Wetter/Herdecke. . Der Ruhrtalradweg ist aus Sicht von Wetter und Herdecke bei den IGA-Planungen nicht verhandelbar. Anbindungen nach Hagen interessieren aber.

  • Die Planungen für die Internationale Gartenausstellung gehen weiter, auch wenn das Ziel noch in weiter Ferne ist
  • Wetter und Herdecke sind bei Kreisplanungen aktiv
  • Von Hagen will man sich den Ruhrtalradweg nicht nehmen lassen

Während die Hagener Stadtplaner in der vergangenen Woche bereits mit einer ausführlichen Ideensammlung zum Freizeitrevier an den Ruhrseen an die Öffentlichkeit gegangen sind, wirken die Verantwortlichen in Wetter und Herdecke eher im Verborgenen. „Wir stehen nicht so unter Zugzwang, mit allem sofort in die Öffentlichkeit zu gehen“, konterte jetzt der Leiter des Fachbereichs Bauen und Planen im wetterschen Rathaus, Manfred Sell, eine leise Kritik des SPD-Stadtverbandsvorsitzenden Peter Zinn. Der hatte im Hauptausschuss angefragt, wie es denn um die interkommunale Zusammenarbeit stehe, wenn man aus der Zeitung erfahren müsse, dass Hagen schon mit konkreten Projektideen Richtung Fördertöpfe marschiere.

Der Ruhrtalradweg führt seit jeher durch Herdecke und Wetter. Das soll so bleiben, betonen die Stadtspitzen.
Der Ruhrtalradweg führt seit jeher durch Herdecke und Wetter. Das soll so bleiben, betonen die Stadtspitzen. © Steffen Gerber

Treffen auf Arbeitsebene

Dass tatsächlich hinter den Kulissen das Ziel, die Ruhrseen aufzuwerten, nicht aus den Augen verloren wird, bestätigt derweil Uwe Tietz, der als Leiter der Kreisentwicklung am Freitag alle Beteiligten ins Kreishaus eingeladen hatte. Gemeinsam mit einem Vertreter des Regionalverbandes Ruhr, der die Bewerbung zur Internationalen Gartenausstellung (IGA) 2027 auf den Weg gebracht hat, wurden erste Ziele formuliert. „Es gibt drei Stufen bei der geplanten IGA. Zum einen die Zukunftsgärten, die im Ruhrgebiet als Gartenschauen konzipiert werden und dann auch Eintritt kosten“, erklärt Uwe Tietz. Die zweite Stufe sei unter dem Titel „Unsere Gärten“ zusammengefasst und betreffen regionale Projekte, wie das an der Ruhr. Stufe drei richte dann den Fokus sogar auf Privatgärten, die unter dem Motto „Mein Garten“ ebenfalls Teil der IGA werden sollen.

Perlen an Ruhr und Radweg

Für das Kreisprojekt „Unser Garten“ gehe es nun darum, Ideen zu filtern und sinnvoll zusammenzuführen, „damit sie auch präsentabel sind“, so Tietz. Vor allem der Ruhrtalradweg spiele dabei eine große Rolle, aber auch die „Perlen, die entlang des Radweges und der Ruhr liegen“. Gemeint sind damit die beteiligten Städte – neben den Ruhrstädten Herdecke, Wetter und Witten auch die übrigen Kreiskommunen.

Für konkrete Projekte bleibt noch Zeit

Konkrete Projekte müssen für die Internationale Gartenbauausstellung 2027 noch nicht vorgestellt werden, erklärt Kreisentwicklungsplaner Uwe Tietz.

In diesem Jahr müsse allerdings auf RVR-Ebene noch eine Trägergesellschaft gegründet werden, die als Projektentwickler fungiert.

Die Städte Wetter und Her­decke sind beim Projekt „Perlen an der Ruhr“ unter anderem mit ihren Ideen für das Wasserwerk Volmarstein und das Koepchenwerk vertreten.

Mit Witten und Hattingen hatten sich die Planer aus Wetter und Herdecke schon am Tag vor dem Kreistreffen auf Arbeitsebene getroffen. Mit dabei auch Herdeckes Bürgermeisterin Katja Strauss-Köster, die als gelernte Stadtplanerin ein spezielles Interesse an der IGA-Bewerbung hat. Und an der interkommunalen Zusammenarbeit. „Wir führen unsere enge interkommunale Zusammenarbeit fort, um gemeinsam Ideen für die Region zu entwickeln und zu diskutieren“, betont Strauss-Köster, dass ihr die Kooperation mit den anderen Kommunen sehr wichtig sei. Auch mit den Hagener Planungskollegen, die übrigens zu dem Gespräch auf Kreisebene zu einem späteren Zeitpunkt mit eingeladen waren.

Schwimmendes Restaurant

Mit Blick auf die Nachbarn am anderen Ufer hat der wettersche Fachbereichsleiter Manfred Sell keine Sorge, dass dort Entscheidungen getroffen werden, die Wetter schaden könnten. „Es glaubt niemand, dass das, was skizziert ist, auch so kommt“, sagte Sell mit Blick auf die Ideen, Stege in die Ruhr zu bauen oder ein schwimmendes Restaurant am Ufer anlegen zu lassen. Die Idee, eine Gastronomie auf dem See zu platzieren, habe man in Wetter auch gehabt. Aber man solle sich bitte daran erinnern, wie schwer es schon gewesen sei, ein Restaurant auf dem Seeplatz zu etablieren.

An der Stadtgrenze Herdecke zu Wetter gibt es den Blick auf das Cuno-Kraftwerk.
An der Stadtgrenze Herdecke zu Wetter gibt es den Blick auf das Cuno-Kraftwerk. © Steffen Gerber

Sorge um Hagener Pläne

Konkrete Sorge äußerte SPD-Chef Peter Zinn zu den Aussagen aus Hagen, den Ruhrtalradweg auf die Hagener Seeseite zu verlegen. „Das geht gar nicht“, so Zinn, der für diese Meinung auch Unterstützung bei Wetters Bürgermeister Frank Hasenberg (SPD) findet. Da sei wohl eher der Wunsch der Vater des Gedankens. „Die Städte der ersten Stunde dieses Radweges haben sich dagegen verwahrt, dass etwas geändert wird“, sieht Hasenberg des Anspruch von Herdecke und Wetter bereits platziert. Wenn man allerdings neue Verbindungen schaffen würde, wäre das für alle Nutzer und Anlieger interessant.

Tourismuszahlen machen Hoffnung

Herdecke ist ein beliebtes Reiseziel. Das lässt sich aus den Zahlen ablesen, die das Statistische Landesamt IT-NRW für das erste Quartal 2017 herausgegeben hat. Schon im vergangenen Jahr war die Zahl der Touristen, die in der Stadt mindestens eine Übernachtung gebucht hatten, um fast 27 Prozent gestiegen. Ein Wert, der im Vergleich zu 2016 nun nochmals erreicht werden konnten. 8089 Gäste kamen zwischen Januar und März 2017 in Herdecke an, knapp 1700 mehr als im Jahr zuvor. Und der gute Ruf der Stadt spricht sich scheint’s auch über die Landesgrenzen hinweg herum: Die Zahl der ausländischen Gäste ist mit 1228 Menschen im Vergleich zu anderen Städten hoch. 383 Betten stehen derzeit in Herdecke für Gäste zu Verfügung, zwanzig weniger als noch 2016. Wetter muss sich mit etwa der Hälfte der Betten zufrieden geben, in denen auch nur knapp 2000 Gäste nächtigten.

Für die Ruhr Tourismus GmbH, die unter anderen den Ruhrtalradweg vermarktet, zeigt die Tendenz weiter nach oben. „Für die kommenden Sommermonate ist das Ruhrgebiet auch ein tolles Radreiseziel“, sagt Axel Biermann, Geschäftsführer der Ruhr Tourismus GmbH.