Ennepe-Ruhr. . Die Unfallzahlen im Ennepe-Ruhr-Kreis sind erneut gestiegen, dies ist laut Landrat Olaf Schade jedoch kein Grund zur Besorgnis.

  • Polizei: „Die Hälfte der Toten wäre zu verhindern gewesen
  • Handyverstoße stehen besonders im Fokus
  • Behörde will auch den Druck auf Raser erhöhen

Obwohl die Unfallzahlen im Ennepe-Ruhr-Kreis erneut angestiegen sind, hatte Landrat Olaf Schade gute Laune, als der Chef der Kreispolizeibehörde gemeinsam mit Polizeidirektor Klaus Menningen und dem Leiter der Verkehrsdirektion, Dirk Happe, die Statistik des vergangenen Jahres vorstellte: „Wir sind weiterhin spitze in NRW, und der Anstieg ist proportional zu den Zulassungszahlen zu sehen.“ Leider seien aber erneut einige Tote zu beklagen, vor allem Handyverstöße seien ein wachsendes Problem.

Verkehrstote

„Die Hälfte der sechs Verkehrstoten wären durch sichtbare Kleidung zu verhindern gewesen“, sagt Dirk Happe. Denn drei der tödlich verletzten waren Fußgänger, die in der Dunkelheit angefahren wurden – in Schwelm, Gevelsberg und Breckerfeld. Bei den anderen drei Toten ergebe sich kein einheitliches Muster. Ein Mann hatte in Hattingen Gas und Bremse verwechselt, und war eine Friedhofsböschung hinuntergefahren. Ein Alkoholisierter hatte in Schwelm einem 17-jährigen Krad-Fahrer die Vorfahrt genommen, und in Gevelsberg verstarb ein Motorradfahrer, nachdem er versucht hatte, einen abbiegenden Bulli zu überholen.

Motorradfahrer

Das Mehr an Motorradunfällen führt Polizeidirektor Klaus Menningen zu großen Teilen auf eine Sache zurück, auf die er und seine Kollegen keinen Einfluss nehmen können: „Wir hatten 2016 viel mehr gutes Wetter, da kommt das halbe Ruhrgebiet auf Motorrädern zu uns.“ Die Ursachen ändern sich hingegen nicht: Fahrfehler, überhöhte Geschwindigkeit sowie Fehler beim Überholen und Abbiegen, notiert die Kreispolizeibehörde auf den Spitzenpositionen.

Handyverstöße

Das Telefon am Ohr sei nicht mehr so häufig anzutreffen. Was immer mehr zur Mode werde, sei jedoch viel gefährlicher, sagt Dirk Happe: das Schreiben und Lesen von Textnachrichten. „Viele machen sich überhaupt keine Vorstellung davon, wie viele Meter sie zurücklegen, wenn sie nur wenige Sekunden auf das Display schauen“, sagt er. Die Zahl der Autofahrer, die die Beamten dabei ertappen, ist um ein knappes Viertel angestiegen. Dazu komme eine gehörige Dunkelziffer. „Ich will niemandem etwas unterstellen, aber wenn jemand einem anderen auffährt und das selbst nicht erklären kann, liegt der Verdacht nahe, dass ein Blick auf das Telefon mit im Spiel gewesen ist“, sagt Happe.

Unfallfluchten

Die Quote bleibt seit bald zehn Jahren konstant: Etwas mehr als jeder fünfte Unfallverursacher tritt die Flucht an. Damit steigt die Zahl der Flüchtenden von 1453 auf 1530 Fälle. Ist jemand zu Schaden gekommen, werden zwei Drittel der Unfälle aufgeklärt, bei Blechschäden sind es 43,27 Prozent. Vor allem Ältere würden leichte Berührungen oft gar nicht mitbekommen. „Sie sind dann ehrlich erschrocken, wenn die Kollegen plötzlich vor der Tür stehen“, sagt Happe.

Maßnahmen

Strafe und Vorbeugung gehen Hand in Hand. Zur Prävention zählt auch der Blitzmarathon, der in der öffentlichen Diskussion landesweit zunehmend wegen des immensen Personaleinsatzes in die Kritik gerät. Schade gibt sich diplomatisch: „Wir haben das immer hinbekommen, aber so eine Geschichte können wir auch nicht aus der Hüfte schießen.“

Die vielen Aktionen, die seit Jahren laufen, werden fortgeführt. Neu sind Schwerpunkteinsätze mit Blick auf Handyverstöße. „Das kommunizieren wir jedem Beamten ganz klar, dass wir nichts durchgehen lassen, wenn nicht parallel etwas Schwerwiegenderes vorliegt“, sagt Dirk Happe, der zudem den Druck auf Raser durch unangekündigte Geschwindigkeitskontrollen erhöhen will.