Herdecke. . Im Alter von 94 Jahren ist die Gründerin des bekannten Herdecker Mini-Hotels, Ines Berger, gestorben. Bis ins hohe Alter führte sie das Haus.
Wer darüber nachdenkt, was die Stadt Herdecke auszeichnet und welche Besonderheiten hervorstechen, landet recht schnell beim Mini-Hotel. Und damit beim Lebenswerk von Ines Berger. Die Gründerin dieser bemerkenswerten Herberge am Bachplatz ist nun im Alter von 94 Jahren verstorben.
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„Mit Ines Berger verlieren wir eine einzigartige Persönlichkeit, die mit viel Herz und außergewöhnlicher Leidenschaft über Jahrzehnte das Mini-Hotel geführt und dieses mit ihrem Wirken weit über die Grenzen Herdeckes hinaus bekannt gemacht hat“, sagt Bürgermeisterin Katja Strauss-Köster. „Viele Herdeckerinnen und Herdecker werden sie vermissen. Mein Mitgefühl gilt der Familie der Verstorbenen.“
Beruf und Berufung
Auch Prof. Dr. Mathias Berger, der Sohn der Mini-Hotel-Gründerin, betont die Leidenschaft und das Herzblut, mit der seine Mutter diese Einrichtung seit Anfang der 1970-er Jahre geführt hat. „Sie war eine kluge, sehr kommunikative und kreative Frau. Kriegsbedingt konnte sie damals nicht studieren. Als dann mein Bruder und ich unser Elternhaus am Bachplatz verlassen hatten sowie das kleine Fachwerkhaus gegenüber frei wurde, hat sie dort ihre Lebensaufgabe gefunden“, berichtet der emeritierte Professor. „Sowohl der Besuch von Prominenten, vor allem aber die vielen persönlichen Begegnungen und Gespräche mit interessanten Gästen haben ihr gefallen.“
Der Mediziner erinnert sich, dass seine Mutter die vielen überregionalen Berichte in Fernsehbeiträgen oder Zeitungen über das Mini-Hotel mit Wohlwollen verfolgte. Übernachteten in der Anfangszeit vor allem Angehörige von Patienten des Gemeinschaftskrankenhauses am Bachplatz 18, gestaltete Ines Berger das alte Fachwerkhaus (1730 erbaut) dann auch immer wieder besonders liebevoll für Hochzeitsgäste. Seit der Jahrtausendwende nutzen überwiegend Pilger und Radfahrer die zwei Einzel- oder das Doppelzimmer.
Montagabend wieder ein Beitrag im Fernsehen
Die Idee zur Eröffnung einer Herberge kam Ines Berger damals nach einem SPD-Rundbrief, wonach Herdecke ein weiteres Hotel gebrauchen konnte.
Im Mini-Hotel übernachteten schon Prominente wie Sänger Roy Black oder Künstler Friedensreich Hundertwasser.
Jetzt am 15. Oktober taucht das charismatische Haus wieder im Fernsehen auf: In der WDR-Sendung „Das Beste im Westen“ geht es um Rekordverdächtiges (das Mini-Hotel stand auch im Guinness-Buch der Rekorde) in Nordrhein-Westfalen.
Im Alter von 92 Jahren reifte bei Ines Berger dann 2016 der Entschluss, ihr Mini-Hotel in verlässliche Hände abzugeben. „Der Betrieb war bis ins hohe Alter für sie ein Ansporn. Doch nach einem Sturz und einer Wirbel-Fraktur konnte sie keine Betten mehr machen, daher suchte sie nach einer Nachfolge-Lösung und war froh über die Dörken-Übernahme“, so Mathias Berger. Im März 2017 eröffnete die Kötterhof Hotelbetriebs UG (dahinter steckt die Dörken-Tochter Delta Wohnungsbau) – nach einer behutsamen Renovierung das Haus wieder.
Leicht seien Ines Berger der Übergang und das Loslassen nicht gefallen, berichten der Sohn und auch ihre Nachfolgerin. „Das ist ja auch verständlich, wer so viel Herzblut investiert hat“, meint die aktuelle Gastgeberin Andrea Schüren. „Als ich ihr aber die weiterhin positiven Einträge im Gästebuch zeigen konnte, hat sie das gefreut. Sie kam bis zuletzt immer wieder ‘rüber und hat sich auf die Bank vor dem Mini-Hotel gesetzt.“
Ehe sie nun der plötzliche Tod aus dem glücklichen Leben riss, habe seine Mutter ihren Frieden mit den Veränderungen schließen können, sagt Mathias Berger. „Sie hat dort Höhen und Tiefen erlebt, war zum Beispiel sehr betroffen, wenn ein Gast ihre Gutmütigkeit ausgenutzt und die Zeche geprellt hat“, so der Neurologe, der in Freiburg lebt und von geringen Gewinnbeträgen des Mini-Hotels berichtet. „Meine Mutter hat gerne Anekdoten und Geschichten ihrer Gäste erzählt. Und sie hat immer gehofft, dass diese besondere Institution Herdeckes eine Zukunft hat.“
Alles bleibt beim Alten
Das ist nun die Aufgabe der Kötterhof Hotelbetriebs UG als Pächterin. „Wir streben keine großen Veränderungen an, wir wollen das Haus im Sinne von Frau Berger weiterführen“, sagt Karl Dörken, der das Mini-Hotel ab 2019 als ergänzende Einheit mit dem dann fertig gestellten Kötterhof sieht, wodurch sich auch der Service am Bachplatz verbessern lasse. „Uns geht es dort auch um den Erhalt der Fachwerk-Substanz. Ansonsten hoffen wir, dass sich über die funktionierende Mund-zu-Mund-Propaganda weiter viele Stammgäste einfinden.“ Das wäre sicher ganz im Sinne von Ines Berger.