Wetter/Vorhalle. . Die Stadt Wetter hatte mit Herdecker Unterstützung erfolgreich gegen ein neues Einkaufszentrum in Vorhalle geklagt. Nun wehren sich die Hagener.

Der Ärger nimmt Gestalt an. Die Stadt Wetter hatte mit Herdecker Unterstützung 2018 beim Oberverwaltungsgericht eine Klage eingereicht, da die Stadt Hagen das Vorhaller Einkaufszentrum im vereinfachten Bebauungsplanverfahren durchziehen wollte. Aufgrund einer Eilentscheidung im Dezember wurde das gesamte Verfahren zunächst gestoppt. Damit kann wegen der anhängigen Normenkontrollklage bis zur Entscheidung im Hauptverfahren keine Baugenehmigung erteilt werden.

„Die Entscheidung des Richters hat mich richtig sauer gemacht“, schimpft die Vorhallerin Maria Pegelow auf jenen Juristen, der von der tatsächlichen Situation vor Ort keine Ahnung habe. Ob die Stadt Hagen nun den Versuch unternimmt, sich mit einem vollwertigen Genehmigungsverfahren aus der Sackgasse herauszumanövrieren, wird aktuell mit dem Investor abgestimmt. Dieses dürfte sich jedoch über etwa zwei weitere Jahre hinziehen – bis dahin soll es ein abschließendes Urteil der Richter in Münster geben.

Wetter und Herdecke stehen auf dem Standpunkt, dass die Größe des Vorhabens dem Regionalen Einzelhandelskonzept widerspreche und die Wirtschaftlichkeit des Ruhrtal-Centers bzw. des Mühlencenters gefährde. „Ich kann das nicht nachvollziehen – von den Vorhallern fährt ohnehin niemand zum Einkaufen über die Ruhrbrücke“, wundert sich der Hagener Nord-Bezirksbürgermeister Heinz-Dieter Kohaupt und erinnert daran, dass beim Bau der Einkaufszentren in Wetter und Herdecke die Stadt Hagen auf Klageverfahren verzichtete.

„Wir lassen uns nicht verschaukeln!“

Pegelow (78), Ulla Seddig (78) und Ursel Tuchen (70) beklagen die weiter unbefriedigende Versorgungssituation in dem Hagener Stadtteil: „Wir sind die Stiefkinder in Vorhalle.“ Mit dem Slogan „Wir lassen uns nicht länger verschaukeln!“ kämpfen sie für ein modernes Einzelhandelszentrum an der Ophauser Straße und haben für ihr Anliegen geworben. Mit 1500 Unterschriften im Gepäck wollen sie nun in einer Ratssitzung in der Politik um Unterstützung dafür werben, dass das Oberverwaltungsgericht das Bebauungsplanverfahren nicht bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag anhält.

Pläne rund um alten Aldi-Markt

Im Bereich Revel-/Ophauser Straße soll in Vorhalle der bestehende, aber in die Jahre gekommene Aldi-Markt leergezogen und durch einen größeren Neubau (1220 Quadratmeter) ersetzt werden. In die Discounter-Immobilie sollen eine Drogerie (720 qm) und ein Fachmarkt einziehen.

Außerdem ist auf dem Areal noch ein Edeka-Vollsortimenter (1620 qm) mit einem Café und Back-Shop vorgesehen.

„Ich komme mit meinem Busticket ohnehin bloß bis zur Stadtgrenze“, ist für Ursel Tuchen die Fahrt über die Ruhr tatsächlich keine Option. „In Vorhalle leben so viele alte Menschen in Single-Haushalten, die sind oft mit dem Rollator unterwegs und kaufen lieber täglich frisch vor Ort ein“, sagt Ulla Seddig.

Stadt Wetter bleibt bei Position

Dabei ist das Angebot entlang der Vorhaller Straße durchaus vielfältig, inklusive zweier Discounter. Aber ein Vollsortimenter fehlt. „Für jeden Knopf oder Reißverschluss müssen wir in die Stadt“, so Maria Pegelow.

Aus Sicht der Stadt Wetter bleibt es bei der bisherigen Position, wonach eine kleinere Version der Einzelhandelspläne in Vorhalle durchaus Zustimmung erhalten könnte. Verantwortliche im Rathaus wehren sich gegen die Kritik, dass es ihnen um das blanke Verhindern gehe. Ansonsten warte die Verwaltung die weitere Entwicklung ab.