Wetter. . Sorgen bei der Demag in Wetter: Hier stehen etwa 35 Jobs auf der Kippe, Konecranes will im Schwesterwerk Uslar 100 von 200 Stellen streichen.

Recht ruhig war es im vergangenen Jahr bei der Demag. Nachdem der einstige Konkurrent Konecranes aus Finnland die Kranbauer im Januar übernommen hatte, standen die vergangenen Monate im Zeichen des Zusammenwachsens. Das lief ohne größeres Aufsehen ab. Nun der Paukenschlag: Im Schwesterwerk in Uslar will die Geschäftsführung 100 von 200 Stellen streichen, hier an der Ruhrstraße sollen es 35 sein.

Die Befürchtung, dass im Werk in Wetter mit rund 1500 Mitarbeitern weitere Jobs auf der Kippe stehen, war auch während des Warnstreiks am Mittwochmorgen spürbar. Die Polizei sprach von 400 angemeldeten „Demagogen“, ein paar mehr marschierten dann mit lauter Musik und Trillerpfeifen über die Ruhr- und untere Kaiserstraße zum Bahnhof. „Es ist enttäuschend, dass nicht alle Kollegen mitkommen“, sagte Jens Mütze von der Gewerkschaft, die zum Protest aufgerufen hatte. Auch der 1. Bevollmächtigte der IG Metall Hagen verknüpfte die Forderungen im aktuellen Tarifstreit mit den neuen Entwicklungen in der Harkortstadt. „Bei Euch geht es um jeden einzelnen Arbeitsplatz. Vor allem den jungen Kollegen muss man die Angst nehmen“, sagte er und erinnerte an den Stellenabbau in den vergangenen Jahren, als das US-Unternehmen Terex in Wetter verantwortlich war.

"Eindrucksvoller Marsch"

Bei dem laut Mütze „eindrucksvollen“ Marsch durch Alt-Wetter und bei der anschließenden Kundgebung am Rande der Marktstände am Bahnhof spielten neben rockigen Klängen von AC/DC auch Wecker eine Rolle. Diese symbolisierten Aspekte der Arbeitszeit. Laut Mütze liege diese bei vielen Beschäftigten längst nicht mehr bei 35, sondern bei bis zu 40 Stunden in der Woche. Für einige Gruppen will die IG Metall in einem Korridor von zwei Jahren eine Reduzierung auf wöchentlich 28 Stunden. Er warnte auch deutlich davor, die Tarifbindung aufzugeben.

Dann blickte der Gewerkschaftler wieder konkret zur Demag Cranes & Components GmbH nach Wetter. „Wir werden es nicht mitmachen, wenn Konecranes hier nach der Fusion jetzt alles kleiner, schmaler und billiger machen will“, sagte Mütze und sicherte weiteren Werken in Würzburg, Düsseldorf sowie Uslar Unterstützung zu.

Verlagerung nach Estland geplant

Die Motorenfertigung im niedersächsischen Werk der Demag wollen die Verantwortlichen nach Estland verlagern. „Über kurz oder lang ist dieser Standort gefährdet, das könnte auch Auswirkungen für Wetter haben. Daher müssen wir die Kollegen dort solidarisch unterstützen und dürfen uns nicht auseinander dividieren lassen“, sagte Betriebsratsvorsitzende Petra Nijhuis ins Mikrofon.

Beim Blick auf die recht ruhige Übergangszeit mit den Konecranes-Eigentümern fügte sie besorgt hinzu: „Der Schmusekurs hat ein Ende.“ Auch Betriebsrätin Ivonne Eisenblätter, die wie Robin Grunenberg als Jugend-Vertreter kämpferisch zu den Kollegen sprach, stimmte die Belegschaft auf harte Zeiten ein: „Auch hier bei uns steht alles auf dem Prüfstand.“

140 Millionen Euro durch Synergien

Hintergrund: Bei der Übernahme der Demag hatte der finnische Konzern vorgerechnet, dass bis Ende 2019 Synergieeffekte 140 Millionen Euro bringen sollen. Der hiesige Betriebsrat befürchtet, dass dies angesichts einer ähnlichen Produktpalette und angestrebten „Harmonisierungen“ Auswirkungen beispielsweise auf Seil- oder Kettenzüge aus Wetter haben könnte. Konkret bedroht seien im Werk an der Ruhrstraße u.a. bis zu zwölf Arbeitsplätze für Mitarbeiter, die sich um elektronische Kran-Leitungen kümmern. Das soll ins tschechische Slany ausgelagert werden. „Wir wollen und werden Alternativen aufzeigen, zumal die Zusammenarbeit mit Konecranes bisher konstruktiv und gut war“, so der Demag-Betriebsrat.