Wetter/Herdecke/EN-Kreis. . Die Polizei im Ennepe-Ruhr-Kreis veröffentlicht nicht mehr, wann sie wo die Geschwindigkeit misst. Der EN-Kreis gibt die Stellen weiter bekannt.

Seit Jahren veröffentlicht diese Redaktion täglich auf der ersten Lokalseite jene Stellen, an denen Autofahrer mit Radarkontrollen rechnen müssen. So auch in dieser Woche. Allerdings fehlen dort Angaben von der Polizei des Ennepe-Ruhr-Kreises. Die Behörde hatte jüngst bei der Vorstellung der Unfallstatistik bekannt gegeben, dass sie ab dem 4. März vorerst keine Straßennamen und damit auch keine Örtlichkeiten in Wetter oder Herdecke mit entsprechenden Blitzer-Standorten veröffentlichen will.

Begründung: „Der landesstrategischen Ausrichtung folgend, werden Geschwindigkeitskontrollen nicht mehr standortgenau angekündigt.“ Gemeint sind damit übergeordnete Stellen von Polizei und NRW-Innenministerium. Und dann heißt es noch von der EN-Behörde: „Verkehrsteilnehmer sollen nicht langsam fahren, weil sie wissen, dass dort gemessen wird, sondern weil es die vorgeschriebene Höchstgeschwindigkeit vorgibt.“

Mit dem Verzicht auf exakte Angaben ist die EN-Polizei eine Art Vorreiter. Denn die benachbarten Polizeipräsidien Bochum (auch für Witten zuständig) und Hagen beispielsweise haben für die laufende Woche noch genaue Radar-Kontrollorte veröffentlicht.

Weitere Irritation: Der Ennepe-Ruhr-Kreis will weiterhin wöchentlich bekannt geben, an welchen Tagen und wo genau Verkehrsteilnehmer mit Blitzern rechnen müssen, heißt es auf Anfrage. Im Einsatz für den Kreis seien auch künftig drei entsprechend präparierte Fahrzeuge. Darum kümmern sich ein Mitarbeiter in Vollzeit und fünf 450-Euro-Kräfte.

Schwere Unfälle verhindern

Sonja Wever als Sprecherin der EN-Polizei erläutert derweil, was hinter dieser neuen Maßgabe für das Land Nordrhein-Westfalen steckt. Hohe Geschwindigkeiten seien nach wie vor der Hauptgrund für Verkehrsunfälle mit schweren Folgen. Dagegen gehe die Behörde seit Jahren mit unterschiedlichen Schwerpunkt-Ansätzen vor, doch die gewünschten Ziele konnte die hiesige Polizei bislang nicht in dem erhofften Umfang erreichen.

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„Beabsichtigt ist, dass wir bei Geschwindigkeitskontrollen vermehrt in den persönlichen Kontakt mit den Autofahrern kommen und mit ihnen über das Fehlverhalten sprechen“, so Wever. Der Verkehrssünder soll im Idealfall also nicht einfach nur sein per Brief zugeschicktes Knöllchen bezahlen oder auf möglichst wenige Punkte in Flensburg hoffen, sondern zur Einsicht kommen und Verständnis für das Tempolimit aufbringen. Es gebe also weiterhin Messungen mit Beamten am Straßenrand, zusätzlich sollen aber Polizisten verstärkt die Raser herauswinken und auf ihr Vergehen ansprechen.

Vier Varianten stehen der EN-Behörde bei der Geschwindigkeitskontrolle zur Verfügung. Auf ein Laser-Gerät kann demnach jede Wache zurückgreifen. Weiter im Einsatz: das ESO-Messgerät mit verschiedenen Kameraperspektiven und das Provida-Krad. Nicht zu vergessen das parkende Auto, in dessen Kofferraum Fotos entstehen. „Unsere Radarwagen müssen ja nicht unbedingt mit Polizeibeamten besetzt sein“, sagt Sonja Wever und ergänzt, dass ihre Kollegen nun verstärkt verkehrserzieherische Gespräche führen wollen.

Mehr Personal

Bedeutet das nicht auch mehr Personal? Ja, antwortet die Behörden-Sprecherin und verweist auf zusätzliche Stellen, die bei der Polizei ausgeschrieben sind bzw. auch mit Regierungsbeschäftigten besetzt werden. „Das ist ja schon länger bekannt, dementsprechend können wir auch mehr Leute für Verkehrsangelegenheiten und den persönlichen Kontakt abstellen.“