Wetter. . Die IG Metall soll für die Demag-Belegschaft mit Konecranes über Tarifbindungen verhandeln. Dabei geht es unter anderem um längere Arbeitszeiten.
Was sich Anfang 2018 andeutete, wird konkreter: Seit Januar 2017 gehört die Demag zum einstigen Konkurrenten Konecranes. Der finnische Eigentümer hatte nach der Übernahme für 1,1 Milliarden Euro erklärt, durch Synergien 140 Millionen € einsparen zu wollen. Standen die ersten Monate noch unter dem Motto des Zusammenwachsens, drohen nun auch im Werk in Wetter Einschnitte zu Ungunsten der Beschäftigten.
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Die IG Metall hatte daher am Dienstagmittag zu einer Mitgliederversammlung eingeladen. Im Casino an der Ruhrstraße informierten die Gewerkschaft und der Betriebsrat von Demag Cranes & Components rund 500 Anwesende über Pläne der Geschäftsführung.
Service-Abteilung ausgliedern
Drei Themen standen im Fokus. So drohen Änderungen für die Gesellschaft Service-Frontline, die von Wetter aus für ganz Deutschland aktiv ist. 300 Demag-Mitarbeiter aus dieser Abteilung sorgen sich, da für sie bald nicht mehr der Flächentarifvertrag infrage kommen könnte, sondern ein zu vereinbarender Haustarif. Dieser würde dann für eine neue GmbH und für alle Service-Sparten von Konecranes gelten, aber auch womöglich schlechtere Konditionen beinhalten. „Wir haben einen Brief mit der Aufforderung bekommen, darüber Verhandlungen aufzunehmen“, so Jens Mütze. Der 1. Bevollmächtigte der IG Metall Hagen spricht von einer „angestrebten Harmonisierung der Tarifbindungen bei der Demag und Konecranes, wobei die ja auch unsere Inhalte übernehmen könnten und wir nicht deren“.
Zu befürchten sei, dass bei einer Aufweichung für eine Abteilung weitere folgen könnten und somit das bestehende Modell für die „Demagogen“ gänzlich in Gefahr geraten könnte. Konecranes-Verantwortliche schlugen bereits vor, dass bei einer Beibehaltung des Flächentarifvertrags die Wochenarbeitszeit von 35 auf 37 Stunden steigen soll. „Warum? Die Auftragsbücher sind voll, das Werk läuft. Dieser Vorschlag ist nicht nachvollziehbar“, meint Mütze.
Zudem fiel wieder das Stichwort „Produktharmonisierung“. Hinter diesem Begriff verbirgt sich das Problem, dass die Demag und Konecranes als einstige Konkurrenten teilweise gleichartige Produkte anbieten. Das betrifft etwa den Kettenzug. Die Geschäftsführung möchte nun aus dem Werk in Wetter und aus Standorten in Finnland, Frankreich oder Tschechien wissen, wer den Kettenzug wohl am effektivsten bzw. günstigsten herstellen kann. „Das ist schon ein seltsames Vorgehen, Standorte gegenseitig auszuspielen, zumal es ja auch um Qualität gehen müsste“, sagt der Gewerkschafts-Vertreter.
Domino-Effekt bei Kettenzug
Da Deutschland nicht gerade als Billiglohnland gilt, könnte das die Chancen der Harkortstadt beeinträchtigen. „Das kann einen Domino-Effekt nach sich ziehen, da auch andere Abteilungen wie die Werkstatt vom einer Ausgliederung der Kettenzug-Produktion betroffen sein könnten“, heißt es aus den Reihen der Demag.
Damit zum Dauerthema Arbeitsplatz-Abbau. Seit Anfang des Jahres, als im Schwesterwerk Uslar die Halbierung der Belegschaft verkündet wurde (statt 100 werden dort wohl „nur“ 80 Kollegen entlassen) stehen im Werk an der Ruhrstraße 35 Stellen auf der Kippe. Die Sorge bleibt, dass es trotz der Verhandlungen mit dem Betriebsrat noch mehr werden könnten.
Streik denkbar
Während in Finnland Gewerkschaften zwar eine Rolle spielen, im Vergleich zu Deutschland aber deutlich weniger Mitbestimmungsrechte haben, sollen nun Jens Mütze und Co. den Demag-Beschäftigten zur Seite stehen. Auch ein Streik sei denkbar.
Die IG Metall will genau hingucken, welche strukturellen Veränderungen Konecranes anstrebt und ob das die bestehende Mitbestimmungs-Kultur gefährde. Mütze: „In den Verhandlungen wollen wir darum kämpfen, damit die Demag ein erfolgreiches Unternehmen bleibt.“ Kosteneinsparungen zu Lasten der Belegschaft und eine reine Fokussierung auf Gewinnmaximierungen seien abzulehnen.