Herdecke/Dortmund. . Die Industriedenkmal-Stiftung kommt bei der Sanierung des Koepchenwerks in Herdecke voran. Der bekannte RWE-Schriftzug ist fast fertig.

Eigentlich verwunderlich: Eine Industriedenkmal-Stiftung, die laut Satzung gemeinnützige Zwecke verfolgt, saniert den Werbeschriftzug eines großen Energieunternehmens. Doch die meterhohen RWE-Buchstaben am Herdecker Koepchenwerk sind auch eine Landmarke, die der neue Eigentümer des alten Pumpspeicherkraftwerks im Laufe der umfangreichen Sanierung aufwerten und in diesem Jahr wieder am Hang oberhalb des Hengsteysees aufstellen will.

RWE-Schriftzug

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    Ein Besuch bei der Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur in Dortmund. In der Kokerei Hansa im Stadtteil Huckarde freuen sich Besucher bis Ende Juli über Fotomöglichkeiten auf der roten Couch von Horst Wackerbarth in der großen Maschinenhalle mit den alten Demag-Gaskompressoren.

    Keine 0-8-15-Arbeit

    Ein paar Meter weiter in der Werkstatt schauen Ralf Conredel und Michael Olbrich auf einen großen Buchstaben. Das aufgebockte R sieht aus wie ein P, der untere Teil ist noch nicht ganz fertig. „Das Ende der Arbeiten ist in Sicht“, sagen die ehemaligen Kumpel, die beide früher im Bergbau tätig waren. Die Rekonstruktion eines Schriftzuges ist für sie Neuland. „Das hier ist keine 0-8-15-Arbeit und dauert länger als gedacht, zumal die Kollegen hier in der Zentralwerkstatt auch für unsere anderen 13 Standorte zuständig sind“, so Ursula Mehrfeld, Geschäftsführerin der Industriedenkmal-Stiftung.

    Von den alten Blechen der Buchstaben war nicht mehr viel zu gebrauchen.
    Von den alten Blechen der Buchstaben war nicht mehr viel zu gebrauchen. © Steffen Gerber

    Rückblende. Im September 2017 sind die Stiftungs-Handwerker in Herdecke, um die maroden RWE-Buchstaben am Hang abzumontieren. Schnell ist klar: Den weithin sichtbaren Schriftzug aus dem Jahr 1928, den Mitarbeiter des Energiekonzerns während all der Jahre eher notdürftig repariert haben, können die Schlosser nicht wie geplant wieder herstellen. Zu viel Rost, zu viel Flickschusterei, zu groß der Schaden. „Die Rekonstruktion des historischen Vorbilds soll 1:1 erfolgen, also haben die Kollegen viel getüftelt und gerechnet“, berichtet Mehrfeld.

    Zunächst fertigen die Stiftungs-Mitarbeiter das voluminöse W an, wegen der Dimension müssen sie die große Werkstatthalle umbauen. „Das Problem: Der Buchstabe hat keinen rechten Winkel, was die Sache verkompliziert.“ Dann landet das E auf den Böcken, von der Ursprungsform ist ein einziges Blech übrig, der Rest ist beim Abbau zerbröselt. Die Neukonstruktionen mit dem R zum Abschluss entstehen im Baukasten-Prinzip und rund 200 Einzelteilen. Die Handwerker verschrauben und versteifen diese, die stabilen Winkel sollen Wind und Wetter trotzen. „Das soll für die Ewigkeit halten“, sagen Conredel und Olbrich. „Es hat nicht jeden Tag alles geklappt, aber insgesamt hat die Arbeit auch Spaß gemacht. Unser Anliegen war und ist, das so authentisch wie möglich nachzubauen. Jetzt sehen wir das Ergebnis der Anstrengungen. “

    Die drei sechs Meter hohen Letter entstehen aus vier Tonnen Blech (zwei Millimeter dick). Jedes Element erhält noch in der Gelsenkirchener Lackiererei einen Korrosionsschutz und eine reflektierende Farbe. „Wenn es das Budget hergibt, wollen wir den RWE-Schriftzug auch eines Tages wieder beleuchten und dafür Scheinwerfer auf den Standort am Schieberhaus ausrichten. Derzeit geht es uns um die Grundsicherung des Denkmals“, sagt Ursula Mehrfeld.

    Aufwändiger Aufbau am Hang

    Sie visiert eine Rückkehr des Buchstaben-Trios am Hengsteysee-Hang Ende 2018 (nicht vor Herbst) an. „Wir müssen all das wieder auseinander bauen und einzeln vor Ort zusammenbringen, der Aufbau dürfte Wochen dauern und mehr Zeit benötigen als der Abbau“, erklärt die Stiftungs-Geschäftsführerin und ergänzt, dass dann oberhalb des Koepchenwerks u.a. ein Zaun Vandalen fernhalten soll.

    Wobei zum Denkmal ja weitere Elemente gehören. Während mit der Stadt Herdecke Gespräche über die großen Leitungsrohre am Hang laufen, sind die Arbeiten im Maschinenhaus in der Endphase. Für die Halle am Ufer gibt es schon konkrete Pläne für die Zeit nach der Sanierung, die eher zweckmäßig denn schön ausgefallen sei. „Das Maschinenhaus soll 2019 zugänglich sein, wir wollen da Führungen anbieten, das Konzept dafür steht“, sagt Mehrfeld.

    Maschinenhaus bald fertig saniert

    Die Stiftung sucht bereits Leute, die Gruppen kostenpflichtig auf dem Gelände begleiten und die natürlich auch bei Schulbesuchen Sicherheitsaspekte wegen des laufenden Betriebs im benachbarten Pumpspeicherwerk beachten müssen (Terminabstimmung inklusive). Mehrfeld: „Wir führen diesbezüglich sowohl gute Gespräche mit langjährigen RWE-Mitarbeitern als auch mit der AG Koepchenwerk. Aus beiden Reihen wissen wir, dass da viele die Entwicklungen mit Stolz, Neugier und Herzblut verfolgen.“

    Dabei macht die Stiftung, die für die Instandsetzung einen Millionenbetrag locker macht, auch immer wieder deutlich, dass es ihr zuvorderst um den Erhalt eines besonderen Industriedenkmals geht und dass dies mit einer künftigen Nutzung in Einklang zu bringen sei. „Die Sanierung ist schwer und anstrengend genug, daher sind für uns Aspekte wie das Einrichten einer Gastronomie derzeit noch nicht von Bedeutung. Mal gucken, was sich im Laufe der Zeit da entwickeln lässt“, so die Geschäftsführerin. Trotz all der Mühe sagt Mehrfeld aber: „Wir haben die Übernahme des Koepchenwerks noch nie bereut, ich bin bei jedem Besuch dort von diesem tollen Denkmal überzeugt und stolz darauf, dass es zu unseren Standorten gehört.“