Wetter. . 200 Jahre Demag und die Gründung der Mechanischen Werkstätte 1819 feierten Gäste im Stadtsaal. Kurzweilig kam die wechselvolle Geschichte daher.
Auch ein Spitzenkoch der Sterne-Kategorie hätte bei diesem Rezept seine Mühe: Man nehme 200 Jahre Firmengeschichte, vermische die Anfänge um Friedrich Harkort mit der wechselhaften Entwicklung der Demag und verrühre all das zu einer geschmackvollen Veranstaltung. Wer die geladenen Gäste beim Festakt im Stadtsaal von Wetter am Samstagmittag angeregt plaudern und essen sah, blickte in zufriedene Gesichter. Zweieinhalb Stunden hatte zuvor der historische Abriss gedauert, der häufig auch Bezüge zur Gegenwart und Zukunft beinhaltete. Der laute Applaus signalisierte oft, das die Kombination aus Informationen und Unterhaltung gut ankam.
Auch anschließend lobten alle Gesprächspartner den kurzweiligen Ablauf. Zumal bei solchen Anlässen schon mal wissenschaftliche Abhandlungen Überhand nehmen können. Das Motto im Stadtsaal lautete aber eher: lieber Trockenes trinken als trocken feiern. Ob das auch an den Finnen lag? Bekanntlich gehört die Demag seit 2017 zum Konecranes-Konzern, dessen oberste Vertreter um Vorstands-Chef Panu Routila ebenfalls zum Festakt nach Wetter kamen. Die souveräne Moderatorin Gisela Steinhauer, bekannt aus WDR-2-Radiosendungen und mit Demag-Jubilar-Veranstaltungen vertraut, begrüßte die Skandinavier in deren Muttersprache und gab zu Beginn vor: „Ich weiß, wie sensationell gut diese Firma feiern kann. Und vom Goethe-Institut in Helsinki habe ich mir sagen lassen, dass finnische Manager das auch können.“
Gleichwohl standen beim ersten Höhepunkt der Jubiläums-Feierlichkeiten eher Grußworte, Musik, Video-Clips mit Beiträgen von Mitarbeitern aus dem Werk und eine Zeitreise im Mittelpunkt. Zwei Sprecher skizzierten in drei Blöcken die wechselhafte Historie der Demag mit verschiedenen Meilensteinen, Krisen und Veränderungen. Offensichtlich: Geschichte wiederholt sich. Mal wuchs die Belegschaft, dann folgte ein Stellenabbau. Die rund 250 Gäste erfuhren, wie sich die Demag vom Industriekonzern hin zum Kran-Spezialisten entwickelte.
„Bodenständig geblieben“
Dabei betonte vor allem Geschäftsführerin Carolin Paulus die Bedeutung eines jeden Angestellten. Das Unternehmen „ist über all die Entwicklungen hinweg bodenständig geblieben.“ Und vor allem mit Blick auf die Wohnungen für die Belegschaft, die nach 1870 entstanden, sagte Paulus: „Die Demag und Wetter haben sich gegenseitig geprägt, das Werk ist ein integraler Bestandteil des Orts.“
Zwei weitere Termine im März
Nach dem Konzert-Auftakt im Februar und dem Festakt für geladene Gäste gehen die Jubiläums-Feierlichkeiten mit zwei Terminen in diesem Monat weiter.
Am 20. März bietet das Stadtmarketing Wetter eine Führung an, die durch die Freiheit und das Werk in der Ruhrstraße geht.
Ein historischer Vortrag steht am 26. März auf dem Programm. Dr. Dirk Reder vom Kölner Geschichtsbüro Reder, Roeseling & Prüfer hat die Demag-Firmenhistorie erforscht und berichtet darüber ab 19 Uhr in der Lichtburg.
Diesen Ball nahm Bürgermeister Frank Hasenberg auf. Er lobte zunächst den Pioniergeist Friedrich Harkorts, als dieser 1819 für 2100 Taler die Mechanische Werkstätte in der Freiheit gründete (und später auch den Bau des Krankenhauses vor Ort vorantrieb). Wetter sei die Keimzelle der Industrialisierung Deutschlands, die Bürger hier stehen solidarisch an der Seite der „Demagogen“. Hasenberg: „Wetter und die Demag gehören zusammen. Das ist so und muss so bleiben.“ Manche verstanden dies als Mahnung, schließlich hat der Betrieb seit der Jahrtausendwende fünf Eigentümer-Wechsel und viel Unruhe hinter sich.
Mehrfach fiel das Wort „stolz“, auch bei Panu Routila. Der finnische Konecranes-Generaldirektor verkündete auf Deutsch gute Nachrichten: Die seit 2017 laufende Fusion habe die Erwartungen des Mutterkonzerns übertroffen, die Geschäftszahlen seien sehr erfreulich („Alle Bereiche wachsen“), die Rentabilität habe sich verbessert. Zudem habe das Werk in Wetter den Zuschlag für den neuen Elektro-Kettenzug erhalten. An der Ruhrstraße starte in diesem Jahr die Umsetzung des „überzeugenden Fertigungskonzepts“ für das neue Produkt mit dem Vertrieb in Europa, Nahost und Afrika.
Diese Ankündigung steht stellvertretend für die Demag und ihre lange Geschichte: In Wetter verwurzelt, aber längst weltweit aktiv.