Herdecke. . Kein Natur-Unterricht mehr? Im Peddenhohl protestieren Schraberg-Grundschüler, da Amprion dort Bäume für die Stromtrasse in Herdecke fällen will.

Laut, bunt und kreativ: Fernsehleute von zwei Sendern filmen am Freitag im Herdecker Landschaftsschutzgebiet Peddenhohl, um den Protest der Schraberg-Grundschüler gegen die geplante Amprion-Stromtrasse aufzunehmen. Mit ihnen gehen auch Jörg Schulte-Trux und seine Schwestern als Eigentümer-Familie in ihr Waldstück an der Nierfeldstraße, wo der Netzbetreiber nun – wie berichtet – Bäume für den 87 Meter hohen Monstermasten fällen darf bzw. will.

Kinder der Klassen 3c und 4a haben viele Bilder gemalt. Mit klarer Botschaft: „Stoppt den Bau des Strommasten und zerstört nicht unsere Natur“, steht auf einem in Folie eingeschweißten Papier. Diese Zeichnungen hängen nun neben den Protestplakaten der Bürgerinitiative Semberg am Abzweig von der Nierfeldstraße zur Erdbrügge und im Wald. Den darf die Schule vereinbarungsgemäß als Pate nutzen.

Programm mit Waldpädagogin

Das geschehe regelmäßig, wie die Lehrerinnen Claudia Brunow und Lisa Ebinghaus berichten. „Im Sachunterricht geht es dann um Themen wie Umwelt oder dank des Ostender Bachs im Peddenhohl auch um Wasser. Dabei begleitet uns häufig die Waldpädagogin Dörte Gößling“, so Brunow. Zudem sammeln die Grundschul-Kinder dort immer wieder Müll, die nächste Aktion für „Herdecke räumt auf“ sei für März geplant.

Behörden-Bescheid für sechs Grundstücke

In dieser Woche erhielten einige Herdecker von der Bezirksregierung Arnsberg eine vorzeitige Besitzeinweisung. Diese erlaubt dem Netzbetreiber Amprion vorbereitende Maßnahmen zum Bau der 380-Kilovolt-Höchstspannungsfreileitung.

Dieser Bescheid gilt für jene Grundstücksbesitzer, die sich zuvor nicht mit Amprion bezüglich der Dienstbarkeit für Masten oder einer Überspannung einigen wollten oder konnten.

Laut Bezirksregierung habe sie diese Verfügung der Enteignungs-Behörde an drei Privat-Eigentümer verschickt. Die vorzeitige Besitzeinweisung gelte zudem auch auf drei weiteren Flurstücken mit anderen Eigentumsverhältnissen.

Derweil schildert Jörg Schulte-Trux, dass er nun einen Anruf von Amprion mit der Frage erhalten habe, ob er über die vorbereitenden Maßnahmen auf seinem Grundstück zeitlich informiert werden wolle. „Das habe ich bejaht“, so seine Antwort. Der Herdecker erhielt die Andeutung, dass in der nächsten Woche die ersten Bäume am Peddenhohl für Mast 18 fallen könnten. Auf seine Nachfrage, wer schon Markierungen an Stämmen als offensichtliche Abgrenzung des rund 3600 Quadratmeter großen Baufelds vorgenommen habe, erhielt er keine konkrete Antwort.

Nutzungs-Vereinbarung gültig

Die Nutzungs-Vereinbarung mit der Grundschule bleibe aber bestehen, so die Familie. Für die Lehrer und Kinder vom Schraberg ist aber unklar, ob und wie sie künftig das Waldstück in den Unterricht einbinden könne. „Wir rechnen in jedem Falle mit Einschränkungen. Während der Baumaßnahmen ist das Gebiet aber natürlich für uns ohnehin tabu“, so Claudia Brunow.

Auch die Lehrerin bedauert die Entwicklung. „Für die Kinder ist das ein wichtiger Erfahrungsraum, wo die Schüler die Natur erleben, erfühlen und ertasten können.“

Verärgert verfolgt die Bürgerinitiative Semberg das Amprion-Vorgehen. „Wir haben eine Menge darüber gelernt, wie interessengeleitet und rücksichtslos Politik und Behörden agieren“, sagt Mitglied Detlef Plett, während die Schraberg-Grundschüler die kurzfristig gemalten Bilder an Bäumen platzieren.