Wetter. . Weiter geht’s mit dem Jubiläum 200 Jahre Demag: Ein Vortrag von Dr. Dirk Reder lockt viele Geschichts-Interessierte zur Lichtburg. Starke Fotos.

Nächste Station der Feierlichkeiten zum 200-jährigen Bestehen der Demag: Der erste von vier historischen Vorträgen in 2019 sorgte für einen vollen Lichtburg-Saal. Bei freiem Eintritt konnten das Kulturzentrum und Vertreter des Traditionsunternehmens ca. 100 Interessierte begrüßen, die sich mit dem Redner Dr. Dirk Reder auf eine Zeitreise begaben.

Kleiner Wermutstropfen: Der Gründer und Gesellschafter des Kölner Geschichtsbüros Reder, Roeseling und Prüfer, das die Chronik zu den Entwicklungen von 1819 bis 2019 geschrieben hat, ist nach eigenen Angaben nicht der Demag-Experte. Das sei seine Kollegin, die aber verhindert war. Daher stellte sich Reder ans Rednerpult.

Nach einer kurzen Begrüßung des Jubiläums-Koordinators Christoph Kreutzenbeck begann der Referent, von seinem Skript abzulesen. Nachteil: Dr. Dirk Reder hielt sich eine Stunde lang strikt an seine Vorlage, daher wirkte der Vortrag etwas steif. Kleine technische Probleme fielen weniger ins Gewicht.

Fragerunde recht  schnell beendet

Die anschließende Fragerunde kam nur schwer in Gang. Reder räumte nach der Kritik eines Gastes etwa ein, dass er soziale Aspekte wie das Demag-Orchester nicht erwähnt hatte.

Zur Nachfrage, was mit dem leerstehenden Verwaltungs-Hochhaus passiert und welche Pläne es gibt, konnte Kreutzenbeck nichts Neues sagen.

Großer Pluspunkt: Wie schon im Buch „Von der Mechanischen Werkstätte zum Global Player“ konnte der Historiker mit vielen Bildern die Zuhörer beeindrucken. So entstand vor allem zu den entscheidenden Demag-Persönlichkeiten eine gewisse Nähe, wobei auch die Fotos aus den Werken, von Produkten oder zur Zeitgeschichte mit lokalem Bezug echte Hingucker waren.

Einteilung in vier Kapitel

Dr. Reder hatte seinen Vortrag in vier Kapitel eingeteilt. Los ging es mit den Gründerjahren und Friedrich Harkorts „Mechanischer Werkstätte“ auf Burg Wetter. Als die Ruhr noch schiffbar war, warb der Industriepionier englische Fachkräfte ab und machte sich – nach heutigen Maßstäben – der Industriespionage schuldig. Über die Entwicklung des zweiten Demag-Vorgängerbetriebs, der Firma Stuckenholz mit Direktor Wolfgang Reuter, ging es dann mit Abstechern zum Bau des Gotthard-Tunnels oder der Titanic durch das 19. Jahrhundert.

Reders zweites Kapitel begann mit der Fusion zur Deutschen Maschinenfabrik AG 1910 und den wechselhaften Jahren durch die zwei Weltkriege mit zwischenzeitlicher Weltwirtschaftskrise. Die Demag kam dank guter Auslandsgeschäfte recht unbeschadet durch diese schwierige Zeit, wobei das Unternehmen („Reuters gesammelte Werke“) auch die Nazis unterstützte und von vielen Rüstungsaufträgen profitiert. Und zugleich in Wetter Zwangsarbeiter oder in Berlin KZ-Häftlinge beschäftigt.

„Das Feld der Demag ist die Welt“

Im dritten Teil seiner Ausführungen schilderte der Referent den Weg zum „Global Player“ und die Exporterfolge in den 1950-er Jahren. „Das Feld der Demag ist die Welt“, hieß es etwa bei der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an Hans Reuter, den Sohn des ersten Generaldirektors. Innovative Produkte wie der erste Kettenzug (der „kleine Demag“) oder der Kranbaukasten sorgen dafür, dass die Fördertechnik-Sparte in Wetter beispielsweise 1969 als „bestes Pferd im Stall“ gilt.

Zum Schluss wies Reder auf die wechselnden Eigentümer seit der Mannesmann-Übernahme hin. Das Fazit des Historikers: „Die Geschichte zeigt, dass für die Demag Veränderungen normal waren.“