Herdecke. . Ein Kran-Ausleger von 67 Metern war nötig, damit der Ruhrverband die neue Schleuse am Kraftwerk Stiftsmühle in Herdecke einbauen kann.
- Entfernung vom Bleichstein-Ufer zur Flussmitte überwinden
- Alte Anlage nach mehr als 80 Jahren nicht mehr zeitgemäß
- Statt Kurbelantrieb künftig Elektro-Technik
Immer höher steigt der Kran-Ausleger in den Himmel. Am Ende der 67,5 Meter baumelt an zwei Ketten ein Tor. Das muss vom Ufer auf die Mitte des Flusses. Einige Minuten schwebt die schwarze Stahlkonstruktion durch die Luft, zum Glück hält sich der Wind zurück. Dann kümmern sich zwei Monteure, von denen einer mit dem Kranführer per Funkgerät verbunden ist, um die Platzierung.
Spektakuläre Bilder sind am Montag nahe des Freibads Herdecke zu sehen. Am Kraftwerk Stiftsmühle lässt der Ruhrverband eine neue Schleuse mit zwei Stemmtoren einfliegen. Diese sind fünf Meter hoch und wiegen 3,5 Tonnen. Eine Spezialanfertigung der Firma Stahlwasserbau Beeskow aus Brandenburg für die Stauanlage zwischen Ruhr und Harkortsee am Volme-Einfluss. „Die Planungen haben Anfang 2016 begonnen“, berichtet Ruhrverband-Projektleiter Matthäus Schallenberg über das 250 000-Euro-Projekt.
Im November bauten Fachleute die alten Schleusentore aus und setzten ein Provisorium (Dammbalken-Verschluss) ein. „Dabei stießen wir auf Schwierigkeiten. Eigentlich wollten wir die Seitendichtungen beibehalten, die waren aber korrodiert und mussten ebenfalls ausgetauscht werden.“
Monteur Patrick Seibt aus Beeskow erinnert sich, dass viele Teile aus dem Lot geraten waren und Scharniere nicht mehr zu retten waren. Kein Wunder nach der langen Zeit: Die Stauanlage Stiftsmühle wurde 1929 gemeinsam mit dem Hengsteysee in Betrieb genommen, seither gab es nur wenige Sanierungen wie in den 1980er-Jahren, als das 1938 eingebaute Stemmtor überarbeitet wurde. „Eine Wirtschaftlichkeitsanalyse hat ergeben, dass der Austausch mehrere Elemente sinnvoller ist als eine Überarbeitung“, so Schallenberg.
Die wichtigste Veränderung betrifft den Antrieb: Mussten bisher Mitarbeiter die Schleusentore per Handkurbel hochziehen und dabei angesichts der Alterserscheinungen immer mehr Muskelkraft aufwenden, funktioniert das nun per Elektrohydraulik. „Das geht dann deutlich schneller als zuvor“, sagt der Projektleiter. Steuern lassen sich die neuen Hubzylinder und alles weitere am Laufwasserkraftwerk Stiftsmühle, das RWE vom Ruhrverband gepachtet hat, vom Hengstey-Wehr.
Auch Wasserwanderer profitieren
Die Anlage nahe des Freibads dient in erster Linie als Betriebsschleuse für Boote (wie jenes zum Abmähen der Wasserpest Elodea) des Ruhrverbands. Immer wieder können auch Gruppen von Wasserwanderern die Tore passieren. Einzelne Kanuten oder Ruderer müssen hingegen ihr Boot ein paar Meter tragen, um nach der Ruhr zwei Meter tiefer stromabwärts auf dem Harkortsee weiter paddeln zu können.
Auch von der Wasserseite beeindruckten die Bilder, wie der Kran (Tragkraft von 300 Tonnen) nun die 50 Meter Distanz vom Bleichstein-Ufer bis zur Schleuse überwand.