Wetter. . Bei der Demag in Wetter stehen 400 Arbeitsplätze auf der Kippe. Während es Investitionszusagen gibt, warten alle auf den neuen Tarifvertrag.

Eindrucksvoll begann am Donnerstag die Demag-Betriebsversammlung: Ein Trompeter spielte zum Einmarsch von 400 Mitarbeitern, jeder trug ein schwarzes Kreuz und symbolisierte, dass 400 Stellen im Werk Wetter auf der Kippe stehen. Die Kranbauer sorgen sich – mal wieder – um den Traditionsstandort und zeigten dies auch mit einer kurzen Protestaktion am frühen Morgen vor Tor 2 an der Ruhrstraße.

Nach der Übernahme durch den langjährigen Konkurrenten Konecranes Anfang 2017 „ist nun die Katze aus dem Sack“, so Betriebsrats-Vorsitzende Petra Nijhuis. Circa. ein Viertel der 1600 „Demagogen“ in der Harkortstadt müssen womöglich bis Ende 2020 um den Job bangen. Wobei Zahlen und zeitliche Prognosen unter Vorbehalt stehen. Seit dem Sommer laufen Verhandlungen des Arbeitgeberverbands und der IG Metall, die einen Zukunftstarifvertrag für die Demag in Wetter abschließen will. Ob dieser schon unterschriftsreif jetzt im November nach der dritten Gesprächsrunde vorliegt, ist derzeit ungewiss.

Demag-Betriebsrat: "Der Stellenabbau kann alle Bereiche treffen"

„Die Betroffenheit in der Belegschaft ist groß, der Stellenabbau kann alle Bereiche treffen, die Versammlung war sehr emotional“, berichtete Yvonne Eisenblätter vom Betriebsrat. Dieser regte Gespräche mit der Geschäftsführung an, „damit die Salami-Taktik ein Ende hat“. Denn im Zuge von Einsparungen, Synergieeffekten, Produktharmonisierungen und Einschnitten im Schwesterwerk Uslar wollen die Arbeitnehmervertreter um bestmögliche Perspektiven kämpfen, zumal Anfang des Jahres nur 35 Stellen als vakant galten.

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„Wenn es sein muss, gehen wir für jeden Arbeitsplatz täglich auf die Straße. Wir können die Eskalationsstufe hochfahren, um fast 200 Jahre Demag-Qualität und den weltweit guten Ruf zu bewahren“, sagte IG-Metall-Bevollmächtigter Jens Mütze. Und nannte für die Arbeitnehmer Eckpunkte zum Zukunftstarifvertrag: Laufzeit bis 2030, Standortgarantie, keine betriebsbedingten Kündigungen, Sozialplan, Tarifbindung und eine Mindestzahl an Arbeitsplätzen, die bei 1000 plus x liege. „Das soll hier nicht die verlängerte Werkbank von Konecranes werden, wir bestehen auf ein zukunftsfähiges Standortkonzept und wollen anstehende Veränderungen sozialverträglich mitgestalten, um jungen Leuten ebenso Chancen aufzuzeigen wie erfahrenen Kollegen Altersteilzeitmodelle anzubieten“, sagte Mütze, während Nijhuis im Sinne des Erhalts vieler Arbeitsplätze kreative Lösungen einfordert.

Konecrans will in Wetter 27 Millionen Euro einsparen

Die Belegschaft erfuhr, dass Konecranes über Maßnahmen in Wetter 27 Mio. Euro einsparen will, das sei bei derzeit solider Marktlage und Auftragsvolumen nur über Umstrukturierungen zu erreichen.

Geschäftsführerin Carolin Paulus sprach mit Blick auf den Zusammenschluss der Demag mit Konecranes von einem laufenden Prozess, der weiter geht. „Derzeit haben wir einen Zwischenstand bei den Analysen auf vielen Ebenen. Daher wollen wir keine Zahlen kommentieren und das Ganze im Blick behalten, auch wenn wir die emotionalen Reaktionen und die Unruhe in der Belegschaftnachvollziehen können.“ Die langjährige „Demagogin“ bestätigte aber, dass ein Stellenabbau nicht zu vermeiden sei.

Bald Entscheidung zur Kettenzug-Produktion

Unklar ist, was mit der Kettenzug-Produktion in Wetter passiert. Sollte dieser nicht mehr hier hergestellt werden, könnten weitere 90 Stellen wegfallen. Mit einer Entscheidung sei Mitte November zu rechnen.

Als Vorlage zum Zukunftstarifvertrag gilt eine Vereinbarung im Schwesterwerk Uslar aus Juni.

Investitionen im Werk in Wetter

Nach einigen Eigentümerwechseln, dadurch fehlender Kontinuität und einem härteren Wettbewerbsumfeld in einigen Bereichen gehe es für die Verantwortlichen nun um Produktionsverbesserungen, kürzere Wege, Modernisierungen und Aspekte wie Automatisierung oder Digitalisierung. Dafür soll es im teils veralteten Werk Wetter bis Ende 2020 Investitionen von acht Millionen Euro geben.

Langfristige Standortzusagen nennt Paulus wegen wechselnder Marktanforderungen in der Welt „schwierig. Wir streben über hoffentlich weiterhin konstruktive Gespräche eine ausbalancierte Einigung an. Der Wunsch nach Sicherheit ist verständlich. Wir wollen jetzt unsere Hausaufgaben für den vielleicht harten Einschnitt gut machen, um noch an Stellschrauben zu drehen und wettbewerbsfähig zu bleiben.“