Herdecke. Die Stiftung Industriedenkmalkultur saniert den Schriftzug von RWE. Die drei Buchstaben sollen im Sommer zum Koepchenwerk Herdecke zurückkehren.

Der Blick von der Autobahn auf den Hang über dem Hengsteysee ist nach wie vor sonderbar. Im Ardeygebirge auf Her­decker Stadtgebiet fehlt etwas. Über der Pumpspeicheranlage, das wird sowohl von der A1 aus als auch beim Spaziergang deutlich, steht anstelle des gewohnten Schriftzuges nur ein Gerüst. Die drei Buchstaben RWE hat die Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur, die Ende 2016 das denkmalgeschützte Koepchenwerk von dem Energiekonzern übernahm, im September 2017 abmontiert, um sie in ihrer Werkstatt zu sanieren.

RWE-Schriftzug

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    Und teilt mit: Das riesige „W“ ist bereits fertig. Die Böcke, auf denen es wochenlang gelegen hat, um Stück für Stück rekonstruiert zu werden, sind frei. Nun ist das „E“ an der Reihe. Die Handwerker der Stiftung nehmen sich derzeit in der Zentralwerkstatt in Dortmund den zweiten Buchstaben des RWE-Schriftzugs vor, der seit Jahrzehnten das Schieberhaus des Koepchenwerks am Hang des Ardeygebirges in Her­decke markant ziert.

    Hinten anstellen muss sich demnach noch das große „R“. Insgesamt dauert die Sanierung des Schriftzuges länger als angenommen, wie auf Rückfrage von der Stiftung zu erfahren ist. „Jetzt sind wir aber auf einem guten Stand“, heißt es weiter. Noch eine Ergänzung von der Pressestelle: Für den letzten Buchstaben müssen die Handwerker ebenfalls mehr Zeit als für die beiden Geschwister einplanen, da die Rundungen am „R“ aufwändiger wiederherzustellen seien als die geraden Linien des „W“ und „E“.

    Bleche zerlegt

    Im Zuge der Reparaturmaßnahmen am historischen Pumpspeicherkraftwerk hatten Fachleute die drei sechs Meter hohen Lettern, die unter Denkmalschutz stehen, Stück für Stück vom Tragegerüst, das sich auf dem Dach des Schieberhauses befindet, gelöst. Die Buchstaben bestehen aus einem weißen Vorderblech und einer dahinterliegenden grünlichen Kastenkonstruktion. In einzelne Bestandteile zerlegt, wurden die Buchstaben zur Kokerei Hansa nach Huckarde und in die dortige Zentralwerkstatt gebracht.

    Millimeter-Arbeit in großen Dimensionen – jeder Buchstabe wird Stück für Stück rekonstruiert.
    Millimeter-Arbeit in großen Dimensionen – jeder Buchstabe wird Stück für Stück rekonstruiert. © K.-P.Schneider

    Dort war nach gründlicher Prüfung schnell klar: Alle drei Elemente sind so stark geschädigt, dass eine einfache Instandsetzung nicht mehr infrage kam. Wind und Wetter hatten ihnen ordentlich zugesetzt. In Abstimmung mit der Denkmalbehörde der Stadt Herdecke entschloss sich die Stiftung, alle drei Buchstaben in Eigenleistung zu rekonstruieren.

    Konkret: Die verbliebenen Einzelteile wurden nummeriert. Nun dienen sie als Schablonen und Vorlagen. Die Rekonstruktion sei nicht alltäglich und stellt – laut Mitteilung der Stiftung – eine große Herausforderung an das Geschick der Handwerker dar. Die Bleche werden mit der Flex zugeschnitten, müssen gebohrt, geschweißt und geknickt werden. Bis es dazu kommt, ist Köpfchen gefragt: Jeder Buchstabe für sich ist in vier Teile zerlegbar. Die Schlosser müssen ein genaues Aufmaß ermitteln und exakte Außenmaße erstellen. Das sei Millimeter-Arbeit in großen Dimensionen.

    Einige Stellen an den Buchstaben sind genietet, andere geschraubt, geschweißt und auch mit Silikon zusammengehalten. Nun werden alle rekonstruierten Stücke einheitlich miteinander verschraubt. RWE hatte den Schriftzug im Laufe der Jahre schon früher öfter repariert. Immer wieder begaben sich Schmierfinken ans Werk und hinterließen Graffiti.

    Lackierung zum Abschluss

    Sobald die Buchstaben rekonstruiert sind, reisen sie – wieder zerlegt – in eine Lackiererei, um dort eine spezielle Beschichtung zu erhalten: die Ursprungsfarbe weiß für die Vorderseite; die Kästen erhalten wieder einen blassgrünen Farbton (genau wie das Traggerüst).

    Voraussichtlich im Sommer wird das Trio an seinen Ursprungsort zurückkehren: zum Koepchenwerk oberhalb des Hengsteysees. Wann sie dort wieder angeleuchtet werden und wann es ein Nutzungskonzept für das gesamte Denkmal geben wird, ist weiter offen.