Herdecke. . Denkmalschutz, kurze Wege, schönes Trauzimmer: Die Sanierung des Zwei-Schwerter-Hauses für bis zu 800 000 Euro ist beschlossen.

Das Gebäude ist schön, aber alt. Es steht an zentraler Stelle, jedoch seit September wegen Rissbildungen und statischer Probleme leer. Denkmalschutz hier, hohe Sanierungskosten da. Was soll die Stadtverwaltung mit ihrem maroden Zwei-Schwerter-Haus am Stiftsplatz machen? Aufgeben, verkaufen, umorganisieren? Mit großer Mehrheit sprach sich der Ausschuss für Bauen, Planen und Verkehr für eine Wiederherstellung der Räumlichkeiten aus, in denen bis zum Auszug das Jugend-, Schul- und vor allem das Standesamt mit Trauzimmer untergebracht waren.

Da die Sanierung mit 770 600 Euro (mit neuen Fenstern wären es 804 000 Euro) alles andere als günstig ist und eine reine Bauzeit von mindestens zwölf Monaten nach vorgeschalteter Planungsphase auch nicht gerade schnell erscheint, entwickelte sich eine ausgiebige Diskussion über Fehler in der Vergangenheit, gegenwärtige Alternativen und zukünftige Aussichten.

„Schindluder“ und „Bockmist“

Zunächst der Blick zurück: Was Friedrich Beckschulze vom beauftragten Planungsbüro als „nicht gut gearbeitet“ einstufte, nannte Claudia Schulte als Amtsleiterin Hochbau und Bauunterhaltung kurz darauf „Schindluder“. Mit teils offenen Mündern und großem Erstaunen erfuhren die Fraktionsmitglieder, dass beim Austausch des Dachstuhls 1995 der damalige Bauplan wohl nicht richtig verortet war und die Achsen falsch ausgelesen wurden. „Man hätte damals den Plan nur umdrehen müssen“, so Schulte.

Peter Gerigk von den Grünen sprach von „Bockmist“ und forderte eine Prüfung, ob Schadenersatzansprüche bei den damaligen Akteuren (Baufirma, Architekt, Statiker) geltend gemacht werden können. Das habe die Verwaltung noch nicht abschließend geprüft und sei ebenso schwierig wie vermutlich auch langwierig, so Claudia Schulte.

Sie richtete den Blick in die Gegenwart. Mit einem veränderten Grundriss und neuen Balken ließe sich das Haus stabilisieren, sagte Beckschulze. Heraus kämen auf drei Etagen Büroflächen von 308 Quadratmetern und ein neues Trauzimmer. Das müsste ohnehin saniert werden, wobei dabei keine Luxus-Version angedacht sei.

In ihren Argumenten für den Erhalt des Zwei-Schwerter-Hauses führte Schulte sowohl harte als auch weiche Faktoren an. „Das Haus mit dem Stuck und schönen Räumen hat wahnsinnig viel Potenzial, steht an einem historischen Platz und gehört zum Ensemble der Verwaltung, die ohnehin zergliedert ist.“ Auch unter Denkmal-Aspekten könnte hier „ein neues Highlight für Her­decke“ entstehen, das technisch und in Sachen Brandschutz ein Vorzeigeprojekt werden kann. Ebenfalls eine Rolle spielt die Rathaus-Sanierung in 2017, wofür das Amtsgebäude am Stiftsplatz als vorübergehendes Ausweichquartier eingeplant sei. Demgegenüber will sich die Stadt laut Beigeordnetem Frank Zagler von ihrem Haus in der Bahnhofstraße 2 (Sozialamt) trennen.

Gerigk brachte die HGWG als neue Eigentümerin des Zwei-Schwerter-Hauses ins Spiel und sprach sich für die Sanierung aus. Christopher Huck (FDP) stimmte nicht nur wegen des „Schadensersatz-Dilemmas“ dagegen. Er verlangte zwecks Kostenvergleich das Aufzeigen anderer Lösungen, also ob die genannten Ämter anderswo unterkommen könnten, etwa in der Nachbarschaft im Sparkasse-Gebäude oder beim GVS in der ­Goe­thestraße. Dem erteilte Schulte eine Absage, dagegen würden weiche Faktoren und kurze Wege sprechen.

Während Rutger Booß (für Die Linke) sich angesichts fehlender Alternativen „unter Druck gesetzt“ fühlte, ist die SPD trotz vereinzelter Kritik an der Verwaltung für die Sanierung, sofern das neue Haus barrierefrei wird. Die CDU will das Ensemble im Herzen Herdeckes bewahren und stimmte dem Umbau zu, sofern ein nachhaltiges Nutzungskonzept vorliege. Nach Klärung der haushaltsrechtlichen Fragen könne die Politik bei vermeintlichen Planungsfehlern immer noch die Reißleine ziehen, so Georg Torwesten (CDU).