. Dadurch verlören die Immobilien an Wert.
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Und er bezweifelt das gesamte Konzept: „Für einen so massiven Ausbau sollte man neue Wege und Techniken suchen. Dass ein Neubau nicht als Neubau gilt, nur weil er auf einer vorhandenen Trasse stattfindet, gilt sonst nirgends. Wenn ich mein Haus aufstocke oder wenn eine Autobahn erweitert wird, müssen aktuelle Vorschriften beachtet werden. Hier nicht. Hier will die Politik alles nur möglichst schnell durchziehen.“
Wie ist die Rechtslage?
Tatsächlich werden Neubauten anders bewertet als ein sogenannter „Ersatzneubau“. Die Abstände zur Wohnbebauung müssten bei einer Neuplanung viel größer sein. „Der Gesetzgeber bewertet die Betroffenheit von Bürgern, die bereits an einer Leitung wohnen anders als von solchen, wo es keine Leitung gibt“, erklärt Claas Hammes von Amprion. Deshalb bietet die Beibehaltung einer bestehenden Trasse mehr Planungssicherheit. „Aber natürlich halten wir alle Grenzwerte und Auflagen ein“, betont Hammes. Und was Herdecke angeht: 34 Masten würden zurückgebaut, 11 entstünden neu.
Bleibt es immer bei der Trasse?
In Hohenlimburg wurde eine Alternative durch den Wald bei Hagen-Reh erwogen, inzwischen aber verworfen. Es soll bei der Trasse Henkhausen-Elsey bleiben. In Wiblingwerde dagegen habe man sich für eine östliche Variante entschieden. Ansonsten, so Hammes, gebe es höchstens Abweichungen von 100 oder 200 Metern, etwa in Attendorn und Kreuztal.
Was ist mit der Alternative der Erdverkabelung?
Im Münsterland, wo es ein Pilotgebiet gibt, geht Amprion-Pressesprecher Andreas Preuß von den achtfachen Kosten aus. Im bergigen Sauerland würden sie sicher noch höher. Und das sei nicht alles, erklärt Claas Hammes: „Wechselstromleitungen erzeugen Wärme, die abgeleitet werden muss. Das wird technisch aufwändig.“ Es seien zwar drei große unterirdische Korridore von der Nordsee nach Bayern geplant, aber mit Gleichstrom und ohne Verzweigungen. Das sei leichter.