Wetter. . Kritik aus Wetter am Entwurf zum Regionalplan: Die Mehrheit ist gegen Gewerbe an der Vorderen Heide, dafür ließe sich am Nielande was entwickeln.

So etwas lässt sich wohl als konstruktive Kritik titulieren: Der Stadtentwicklungs-, Wirtschaftsförderungs- und Bauausschuss kam in Wetter zu einer Sondersitzung zusammen, um den vorliegenden Entwurf des Regionalplans zu beraten. Dabei klang immer wieder Unzufriedenheit durch, da die Vorlage auf alten Zahlen beruhe und es zu enge Vorgaben im Sinne einer lokal gesteuerten Stadtentwicklung gebe. Am Ende stimmten alle Fraktionsmitglieder für die Ausweisung einer neuen Gewerbefläche nahe der Hagener Stadtgrenze in Volmarstein.

Im Verlauf der bekannten Diskussion um die Vordere Heide an der A1, wo sich laut Plan-Entwurf auf 28,7 Hektar flächenintensives Großgewerbe (Logistik, Speditionen) niederlassen könnte, richtete die SPD den Blick auf die bestehenden Firmenansiedlungen im Gebiet Am Nielande. Ralf Gesien schlug im Namen seiner Fraktion vor, dort das Gewerbegebiet abzurunden und ein derzeitiges Waldstück von rund 3,5 Hektar direkt unterhalb/südlich des Altenhofer Wegs für Unternehmen auszuweisen. „Angesichts des Horrorkabinetts, welche Großbetriebe sich an der Vorderen Heide niederlassen könnten, ließe sich so kompensatorisch etwas anbieten.“ Dem folgten alle Parteien, so dass abschließend der Rat am 14. Februar darüber befinden kann.

Dabei war diese Einstimmigkeit bei der Bewertung der Vorderen Heide nicht gegeben. Die meisten Politiker und auch Vertreter der Stadtverwaltung lehnen diesen so genannten „regionalen Kooperationsstandort“ ab, da sich dort im Sinne eines interkommunalen Angebots auch externe Unternehmen in einer Größenordnung von acht Hektar oder mehr niederlassen könnten. „Das könnten wir aber nicht alleine steuern“, sagten sowohl Peter Zinn (SPD) als auch Bürgermeister Frank Hasenberg, die wiederum zuvorderst Potenziale für heimische Firmen in den Vordergrund rücken wollen.

CDU und FDP: Option bewahren

Dagegen sagte Sabine Mayweg, die für die CDU im Ruhrparlament sitzt und dort über den Regionalplan abstimmen wird, dass sie die Vordere Heide als Option zur Gewerbeansiedlung sehe. Auch wenn acht Hektar für einen Betrieb zu groß seien, bleibe es ja eine kommunale Entscheidung, was dort geschehe. So argumentierte auch Doris Hülshoff für die FDP. „Uns fehlen Flächen für Firmen, das konnten wir nun ja wieder im Zusammenhang mit Abus und deren Erweiterungs-Idee auf Hasper Seite lesen. Daher sollten wir uns die Vordere Heide als Möglichkeit für die nächsten 20 Jahre oder länger bewahren.“ Dem widersprachen die SPD, Bürger für Wetter und die Grünen.

Sell sieht beschränkte Entwicklungsmöglichkeit

Der Regionalplan-Entwurf sieht für Wetter eine Zunahme von 60 Hektar Gewerbeflächen (inklusive Vordere Heide) vor, zugleich auch 50 ha neue Naturschutzgebiete und gar 200 Hektar Landschaftsschutzgebiete. Der regionale Grünzug an der Autobahn umfasse 130 Hektar.

„Wir würden dadurch in unserer Entwicklungsfähigkeit beschränkt, dabei haben wir zuletzt kaum Flächen versiegelt“, meint Fachbereichsleiter Manfred Sell, der diese Dimensionen vor allem wegen der Perspektiven für Wohnsiedlungen ablehnt.

Da es unbestritten einen Handlungsbedarf für Gewerbe gibt, sind dafür auch Flächen am Heringhäuser Feld und „Auf Lumbeck“ vorgesehen.

Die wiederum richteten den Blick noch auf andere Gebiete. Beispielsweise auf den im Regionalplan-Entwurf vorgesehenen Grünzug entlang der A1. Sigrid Haag beantragte, die ablehnende Haltung in der städtischen Stellungnahme zu streichen. „Die einzelnen Häuser dort stören nicht.“ Gerd Michaelis (BfW) entgegnete, dass Grundstücksbesitzer etwa an der Köhlerwaldstraße ihre Flächen womöglich für nachfolgenden Generationen bebauen wollen, was bei einer Grünzug-Ausweisung nicht möglich wäre. Und Fachbereichsleiter Manfred Sell wies darauf hin, dass bei einer Änderung des Flächennutzungsplans in diesem Zusammenhang gar eines Tages der Abriss von Wohnhäusern drohe – ohne Chance zur Neubebauung. „Das wäre dann ja eine Art Enteignung durch die Hintertür“, sagte Rainer Peitz von der CSR. Alle Fraktionen lehnten dann den Grünen-Antrag ab.

Insgesamt gab es viel Lob für die Verwaltungs-Stellungnahme, die Birgit Gräfen-Loer vom Fachdienst Stadtentwicklung vorstellte. Sie betonte, dass sie das Trienendorf und Wengerns Ortskern trotz des vermeintlich trennenden Friedhofs weiter als einen Siedlungsbereich ansieht und auch für das Berufsbildungswerk in Volmarstein Entwicklungsmöglichkeiten bestehen sollten. „Wir stehen im regelmäßigen Austausch mit der Evangelischen Stiftung und wissen, dass es da Wünsche für Anbauten oder Erweiterungen gibt“, ergänzte Sell.

Spielraum nicht zu sehr einengen

Aus der Sicht der Verwaltung sollte es im Regionaplan-Entwurf daher keine parzellenscharfen Abgrenzungen geben, um einen Spielraum für eine „dynamische Entwicklung“ (Peter Zinn) und Tauschoptionen für Flächen in der Zukunft zu behalten. Dieser Gesamt-Bewertung schlossen sich so gut wie alle Fraktionen an. CDU und FDP enthielten sich vorerst, signalisierten aber Bereitschaft zur Zustimmung.