Herdecke.. Viele Emotionen weckte der Crash-Kurs in der FHS: Einsatzkräfte aus dem Kreis warnen junge Autofahrer eindringlich vor Verkehrsgefahren.


Das geht unter die Haut. 280 Jugendliche aus dem Gymnasium und der Realschule sowie aus einer Polizeiklasse geben in der FHS-Aula mitunter keinen Mucks von sich, als Einsatzkräfte aus dem Ennepe-Ruhr-Kreis dramatische Unfallgeschehen mit tödlichem Ausgang schildern. Das Projekt Crash-Kurs NRW zielt darauf ab, jungen Fahranfängern und Beifahrern die Gefahren im Straßenverkehr aufzuzeigen. Und das auf heftige Art und Weise. Einige Schüler verlassen weinend die Aula, sofort sind psychologische Betreuer da.

Mehrmals spielen Polizisten Radiomeldungen ab, die von tödlichen Dramen im Kreis aus der jüngeren Vergangenheit handeln. Auch die direkte Ansprache an die Schüler scheuen die Beamten Sonja Nestmann und Jörg Reifenschneider nicht. „Eure Altersgruppe verursacht die schwersten Unfälle, andere Fahrer haben mehr Erfahrung.“ Es geht noch heftiger, ist doch von den „Killern im Straßenverkehr“ die Rede, was immer wieder mal auf Alkohol, Drogen und Ignorieren der Gurtpflicht zurückzuführen sei.

Kurz ist etwa der Frontal-Crash auf der B54 in Herdecke am 17. Februar 2014 Thema, als wohl eine Handy-Ablenkung einer jungen Dortmunderin das Leben kostete. Notarzt Dr. Ludwin Ritter warnt: „Zwei oder drei Sekunden Ablenkung können entscheidend seien.“

Die Polizisten Simona Korte und Andre Zollingkoffer blicken auf einen Unfall am 19. November 2005 in Sprockhövel zurück, bei dem ein 19-Jähriger alkoholisiert und nicht angeschnallt war, aus dem Auto geschleudert wurde und neun Jahre im Koma lag. Der Sohn eines Polizisten starb schließlich im Februar 2015 an den Folgen der Fahrt, der angeschnallte Beifahrer, der zum Zigarettenholen für eine Party mit im Auto saß, kam gesundheitlich glimpflich davon. „Wer Alkohol getrunken hat, sollte ein Taxi oder die Eltern anrufen.“

Die Freundin stirbt im Auto

Jessica Leppla, Alexander Führing, Björn Windhövel und Markus Heil von der Feuerwehr schildern mit teils erstickter Stimme ihre Eindrücke von Horror-Unfällen. Beispiel Schwelmer Talstraße: „Dort hat ein junger Mann durch sein rücksichtsloses Fahrverhalten und überhöhte Geschwindigkeit seiner Freundin den Tod gebracht, er hat sie gewissermaßen umgebracht. Die Eindrücke und Gerüche von dem Einsatz kehren immer wieder.“ Ähnlich war es am 15. Juni 2006 in Sprockhövel, als drei junge Menschen (zum Teil nicht angeschnallt) starben. Pfarrer und Notfallseelsorger Roland Krämer weiß nicht, warum Gott so etwas zulässt. Er kann sich aber erinnern, wie schwierig die Übermittlung der Nachricht an betroffene Eltern ist. Mit einer Mutter hat er einen Spruch auf einem Grabstein mit Zielrichtung der hinterbliebenen Freunde abgestimmt: „Ihr habt eine Verantwortung.“

Fast 80 Minuten dauert die Veranstaltung. Eine schaurige Stimme, ein nachdenkliches Lied von den Toten Hosen und ein Knall mit Splittergeräuschen sorgen für Emotionen. Die Unterzeile zum Crash-Kurs „Realität erfahren. Echt hart“ ist jedenfalls zutreffend.